Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Drogeriemarkt über den Weg gelaufen. Ich spürte sofort die alte Vertrautheit bei ihm. Augenblicklich tauchte er ein in seine Rolle mit der heiseren Maude-Frickert-Stimme, und auch ich sprach mit verstellter Stimme. Wir machten einfach immer weiter damit. Schließlich aber sprengten wir das alte Muster und begannen, übers Malen zu reden. Er malt nämlich auch, weißt du.
BERNIE: Hotei ist ein bisschen wie er. Er wandert rum und hört das Picken – Pick pick pick pick – von allem, was geboren werden muss, und er greift in seinen Sack und zieht das passende Werkzeug hervor, damit die Geburt vonstattengehen kann. Das Ideal unserer Zen-Ausbildung ist es, einfach zu werden wie Hotei – wie ein wahrer, zutiefst humaner Mensch. Wir wollen nichts Besonderes werden, nur so wie Jonathan Winters, der in Montecito rumschlendert und mit allen quatscht. Wir lauschen dem Picken des Universums, das geboren werden will, und ziehen ein geeignetes Gerät hervor, um ihm dabei zur Hand zu gehen.
So ist Hotei, der sowohl männlich als auch weiblich sein kann, ein großer Bodhisattva 4 und ein großartiger Mensch. Und im gleichen Maße, wie es ihn nirgends hält und er folglich überall ist, kann er umso mehr Leuten helfen.
JEFF: Lass mich kurz erzählen, was mir dazu gerade in den Sinn kommt: Ich bin auf einem tollen Ausflug mit meinem Kumpel Dawa, einem tibetischen Buddhisten. Wir wandern in den Hügeln von Santa Barbara zu einem alten Hotel, das vor etwa hundert Jahren abgebrannt ist. Als wir die alten Steinfundamente untersuchen, fühlen wir uns wie Indiana Jones. Da oben gibt es auch diese tollen heißen Quellen. Wir steigen hinein, und das aus dem Boden sprudelnde Mineralwasser hat genau die richtige Temperatur, kein Grad zu heiß oder zu kalt. Wir tauchen ein in all die herrlichen Mineralstoffe, fühlen uns toll, und dann machen wir uns wieder auf den Rückweg, unterhalten uns dabei über Dharma und so weiter und fahren total darauf ab. Während wir nebeneinander hergehen, merken wir, dass, wenn einer von uns stolpert oder vielleicht sogar ausrutscht, der andere ihn reflexartig festhält, so wie man sich selber fängt, wenn man das Gleichgewicht verliert. Und ich denke: Ach ja, so also ist Verbundenheit, Mann, das Selbst als der Andere; so ist Einheit, so ist Nirwana , nicht wahr, den Hügel runterwandern, als wäre man eins mit dem anderen, und sich toll dabei fühlen.
Plötzlich kommt ein Irrer den Pfad herunter – und ich meine, total irre. Stocksauer ist er, richtig furchterregend, wie ein Dämon oder so was. Und mein ganzes versponnenes Zeug kracht in sich zusammen! Hoffentlich tut er mir nichts , denke ich jetzt nur noch. Gott sei Dank habe ich meine Hunde dabei, Gott sei Dank habe ich diesen Tibeter bei mir, vielleicht beherrscht er ja irgendein Jiu-Jitsu zu unserer Verteidigung . Da ist nichts in meinem Herzen, das klingt wie: Womit kann ich dir helfen, Mann? Du wirkst ein bisschen aufgewühlt . Er rennt an uns vorbei, dreht sich dann um und meint: »Wollt ihr euch vielleicht mit mir anlegen?« Ich bin jetzt nicht mehr so high, hab nicht mehr all die schönen Ideen im Kopf.
Und das macht das Leben ständig mit uns, genauso wie das Erdbeben. Du meinst, du hättest alles im Griff? WUMM! Und dann machen wir Folgendes: Wir versuchen, dem Leben einen Schritt voraus zu sein, es zu ergründen, Erleuchtung zu finden, was auch immer, nur damit es uns nicht noch mal ein Bein stellt.
BERNIE: Wir alle besitzen unterschiedliche Grade des Bewusstseins, der Erkenntnis der Einheit des Lebens, und unsere Aufgabe besteht darin, dieses Verständnis auf den neuesten Stand zu bringen. Es ist ein lebenslanger, unendlicher Weg. Aber weißt du, woran mich deine Geschichte erinnert? An diese Puppen, deren unterer Teil mit Sand gefüllt ist. Du stößt sie an, und sie pendeln rasch von einer Seite auf die andere und kehren dann wieder zur Mitte zurück. Beim Üben, in der täglichen Zen-Praxis, füllst du dich quasi allmählich mit Sand. Zu Beginn erschüttert dich schon ein leichter Klaps und haut dich fast um, doch du schwingst in großen Bögen hin und zurück, bis du wieder aufrecht stehst. Während du deine Übungen intensivierst, braucht es immer größere Kraft, um dich umzuwerfen, und sogar, wenn es einmal geschieht, sind die Schwingungen nicht so gewaltig, und ehe du dich versiehst, stehst du wieder aufrecht in der Mitte.
JEFF: Es ist aber nicht so, dass es einen nie umhaut.
BERNIE: Egal, wie viel Sand
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