Der Druiden-Schatz
hob die Schultern. »Verzichten Sie auf eine Erklärung. Es ist wirklich besser.«
Steel stöhnte wie ein Schwerkranker. Er konnte es nicht begreifen, drehte sich um, stierte auf die Kapelle und schrie wieder seine Befehle. Die Männer schössen. Dabei standen sie wie Denkmäler. Sie hielten ihre Revolver so gesenkt, daß die Mündungen in der Verlängerung eine schiefe Ebene bildeten und auf die Wesen zeigten. Abermals hieben die Kugeln gegen sie, schleuderten sie zurück, doch es hatte keinen Sinn. Die anderen verstanden es stets, sich zu erheben und sich neu zu formieren.
»Das kann nicht sein!« hauchte der Industrielle. »Das kann nicht sein! Was sollen wir tun?«
Eine gute Frage, auf die weder Suko noch ich eine Antwort wußten. Bis ich noch einmal auf die Kapelle schaute.
»Da hinein!«
»Was?« schrie Steel.
»Ja, kommen Sie!«
Auch Suko war einverstanden. Nun lief er vor und schnappte sich die angststarre Frau. Sie selbst war kaum fähig, noch zu laufen. Suko schleifte sie kurzerhand mit.
Noch hielten sich die Schatten innerhalb des Gemäuers, sie hatten die Aktion den anderen überlassen, die sich uns immer mehr näherten und bereit waren, zu vernichten.
Sie sollten das Grab schützen und die Frevler umbringen. Daran hielten sie sich.
Auch im Grab selbst tat sich etwas. Ich sah es, als ich auf dem Weg zur Kapelle einen Blick zurückwarf.
Chilea kletterte hervor.
Es war ein unheimliches Bild, das mir da geboten wurde, denn ich sah den Schädel noch nicht, dafür die knöchernen Hände, die sich um den Rand der Grube gekrallt hatten, das Gewicht hochdrückten, so daß auch der blanke Kopf erscheinen konnte.
Ein grünlich leuchtender Schädel, der sich deutlich vom dunkleren Rand der Erde abhob. Er schien in seinem Innern zu leuchten, denn sogar in den leeren Augenhöhlen glomm es auf.
Chilea hatte nicht aufgegeben. Fast zweitausend Jahre war es her, daß man die begraben hatte, die sich Königin der Druiden nannte. Zweitausend Jahre?
Mir kam es vor, als wäre es erst vor Sekunden gewesen. In der Tat hatte ich durch Druidenmagie eine wahnsinnige Zeitspanne überbrückt. Ich zuckte zusammen und duckte mich unwillkürlich, als ich die Schüsse vernahm.
Das harte Peitschen und das Ausschwingen der Echos rollte weit in das flache Land hinein, bevor es irgendwo in der Ferne verhallte.
»Kommt endlich!«
Ich hörte Steel schreien. Seine Stimme klang leise, obwohl er so laut brüllte. Ein Zeichen, daß er sich von mir entfernt hatte. Schnell drehte ich den Kopf.
Suko, Steel, die Frau und die anderen Männer hatten die Kapelle bereits erreicht. Sie waren noch nicht in ihr verschwunden, sondern standen draußen und warteten ab.
Bisher hatte es noch keine Toten gegeben. Ich hoffte, daß es so bleiben würde.
Auch die sechs Gestalten hatten die neue Lage erfaßt. Sie wandten sich der Kirche zu und schnitten mir den Weg schon ab.
»John, komm endlich!« schrie Suko.
Ich winkte ab. »Nein, ich kümmere mich um das Skelett. Nimm du dir die anderen vor.«
»Okay.«
Mein Partner und ich wußten, daß wir uns gegenseitig vertrauen konnten. Wir waren so eingespielt, daß es keinerlei Komplikationen oder Probleme gab.
Um die anderen konnte ich mich nicht mehr kümmern, denn Chilea nahm meine Aufmerksamkeit in Anspruch.
Sie stieg aus dem Grab.
Das Skelett bewegte sich nicht schnell. Wahrscheinlich war es dazu nicht einmal in der Lage. Seine Bewegungen waren gemessen, es dauerte seine Zeit, bis es das Hindernis überwunden hatte, dann aber stand es vor der Grube und wandte dieser den Rücken zu. Ich ging Chilea entgegen.
Meinen rechten Arm hielt ich ausgestreckt. Das Kreuz schaute aus der Faust. Es spürte die Magie der untoten Druidin und verstärkte aus diesem Grund sein Leuchten. Näher und näher kam ich. Das Skelett schaute mich an.
Schon einmal hatte ich mit einem ähnlichen Horrorwesen in Verbindung mit Druidenmagie zu tun gehabt. Das war geschehen, als Jane Collins und Wikka nach einer Möglichkeit suchten, die oberste der Hexen von ihrem grausamen Los zu befreien. [5]
Sie hatten es nicht geschafft, und das Skelett hatte auch nicht überlebt. Konnte ich auch Chilea töten?
Ich sprach sie an.
»Es ist noch nicht lange her, da konnte ich mit ansehen, daß man dich in die Erde versenkte. Guywano hat dafür gesorgt. In seinem Namen spreche auch ich, denn ich will, daß du in der feuchten Erde bleibst und nicht als untote Rächerin durch das Land streifst. Deshalb werde ich dich vernichten,
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