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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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am ersten Tag eine Spur zu finden.
    Um 3 Uhr früh erhob sich Mei, zahlte bei Nelly seine Zeche und tippte auf ihren Superbusen.
    »Bei soviel Kunststoff wirst du es mal schwer haben, ein Kind zu stillen!« sagte er.
    Er ließ eine völlig verwirrte Nelly zurück, die sogar vergaß, sich für das hohe Trinkgeld zu bedanken. Die Boxer hinter der Bar grinsten breit und blöd.
    Er hat draufgetippt! Der Alte ist gar nicht so ohne! Der kommt schon noch. Beim nächsten Mal soll ihm Nelly einheizen. Diese geilen Greise sind nachher die Schlimmsten!
    Madame Yo winkte von ihrem Thron.
    »Seht nach, wo er hingeht!« sagte sie herrisch. »Was für einen Wagen er fährt. Los …«
    Einer der Boxer trabte los, aber Dr. Mei war bereits wie weggezaubert verschwunden. Nur Liang, das blinde Blumenmädchen, trippelte über die dunkle Straße.
    Als der Himmel streifig wurde und der neue Tag über die Hügel kroch, war Dr. Mei wieder zu Hause. Dr. Merker wachte auf, weil Mei gegen die Paukenkessel stieß und laut »Scheiße« brüllte. Merker sprang auf und ging ins Nebenzimmer. Mei hockte mit glasigen Augen auf einem Hocker und schälte sich aus seinem Anzug.
    »Hast du was entdeckt?« fragte Merker und half Mei aus dem Jackett.
    »Einen fabelhaften Ingwerschnaps!«
    »Das habe ich mir gedacht! Und sonst?!«
    »Eine Reihe imponierender Brüste.«
    »Leg dich hin und schlaf dich aus!« sagte Dr. Merker mißmutig. »Ich mache mir Sorgen um Yang. Sie ist nach dem Fest bei McLindlay nicht, wie verabredet, zu uns gekommen. Wenn sie bis Mittag nicht da ist, gehe ich an Land.«

12
    James McLindlay empfing Ting Tse-tung in der großen Eingangshalle. Er lief nervös hin und her und sog an einer langen, extra für ihn hergestellten Zigarette aus süßlichen Orienttabaken. Die letzten Gäste verabschiedeten sich eilig. McLindlay schien sie gar nicht mehr zu bemerken. Betty Harpers übernahm es, sie hinauszubegleiten.
    »Mir ist das unbegreiflich!« sagte McLindlay, nachdem er Ting begrüßt hatte. »Völlig unbegreiflich! Man schießt auf Yang! Das ergibt doch gar keinen Sinn! Ausgerechnet Yang! Wie kann man eine solche Frau töten wollen? Das ist doch Irrsinn!«
    »Ein großer Fehler ist es jedenfalls, alle gehen zu lassen«, sagte Ting und blickte den Gästen nach.
    »Ich möchte keinen mehr von denen sehen!« knirschte McLindlay.
    »Und wenn darunter der Schütze ist?«
    »Oh!« McLindlay starrte Ting betroffen an. »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich wollte nur allein sein! Mein Gott, das stimmt ja! Dieser Saukerl kann ja unter ihnen sein! Was nun? Ich habe selbstverständlich alles so gelassen, wie es nach dem Schuß war. Der Tote liegt noch am selben Platz, nichts ist verändert worden …«
    »Nur der Mörder dürfte auf und davon sein!« sagte Ting trocken. »Na ja, mal sehen, was die Polizei da noch tun kann.«
    »Bitte, kommen Sie mit.«
    Die riesige Terrasse mit dem märchenhaftesten Blick über Hongkong war geräumt. Fünf Diener in ihrer weißen Uniform bildeten eine Absperrkette, hinter der Yang noch immer neben dem Toten kniete. Die anderen Mitglieder der Tanzkapelle hatten sich in den Hintergrund des Bühnenbildes zurückgezogen und hockten eng beieinander wie Tiere in einem Gewitter.
    Ting und der Polizeiarzt betraten den abgesperrten Raum. McLindlay blieb hinter seinen Dienern.
    »Da haben wir ja noch mal Glück gehabt«, sagte Ting und legte Yang die Hand auf die Schulter. »Ein Glück auch, daß ihr Chansonsänger immer hin und her hampelt. Bei einer Opernsängerin hätte der Schuß wahrscheinlich getroffen.« Er beugte sich über den Toten, auf dessen Brust sich ein kleiner roter Fleck gebildet hatte. Sonst war von Blut nichts zu sehen. »Wie ist das gewesen, Yang?«
    »Ich habe nichts gehört und gesehen. Die Verstärker um mich herum … da geht jedes Geräusch unter. Plötzlich fiel Jimmy um und war tot. Da erst begriff ich, daß geschossen worden war. Das ist alles.«
    »Keine andere Wahrnehmung, Yang? Eine erhobene Hand unter den Gästen?«
    »Ich singe fast immer mit geschlossenen Augen …«
    »Das würde ich für die Zukunft ändern.« Ting wartete, bis der Polizeiarzt den Toten oberflächlich untersucht hatte. Das Einschußloch war klein und blutete kaum.
    »Ein glatter Herzschuß«, sagte der Arzt, noch neben dem Gitarristen kniend. »Kleines Kaliber, so eine Art Damenpistole. Kein Ausschuß, also Steckschuß. Vermutlich hat der Schütze einen großen Abstand zum Ziel gehabt. Die Durchschlagskraft solch

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