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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bekannte Mann trank sein Glas leer und ging dann langsam hinaus. Er blickte nicht um sich und übersah so auch Dr. Mei, aber es war auch zweifelhaft, ob er ihn überhaupt wiedererkannt hätte. Sein Beruf brachte es mit sich, viele Gesichter zu sehen und wieder zu vergessen, und Mei hatte vor zwölf Jahren anders ausgesehen als heute, nicht so fett und nicht so vom Alkohol zerstört.
    Einen Augenblick zögerte Mei, ob er dem Mann folgen sollte, aber dann sagte er sich, daß es wenig einbrachte, einem zu folgen, dem ein Herr Tschao Befehle gibt. Wichtiger war Herr Tschao selbst, der Mann, dessen Stimme die blinde Liang wiedererkannt hatte.
    Mei brauchte nicht zu raten, wer Herr Tschao war. Barbesitzer Chang begleitete den hohen Gast selbst zur Tür und verabschiedete ihn mit vielen Verneigungen. Liangs Beschreibungen bestätigten sich: Herr Tschao war mittelgroß und ungeheuer dick, und es war verständlich, daß er bei der intensiven Bedienung in Madame Yos Etablissement außer Atem kam und schnaufte und keuchte und geradezu mit einem Infarkt spielte.
    Dr. Mei bezahlte, rutschte von seinem Barhocker und verließ die Bar ›Die sieben Glückseligkeiten‹. Er sah noch, wie Herr Tschao in eine Rikscha kletterte und sich davonziehen ließ. Richtung Hafen. Richtung Madame Yo.
    So schnell er konnte lief Mei hinterher. Das war in dem Gedränge der Gasse schwer, er mußte sich buchstäblich durch die Menschenmenge rudern. Als er den Hafenplatz erreichte, sah er mit Wohlgefallen, daß Herr Tschao tatsächlich zu Madame Yo gefahren wurde. Mei bremste seinen Lauf, blieb stehen, preßte die Hände auf das hämmernde Herz und schnaufte tief nach Luft. Zum erstenmal gestand er sich ein, daß sein Saufen ihn zum Herzkrüppel gemacht hatte, und daß sein Körper ihn dann verlassen würde, wenn er ihn am nötigsten brauchte.
    Nach einigen Minuten der Ruhe, bei denen er an einem Laternenpfahl lehnte, weil seine Beine weich wurden, ging er weiter und kam auch an Liang vorbei, die hinter ihrem Blumenstand saß. Sie hob den Kopf, als sie Dr. Meis Schnaufen hörte. Sie besaß ein unglaublich feines und scharfes Gehör.
    »Dieser Herr Tschao ist zu Madame Yo gegangen«, sagte Mei. Seine Stimme zitterte immer noch von dem schnellen Lauf. »Ich nehme wenigstens an, daß er es ist. Ein wahrer Kloß von Mensch! Wenn ich ihn ansehe, brauche ich mich nicht zu schämen. Er muß es sein …«
    »Ich werde ihm Rosen verkaufen«, sagte Liang Tschangmao und griff nach ihrem Tragekorb. »Ich sage Ihnen, ob es der Mann ist, den Sie suchen, ehrwürdiger Herr Mei.«
    »Das ist gut. Ich gehe schon voraus.«
    Mei nahm eine kleine Orchidee aus dem Korb, steckte sie sich in das Revers und bummelte hinüber zu Madame Yo. Wie immer begrüßten ihn die barbusigen Mädchen, als käme ihr Vater. Madame Yo auf ihrem Thron im Hintergrund nickte ihm würdevoll zu, er bekam seine Flasche Whisky auf den Tisch gestellt, streckte die dicken Beine aus und bot das Bild eines zufriedenen alten Säufers.
    Herr Tschao war schon oben. Was Mei nicht sehen konnte: Er war gerade dabei, sich seines Anzuges zu entledigen und in einen weiten Seidenmantel zu schlüpfen, der seine nackten Fleischmassen verbarg. Seine Favoritin war nicht da, sie hatte frei. Aber Madame Yo hatte ihm die temperamentvolle Nummer 19 empfohlen, die sich Lora nannte, auch wie ein Papagei zwitscherte, aber mit einem Körper gesegnet war, bei dessen Anblick sich auf dem Nasenrücken von Herrn Tschao kleine Schweißperlen vor Begeisterung bildeten. Er ließ eine Flasche Champagner bringen, legte sich auf den breiten Diwan, griff zu einem Telefon, und während Lora mit großem Fleiß begann, ihn aufzumuntern, sprach er ein paar knappe Worte mit seinem Gesprächspartner.
    »Es ist alles vorbereitet, wie Sie es anordneten!« sagte er und blähte die Nasenflügel, weil Loras Lippen weich und voll waren wie ein Samtkissen. »Am Sonntag läuft die Aktion. Wir hoffen, daß bis Mittwoch darauf alle Probleme gelöst sind. Wir alle freuen uns, daß es nun endlich weitergeht.«
    Er legte auf, hob seinen Unterkörper Lora entgegen und keuchte zufrieden: »Ein Paradiesvogel bist du! Oh, ein Paradies … Ich schenke dir tausend Dollar, mein Vöglein …«
    In seiner Ecke hatte Dr. Mei mittlerweile den Besuch von Madame Yo bekommen. Es war ein stiller Abend, die meisten Mädchen saßen oben in einem Gemeinschaftsraum, der gleichzeitig als Vorführraum der Körper diente, und stickten oder zogen kleine bunte Glasperlen zu

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