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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stattfinden. Dieses Bild, diese Panik: Ting wird nacheinander zu vier gleichen Morden gerufen …«
    »Sie sagen Mord!« Die Stimme von Herrn Tschao war tadelnd. »Ich höre diesen falschen Ausdruck nicht gern. Es ist ein Angriff! Wir führen Krieg für eine große Sache! Ihr Vorschlag dagegen ist gut. Vier Angriffe hintereinander in Halbstunden-Abständen. Das bringt die Polizei zur Verzweiflung – und Dr. Merker an die Oberfläche! Ich werde das überdenken. Sie bekommen alle noch genaue Informationen und Anweisungen. Auf jeden Fall möchte ich die vier Mädchen sehen. Wo kommen sie her?«
    »Zwei aus den New Territories, eine aus Macao und eine aus Yau Ma Tei. Sie ist bereits vor einem Jahr als ertrunken gemeldet. Ihre Eltern sind weggezogen nach Taiwan. Der Vater arbeitet dort in einem Kamerawerk. Alles völlig sicher, Herr Tschao.«
    »Bereiten Sie die Angriffe vor«, sagte Herr Tschao, hörbar versöhnt. »Der beste Angriffstag scheint mir der nächste Sonntag zu sein. Die Restaurants sind voll, es gibt viele ausländische Touristen. Bis zum Freitag bitte ich um eine Liste der Lokale, die am besten geeignet sind. Ich habe eine eigene Liste und werde sie mit Ihren vergleichen. Die Streuung muß groß sein, zwei in Kowloon, zwei in Hongkong-Victoria.«
    »Für Victoria ist Ting Tse-tung nicht zuständig, Herr Tschao.«
    »Das weiß ich. Aber die Sonderkommission wird unter seiner Leitung stehen. Es kommt mir ja gar nicht auf Mr. Ting an. Ich will nur Dr. Merker auftauchen sehen.«
    »Wir werden ihn diesmal nicht mehr aus den Augen lassen!« sagte der Mediziner hart. »Ich verbürge mich dafür!«
    »Das ist nicht nötig, mein Bester.« Herrn Tschaos Stimme klang wie ein Trompetensignal. »Es hat sich einiges geändert. Wo man Dr. Merker sieht, ist er sofort zu töten! Die Zeit der Schonung ist vorbei!«

14
    Die Bar ›Die sieben Glückseligkeiten‹ gehörte nicht zu den Lokalen, die ein Mensch gehobener Bildung kennen muß. Sie war eine der typischen Hafenbars mit einer Kundschaft, die vornehmlich aus Seeleuten, Hafenarbeitern, Händlern, kleinen Geschäftsleuten und abends aus neugierigen Touristen, die mit Bussen kamen, bestand. Für sie tanzten dann neun halbnackte Mädchen auf einer von unten beleuchteten gläsernen Tanzfläche, die auch wie ein Spiegel wirkte, und der Höhepunkt war jedesmal der letzte Tanz, wo die Mädchen ohne Schlüpfer auftraten. Vor allem japanische Reisegruppen waren von dieser Darbietung begeistert und marschierten anschließend geschlossen – es waren ja reine Männergesellschaften – in die ›Häuser der Freude‹, wo sie für 400 HK -Dollar im Durchschnitt eine Viertelstunde lang verwöhnt wurden. Ein Fließband des Sex.
    Die Bar bestand aus einer riesigen Theke, einigen Nischen und einem Raum mit runden Tischen. Nur wenige Besucher kannten die Hinterräume; im Gegensatz zu Madame Yos Etablissement gab es keine ›fröhlichen Zimmer‹. ›Die sieben Glückseligkeiten‹ war eine Kontakt-Bar, mehr aber noch ein Sauflokal, wo man die Heuer verflüssigen oder, auf Empfehlung, in einem der Hinterräume am Spieltisch verspielen konnte. Das war überhaupt die geheime Einnahmequelle der Bar: das Glücksspiel und der Umsatz von Opium und Heroin.
    Dr. Mei fiel gar nicht auf, als er die ›Sieben Glückseligkeiten‹ betrat, sich auf einen der Barhocker zwängte und ein Glas Whisky pur bestellte. »Nicht eines für einen Säugling, sondern für einen Riesen!« sagte er keck.
    Der Barmann nickte desinteressiert, goß ein Wasserglas voll und schob es Mei hin. Er hatte tagtäglich mit Verrückten zu tun, da fiel Mei gar nicht besonders auf.
    Nach einer Stunde ungefähr traten ein paar Herren aus dem Hinterzimmer, die nicht in diese Umgebung paßten. Sie trugen Maßanzüge, sahen sehr vornehm aus und verließen einzeln, in Fünf-Minuten-Abständen, die Bar. Die Herren, die warten mußten, standen kurz an der Theke, tranken einen Fruchtsaft mit einem Spritzer Gin und fühlten sich sichtbar unwohl in dieser Umgebung.
    Dr. Mei zog die Schultern hoch und beugte den Kopf tiefer über sein Glas. Nanu, dachte er, den dort hinten in dem grauen Seidenanzug, den kenne ich doch. Wie lange ist es her, daß wir uns begegnet sind. Zehn oder zwölf Jahre? Ein kluger Kopf, ein Mann mit Zukunft. Und jetzt kommt er aus dem Hinterzimmer der ›Sieben Glückseligkeiten‹, wo ein Herr Tschao seltsame Befehle erteilte.
    Mei stützte den Kopf in die Hände, verbarg damit sein Gesicht und wartete ab. Der ihm

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