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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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du auch hineinfüllst, egal, wie viel du übst, immer wird es eine Kraft geben, die stark genug ist, um dich umzuwerfen. Im Leben geht es nicht darum, sich nicht umhauen zu lassen, sondern darum, wie schnell du wieder aufstehst. Wenn du also denkst: Oh, es hat mich umgeschmissen, das ist ein Zeichen dafür, dass ich nicht genug übe , dann hattest du es im Grunde nur mit einer Situation zu tun, der du noch nicht gewachsen warst und die dir eine neue Gelegenheit zum Üben verschafft hat.
    JEFF:   Solche Situationen lassen mich zuweilen davor zurückschrecken, Risiken einzugehen und etwas zu unternehmen. Weil ich das Gefühl habe, dass nichts, was ich tue, je genügt. Oder vielleicht ist es ja auch immer genug.
    BERNIE:   Entscheidend ist, dass du es tust; alles andere ist nebensächlich.
    JEFF:   Weil wir vorhin von Henne und Ei sprachen: Die Henne hat ja nicht nur ein Ei, sie hat ein ganzes Nest voll davon, um welches kümmert sie sich da als Erstes? Und worum kümmere ich mich? Kümmere ich mich um meinen Seelenschmerz, einen Hilfsbedürftigen oder um dieses Stück Holz da drüben, aus dem ich gern etwas schnitzen würde?
    BERNIE:   Es ist wie bei unserem Körper. Du hast dich geschnitten, ins Handgelenk und in die Finger. Worum kümmerst du dich als Erstes? Natürlich ums Handgelenk.
    JEFF:   Du versorgst die Wunde, die es am nötigsten hat. Das Leben als Triage.
    BERNIE:   Problematisch wird es nur, wenn du frustriert bist. Oh, es ist zu viel los, ich kann mich nicht um alles kümmern. Ich hab mir ins Handgelenk und in den Finger geschnitten, das wird mir einfach alles zu viel! Zuweilen sind Leute derart gefrustet, dass sie gar nichts mehr tun.
    JEFF:   Aber wer lebt, muss etwas tun. Nichts zu tun ist auch eine Art des Handelns.
    BERNIE:   Als Marc, mein Sohn, noch ganz klein war, starrte er immer auf seinen Teller, und wenn etwas drauflag, was er nicht mochte, sagte er: »Igitt, blödes Zeug!« Aber auch wenn einem die gebotene Auswahl nur ein Igitt entlockt, muss man etwas tun. Alle Zweifel im Nachhinein, alle Überlegungen – Hätte ich mehr tun sollen? Hätte ich weniger tun sollen?  – sind nebensächlich. Man öffnet sich so weit, wie man es eben tut; alles Übrige ist innerer Kommentar und unnötig wie ein Kropf. Alles schon erledigt, Mann.
    JEFF:   Wie Popeyes Ich bin, was ich bin , ja? Und das ist alles, was ich bin .
    BERNIE:    Ich bin, der ich bin . Das war Gottes Reaktion auf Mose, als der ihn nach seinem Namen fragte. Meine Frau Eve sagt gern: So ist es .
    JEFF:   Um auf das pickende Huhn zurückzukommen: Man benötigt eine gewisse Sensibilität, um das Picken zu hören. Aber man kann auch zu sensibel sein, und dann braucht man häufig Ohrstöpsel, nicht wahr? Wir erklären, dass wir lebendiger und einfühlsamer sein wollen, um das Picken zu hören und rechtzeitig darauf zu reagieren, aber manchmal kann uns das Leben auch zu laut werden: Oh Gott, was für ein Krach, ich brauche Ohrstöpsel! Oder: Das ist zu grell, ich brauch eine Sonnenbrille . Um auf den Vergleich mit Henne und Ei zurückzukommen, vielleicht hat die Henne ja wirklich ein überaus feines Gehör. Sie bildet sich ein, das Küken picken zu hören, und beginnt, ebenfalls zu picken, nur ist es noch zu früh, und das Küken stirbt. Oder aber sie hat ihre überempfindlichen Ohren verstopft und hört dann nicht mehr besonders gut.
    BERNIE:   Inzwischen schreit das kleine Küken – oder was immer geboren werden muss – da drinnen: »Lass mich raus! Lass mich raus!« Doch in gewissem Sinne ist es, sobald das Schreien beginnt, schon zu spät. Sodass man sich damit abfinden und vielleicht sagen sollte: Okay, nächstes Mal reagiere ich früher und höre genauer hin. Meiner Meinung nach ist das Schreien kein Anzeichen dafür, dass man zu sensibel war, sondern dafür, dass man zu lange gewartet hat. Entscheidend ist das Timing. Wenn wir zu lange warten, erstickt das Küken.
    JEFF:   Manchmal ist das alles so intensiv, dass ich mich betäuben muss, versuchen muss, zu entspannen, wie ich es etwa beim Zigarrerauchen tue. Du rauchst doch auch gern Zigarre. Wie verträgt sich das Rauchen mit – du weißt schon – dieser Auffassung, dass der Leib ein Tempel ist, und all dem Zeug?
    BERNIE:   Der Leib ist der Tempel schlechthin, also sollte man ihm Räucherwerk darbringen. Es gibt eine ganze Reihe von Traditionen, wo Tabak geradezu sakramental eingesetzt wird, etwa bei den Sufis oder den amerikanischen Ureinwohnern.

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