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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kleiner Pistolen ist nicht groß. Sie sind typische Nahkampfwaffen. Es muß sich hier also um einen guten Schützen gehandelt haben, der aus dieser Entfernung so präzise traf.«
    Ting zog Yang vom Boden hoch und ging dann sehr ernst hinüber zu McLindlay.
    »Die Sache wird interessant, Sir«, sagte er. »Eine Damenpistole. Das haben wir jetzt schon mehrfach gehabt. Nur blieb die Täterin hinterher ruhig stehen und lächelte. Es ist das erstemal, daß sie flüchtete.«
    »Ich … ich verstehe Sie nicht …«, stotterte McLindlay verwirrt.
    »Ist Ihnen unter Ihren Gästen eine Dame aufgefallen, die unentwegt lächelte und die in ihren Bewegungen puppenhaft, aufgezogen wirkte?«
    »Ich habe nur zufrieden lächelnde Gäste«, sagte McLindlay schroff. »Und ich beobachte ihre Gangart nicht. Was soll das alles?«
    »Sie kennen alle ihre Gäste?«
    »Das ist eine reichlich dumme Frage, Mr. Ting! Wer hier hereinkommt, ist genau sechsmal kontrolliert. Die Einladungskarten werden durchleuchtet, weil in das Papier ein geheimes Wasserzeichen eingezogen ist. Sie sind fälschungssicher. Jeder meiner Gäste ist über jeden Zweifel erhaben.«
    »Und trotzdem wird bei Ihnen gemordet …«
    »Ich kann das einfach nicht begreifen.«
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis Ting nach den Zeugenaussagen sich in etwa ein Bild machen konnte, wie die Tat geschehen war. Er konnte sogar die Schußrichtung festlegen und ging zu der Stelle, wo der Täter vermutlich gestanden hatte. Ein Platz an der Balustrade, hinter den Gästen, die auf Yangs Gesang gelauscht hatten. Der Polizeiarzt hatte recht. Es mußte ein guter Schütze sein, um mit einer so kleinen Waffe auf diese Entfernung zu treffen.
    »Ich denke, Ihre Gäste werden beim Eintritt auch durchleuchtet?« sagte Ting.
    »Sie kommen durch einen Radarbogen ins Haus, der alle Metallteile anzeigt.« McLindlay sagte es mißmutig. Ihm war es gar nicht recht, seine Schutzmaßnahmen verraten zu müssen.
    »Und trotzdem ist eine Pistole ins Haus gelangt!« Ting lächelte schwach. »Entweder hat Ihre Anlage Mucken, oder Ihre Wächter haben ab und zu geschlafen … oder aber die Pistole war schon in Ihrem Haus! Was gefällt Ihnen am besten?«
    »Nichts!«
    »Sie haben keine Waffen im Haus?«
    »Ein ganzes Arsenal! Sogar Maschinengewehre und zwei Granatwerfer.« McLindlay grinste kurz, als er Tings verwunderten Blick sah. »Mit Sondergenehmigung des Gouverneurs, Mr. Ting. Ein Mann wie ich kann nicht so leben wie andere Menschen. Leider! Erfolg lockt sofort die menschlichen Hyänen an. Ich bin in der Lage, aus meiner Dienerschaft innerhalb weniger Minuten eine schlagkräftige Truppe zu machen.«
    »Das ist mir bekannt«, sagte Ting trocken. »Und da sollte sich keine kleine Damenpistole finden lassen?«
    »Meines Wissens nicht.«
    »Tja, wenn man alles wüßte, Sir!« Ting sah zu, wie man den Toten zur genauen Obduktion ins gerichtsmedizinische Institut abtransportierte. »Was hat denn Doktol Melkel zu dem Anschlag gesagt?«
    »Dr. Merker war gar nicht hier, obwohl er zugesagt hatte.«
    »Ach! Er hatte zugesagt!« Ting nagte an der Unterlippe. »Das beunruhigt Sie nicht, Sir?«
    »Sehr sogar! Ich habe keine Erklärung …«
    Wir alle nicht, dachte Ting verbissen. Ich möchte meinen Kopf wetten, daß Yang mehr weiß. Aber sie wird nicht sprechen. Sie hat eine unangreifbare Position: Sie ist das verfehlte Opfer!
    Es war völlig sinnlos, dieses Schloß nach einer kleinen Damenpistole zu durchsuchen. Außerdem war anzunehmen, daß der Täter sie mitgenommen hatte, als McLindlay seine Gäste quasi hinauswarf. Im Augenblick war nichts mehr zu tun. Man konnte nur abwarten, ob irgendwo eine neue Leberzersetzung auftauchte.
    »Ich glaube, wir können gehen«, sagte Ting.
    McLindlay sah ihn entgeistert an. »Ist das alles? Mehr kann die Polizei nicht tun? Beschämend!«
    »Sie hätten die Gäste hierbehalten sollen! Dann sähe die Lage anders aus.«
    »Ich war völlig kopflos! Mr. Ting, schieben Sie jetzt nicht alles auf mich ab. Als man schrie: Man hat auf Yang geschossen … es gibt für meinen damaligen Zustand keine Worte! Es war, als fiele der Himmel ein. Wer denkt da noch kriminalistisch? Selbst als man sagte, Yang sei nichts geschehen, war ich wie gelähmt! Was nun, Mr. Ting?«
    »Warten wir es ab, Sir. Polizeiarbeit ist Puzzlearbeit.« Ting wandte sich an Yang. Sie stand abseits in den Kulissen. »Ich nehme Sie mit, Yang. Müssen Sie sich noch umziehen?«
    »Ja.«
    »Miß Yang bringe ich zurück«, sagte

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