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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heroin oder anderen Vergiftungen.«
    »Weil es ein noch unbekanntes Gift ist!«
    »Jedes Gift hinterläßt Spuren!« Dr. Mei starrte Dr. Merker an. »Sie ahnen etwas, Kollege? Ich flehe Sie an – sagen Sie mir, was Sie wissen! Ich lebe ja nur noch, weil ich hoffe, jemand könne das Geheimnis lüften. Sie sind meine große, vielleicht letzte Hoffnung! Sie wissen etwas! Auch wenn Ting mit dem Trick arbeitet, man wisse mehr … irgendwo haben Sie etwas entdeckt.« Dr. Mei erhob sich. »Soll ich Ihnen ein Bild von Mei-tien zeigen? Ein Engel, würde man in Ihrer Sprache sagen. Wie eine Pfirsichblüte, sage ich! Fritz, ich bete zu Ihnen: Helfen Sie mir …«
    »Ich habe den Verdacht, daß es ein Gas ist«, sagte Dr. Merker mit trockenem Hals. »Ich kann nichts, gar nichts beweisen. Es ist nur ein Gedanke … ein Gedanke voll verzweifelter Phantasie.«
    »Ein Gas«, wiederholte Dr. Mei gedehnt. »O Himmel, das ist mir entgangen. Ein Gas! Ich werde Sie wirklich anbeten, Fritz …« Er erhob sich wieder, rannte zum Schrank, holte Kognak und Whisky und stellte sie zu seinen Füßen. »Sagen Sie nichts, halten Sie mich nicht zurück, versuchen Sie es gar nicht … ich saufe jetzt vor Entzücken bis zum Umfallen!«
    »Ist das Ihr einziger Lebenssinn, Dr. Mei?«
    »Ja! Was ist mir geblieben?«
    »15.000 Patienten auf 3.000 Dschunken in Yau Ma Tei.«
    »Ich bin kein Arzt mehr!«
    »Man hört nie, nie auf, einer zu sein! Oder Sie waren keiner! Kein Arzt aus Berufung!«
    »Sind Sie einer, Fritz? Na?! Klugscheißerische Reden führen, aber selbst auf Distanz gehen! Was tun Sie jetzt? Was arbeiten Sie? Yang erzählte mir, Sie hocken am Mikroskop und betrachten Tropenviren. Gut, eine ehrenvolle Aufgabe. Damit können Sie – wenn Sie Erfolg haben – Millionen retten! Es muß Forscher geben … Aber was nutzt das alles, wenn es nicht die Ärzte an der vordersten Front gibt?! In den Elendsvierteln, in der Schwimmenden Stadt, in den Slums von Kowloon, auf dem Land zwischen Wüste und Dschungel. Ich sehe Sie an, Fritz, und weiß: Dafür sind Sie geboren!«
    »Ich habe meinen Auftrag vom Tropeninstitut in Hamburg.« Dr. Merker nippte wieder an seinem Wodka. Es war noch das erste Glas. Dr. Mei goß sich das vierte ein. »Alles, was Sie eben sagten, trifft auf Sie zu!«
    »Ich bin ein Wrack, Fritz.«
    »Sie haben das aus sich gemacht.«
    »Ein schimmeliges Schiff kann man nicht mehr aufpolieren. Es fault von innen weiter. Morsch ist morsch, Fritz! Ich habe aufgegeben.«
    »Und die Menschen, die Sie brauchen?«
    »Sie kommen noch jeden Tag zu mir. Seit Jahren. Es ist rührend. Ihre Sampans liegen um meine Dschunke, sie stehen in langer Reihe an Deck. Und dann sehen sie, wie besoffen ich bin, verneigen sich und gehen wieder. Tag für Tag … seit Jahren …«
    »Und das richtet Sie nicht auf? Das gibt Ihnen keine Kraft?!«
    »Ich kann nicht!« Dr. Mei streckte Dr. Merker seine Hände entgegen. »Ich habe kein Gefühl mehr in den Fingern, ich vergesse die Namen der Krankheiten und die Medizin, die für sie nötig ist! Der Alkohol … Aber morgen stehen die Patienten wieder an Deck und warten!«
    »Erlauben Sie, daß ich mich um Sie kümmere, Dr. Mei?«
    »Nein!«
    »Haben Sie Angst, wieder ein guter Arzt zu werden?«
    »Gönnen Sie mir doch das Ende, an das ich mich gewöhnt habe, Fritz!« Er beugte sich vor, griff nach der Whiskyflasche und setzte sie an den Mund. »Bleiben Sie heute nacht hier«, sagte er, als er wieder Luft holen mußte. »Sehen Sie sich an, was morgen früh hier passiert. Ich habe das nie geglaubt …«
    »Was?«
    »Daß es wirklich den Menschen gibt, auf den ich eigentlich seit Jahren gewartet habe. Als Yang sagte, Sie müßten es sein, sie spüre das, da habe ich sie eine blöde Gans genannt. Und als sie weiter auf mich einredete, habe ich gesagt: ›Halt's Maul, du geile Katze! Nimm ihn ins Bett, aber halt ihn von mir fern!‹ Nun sitzen Sie vor mir, Fritz, und mein Herz ist plötzlich glücklich. Dafür gibt es keine emotionale Erklärung. Das empfindet man einfach. Wie ergeht es Ihnen?«
    »Genau umgekehrt!« Dr. Merker stand auf und ging in dem großen Raum umher. »Mich stört, daß alles so verkommen ist! Daß es hier nach Moder und fauligem Fisch stinkt! Daß Sie Ihr Lebenswerk verschimmeln lassen. Blicken Sie auf Ihren linken Pantoffel. Aufgerissen, die Zehen gucken heraus … ist das nötig?! Warum geben Sie sich auf, Dr. Mei?«
    »Daß Sie so fragen können beweist, wie robust Sie in Wirklichkeit sind! Fritz,

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