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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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Allerdings – so warnte er ihn auch: Die anderen würden ihn töten, weil sie so lange studiert hätten und überzeugt seien, einer von ihnen müsse es sein und kein ungebildeter Holzsammler aus dem Süden, und er riet ihm, um sein Leben zu laufen. Er reichte Huineng die Robe und die Schüssel, welche als Zeichen der Übergabe gelten, und Huineng flüchtete.
    Freilich setzte einer der führenden Mönche, ein ehemaliger General, ihm nach. Als Huineng merkte, dass der Mönch ihn einholte, ließ er Robe und Schale auf dem Boden liegen und versteckte sich hinter einem Felsen. Der Mönch versuchte, Robe und Schale aufzuheben, doch es gelang ihm nicht. Angsterfüllt entschuldigte er sich bei Huineng und bat ihn um eine Lehre. Huineng fragte ihn: »Welches war dein ursprüngliches Gesicht – bevor deine Eltern geboren wurden?« Das ist so, als fragte man jemanden: Was gab es denn da noch , vor deinen Eltern und deren Eltern, vor allem und jedem, das du dir nur vorstellen kannst? Und in diesem Augenblick erlebte der Mönch eine Erleuchtung. Er dankte Huineng, Huineng aber befahl ihm, all die vielen Jahre des Übens und Studierens unter dem alten Abt nicht zu vergessen. Er ist dein Lehrer, sagte Huineng, das hier ist nur ein Augenblick, wie die Krone einer Welle, die die Meere schon seit langer Zeit durchrollt.
    Manche Augenblicke können zwar etwas auslösen, doch ohne die vorausgegangene lebenslange Arbeit wird es nicht geschehen.
    Nirgends verweilend, erwecke den Geist des Mitgefühls . Den Dude hält es nirgends, was dasselbe ist, wie zu sagen, dass der Dude es überall aushält. Der Dude packt das. Der Dude hängt nicht an irgendeinem Selbstbild, einer Identität oder Lebensgeschichte. Da er nirgends verweilt, ist er frei, überall zu verweilen.
    JEFF:   Wie er ja schon auf seinem Anrufbeantworter verrät: Der Dude ist nicht da.
    BERNIE:   Wenn du an einem bestimmten Ort verweilst und bleibst, kommst du nicht weiter, weil du an ihm hängst. Wenn du andererseits überall, auf der ganzen Welt verweilst, hängst du an nichts und bist daher frei. Sobald du an etwas hängst – Hey, er hat auf meinen Teppich gepinkelt!  – dann verweilst, sprich: wohnst du auch irgendwo, und das Leiden beginnt.
    JEFF:   Shunryu Suzuki, der das San Francisco Zen Center begründete, hat gesagt, wenn etwas nicht paradox sei, dann sei es auch nicht wahr. Wenn man sagt, dass nirgends zu verweilen dasselbe ist wie überall zu verweilen, dann sind Verweilen und Nicht-Verweilen irgendwie auch dasselbe. Das kann sehr verwirrend sein und dennoch wahr.
    BERNIE:   Ich glaube, es hat damit zu tun, dass wir zutiefst von der aristotelischen Logik durchdrungen sind, in der man nicht gleichzeitig verweilen und nicht verweilen kann. Aber das Licht ist doch sowohl Welle als auch Partikel. Wenn man sich darauf versteifen wollte, dass es entweder das eine oder das andere sein muss, dann sieht man einfach nicht das Ganze. Folglich brauchen wir eine neue Art von Paradigma, eines, das uns hilft wahrzunehmen, dass man gleichzeitig da und auch nicht da sein kann.
    JEFF:   Heraklit, der griechische Philosoph und Vorläufer des Aristoteles, war doch dieser Typ, der meinte, dass man nie zweimal in denselben Fluss steigen kann, weil der Fluss sich ständig verändert. Auch ich ändere mich andauernd; ich bin nicht die Person, die ich noch vor einer Minute war. Die eine gleicht also nicht der anderen, weil es keine zwei gibt, die genau gleich sind.
    BERNIE:   Das ist vielleicht deine Meinung, Mann.
    JEFF:   Genau, das ist meine Meinung. Zwei … nimm zwei … zwei Bonbons in einem!

5  Dein Telefon klingelt, Dude
    JEFF:   1994 beim Erdbeben wurden wir in L. A. ganz schön durchgeschüttelt. Der Hammer; hast du mal eines erlebt?    
    BERNIE:   Es gab mal ein großes in Los Angeles, lange her, um 1970 rum, das Valley war stark betroffen. Ich saß gerade im Meditationsraum. Das Gebäude wackelte zwar ganz schön, aber wir saßen die Chose aus.
    JEFF:   Wir wohnten damals am Rand des Santa Monica Canyon, an einer Straße, die Adelaide hieß. Später sah ich eine kleine Karte der Verwerfungen und bemerkte, dass wir unsere eigene kleine Verwerfung rund um unser Haus hatten. Normalerweise schlafe ich nackt, und in dieser Nacht – WUMM! Ich dachte, das ist ein Krieg oder eine Invasion aus dem Weltraum. Überall splitterte Glas. Ich stand auf und raste ans andere Ende des Hauses, um die Kinder zu holen, und versuchte gleichzeitig, nicht in die

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