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Der Dschunken Doktor

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Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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silberne Wasserfälle die Nacht erleuchten und glitzernde Blumensträuße aus Hunderten von Explosionen die Wolken verdrängen, kurzum, wo ein Feuerwerk stattfindet – da ist Tsching und hält die Hand auf. Tsching ist der größte Exporteur der Welt für Feuerwerkskörper. Tsching ist der Kaiser der Pyrotechniker. Von der kleinen Wunderkerze bis zum Knall einer Megatonne – Tsching liefert alles, was kracht!«
    »Zuviel der Ehre«, wiederholte der höfliche Herr Tsching, dessen Name auch noch ›Schöner Tag‹ hieß. »Wenn mein bescheidenes Angebot Freude bringt, macht es mich glücklich.«
    »Wir können abschalten.« Einer der Männer vor dem Lautsprecher drehte an dem Knopf. Die Geräusche verschwanden. »Das Mikrofon im Smoking arbeitet vorzüglich. Wann soll der andere Anzug geliefert werden?«
    »Übermorgen. Yang macht noch eine Anprobe.«
    »Mit Sendung?«
    »Ja. Er will das Ding in die linke Kragenseite des Jacketts einbauen. Bei der doppelten Stofflage fällt es gar nicht auf. Der Ton soll noch besser sein … wegen der dünnen Seide arbeitet im Smoking nur eine Mikrozelle mit einer Mikrobatterie. In der linken Schulterpolsterung. Bei dem Anzug haben wir mehr Möglichkeiten.«
    »Ich bin sehr zufrieden«, sagte der Mann und stand auf. »Es kann keine Überraschungen mehr geben …«
    Er stellte noch einmal den Lautsprecher an. Gläserklirren, Klaviermusik, Lachen, ein Stimmenchaos. Dazwischen, sehr deutlich, eine Frauenstimme:
    »Stimmt es – Sie sind Arzt?«
    »Ja …«
    »Sie haben schöne Hände. Ich könnte mir denken, sie könnten mir meine ständigen Schmerzen im Brustkorb wegnehmen.«
    »Mein Fachgebiet, gnädige Frau, sind Viren und andere Mikroben.«
    »Vielleicht ist es eine Viruserkrankung, Doktor? Wirklich – daran hat noch keiner gedacht. Suchen Sie die Viren an mir … bitte …«
    Mit einem mokanten Lächeln stellte der Mann den Ton wieder ab. Gekoppelt mit dem Empfänger drehte sich langsam ein großes Tonband mit.
    »Alle drei Stunden ist Ablösung!« sagte er. »Ich hole die vollen Bänder selbst ab.«

4
    Der Höhepunkt des festlichen Abends bei James McLindlay war eine halb chinesische, halb europäische Show. Er hatte dafür die Künstler eines bekannten Hongkonger Nachtclubs engagiert, der extra an diesem Abend deswegen geschlossen war. Den Ausfall ersetzte McLindlay großzügig ohne Diskussionen – es wäre auch unmöglich gewesen, sich seinem Wunsch zu widersetzen, das ganze Ensemble des ›Drachen von Canton‹ zu mieten. Die ganze Terrasse war zu einer Bühne umgebaut worden, mit seidenbespannten beweglichen Wänden, riesigen Fabelwesen aus Papier, Pappe und Pappmache, langen bemalten Stoffbahnen, einem Meer von exotischen Papierblumen und vergoldeten, flachen Kesseln, in denen Räucherkerzen einen betäubenden Duft verbreiteten.
    In dieser Zauberweltdekoration rollte nun ein Programm ab, wie es Merker noch nie gesehen hatte … vom uralten kultischen Tanz der Chinesen über den obligatorischen Kampf mit dem Drachen bis zu einer Song-Show im besten Las-Vegas-Stil. Einer der Höhepunkte war ein Nachtballett, dessen Formen sich in zuckenden und kreisenden bunten Scheinwerferstrahlen fast völlig auflösten.
    Ein anderer Höhepunkt war der Auftritt der Sängerin Yang Lan-hua.
    Dr. Merker saß neben Betty Harpers an der Wand zwischen zwei großen Glastüren und hatte die phantastische Bühne genau vor sich. Der Diener hatte gerade frischen Champagner serviert, zierliche Chinesinnen huschten durch die Dekorationen und bauten sie in Windeseile um, das Orchester spielte zur Einstimmung in den modernen Programmteil einen klassischen New Orleans.
    »Sollen wir uns den zweiten Teil schenken?« fragte Betty und nippte an ihrem Glas.
    »Warum? Was kommt denn jetzt?«
    »Das übliche Gekreische, das man Showgesang nennt.« Betty stellte ihr Glas auf einen kleinen, niedrigen Lacktisch neben sich. »Du hast einen vollen Erfolg, mein Lieber. Du bist in die Gesellschaft eingebrochen wie ein Bulle unter eine Kuhherde.«
    »Das ist ein ganz neues Charakteristikum von mir.«
    »Sieh dir nur die Frauen an. Sie fressen dich mit den Augen.«
    »Ich habe schon neun Anträge gesammelt.«
    »Na bitte.«
    »Alle medizinisch begründet, das möchte ich betonen.«
    »Du entwickelst dich mit Taifungeschwindigkeit, mein Bester. Mit wem gehst du zuerst ins Bett? Mit Lucie Wilson? Ich warne dich … sie sieht wie ein Engel aus, aber das ist viel Make-up. Außerdem ist sie eine stadtbekannte Nymphomanin …

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