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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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werden, eintauchen in das A, dann bist du auch eins mit dem ganzen Sutra. Dieses Sutra handelt vom Zustand des Nichtwissens, sodass du, sobald du eins damit bist, auch mit dem gesamten Universum mitschwingst. Natürlich tun wir das immer, weil wir schließlich dieses Universum sind. Doch wie werden wir uns dessen bewusst? Wie erfahren wir es? Indem wir in jenen Raum treten, wo es sonst nichts mehr gibt, wo alles A ist.
    Geschieht das nicht auch bei der Schauspielerei? Jemand spielt eine Rolle. Er macht alles richtig, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass er die Figur nicht wirklich verkörpert. Es hat nichts mit dem Text oder auch seinem Agieren zu tun, es geht tiefer. Es ist dieser eine Schritt mehr, der, glaube ich, einen großen Schauspieler ausmacht. Er legt Zeugnis ab, er verkörpert; es gibt keine Subjekt-Objekt-Trennung mehr. Wenn es sie aber gibt, dann kann er seinen Text sprechen und alles völlig korrekt durchexerzieren, es bleibt diese Kleinigkeit, diese hauchdünne Trennschicht, die das Publikum spüren kann. Dasselbe gilt auch für große Redner. Man geht zu einem Vortrag, der Redner ist fantastisch, aber man spürt, dass irgendetwas nicht ganz authentisch ist. Er spricht über Dinge, die er nicht wirklich erfahren, bezeugt und erlebt hat. Und dies wäre der eine weitere Schritt, zu dem wir dich durchs Studium der Koans bringen wollen.
    JEFF:   Einer meiner Lieblingsschauspieler ist Tommy Lee Jones. Er verleiht seinen Figuren eine Intensität, die ganz besonders reich und geheimnisvoll ist. Er ist sehr undurchsichtig; man merkt nicht, wie die Rädchen ineinandergreifen, was ich bei Schauspielern bewundere. Für mich sieht es eher danach aus, wie Leute im wirklichen Leben agieren. Ich habe nicht besonders viel übrig für die Sorte Schauspieler, die glauben, alles zeigen zu müssen; das meinen wir nämlich, wenn wir von Vorankündigen reden. Sie zeigen, was das Publikum ihrer Meinung nach sehen muss, damit die Geschichte erzählt werden kann. Bei Tommy allerdings, wie auch bei vielen anderen Schauspielern, siehst du diese Arbeit nicht. Du siehst weder das Üben noch die Mühe; er versucht nicht, irgendetwas zu tun, er ist einfach nur da.
    BERNIE:   Es gab da diesen wunderbaren chinesischen Zen-Meister aus dem 9. Jahrhundert, Zhaozhou. Vierzig Jahre lang übte er unter Aufsicht seines Lehrers, und als er seine Studien endlich abgeschlossen hatte, meinte er: »Nun werde ich auf die Straße hinausgehen, und falls ich einem achtjährigen Mädchen begegne, das diesen Pfad verkörpert, so bleibe ich bei ihm und lerne von ihm. Sollte ich jedoch einem achtzigjährigen Meister begegnen, der alle Antworten kennt, so gehe ich weiter.« Er wünschte sich keine Antworten, er wollte das Leben. Und so ging er hinaus und suchte nach Menschen, die einfach nur Menschen waren: Menschen, die das volle Ausleben des Lebens im jeweiligen Augenblick tatsächlich verkörperten.
    JEFF:   Wenn ich einen Film drehe, versuche ich, so schnell wie nur möglich mit den Leuten, mit denen ich arbeite – seien es die Schauspieler oder das Produktionsteam – in die Tiefe zu gehen. Und mittlerweile mache ich das nicht einmal mehr bewusst, es ist mir zur zweiten Natur geworden. Ich will mit dem Regisseur möglichst eng verbunden sein, sodass wir fast wie verschiedene Impulse im selben Gehirn werden. Diese Vertrautheit ist die Schlange, von der ich früher gesprochen habe. Der endgültige Film ist die Schlangenhaut, die ja an sich schon ganz nett ist, nur dass sie eben nicht die wirkliche Schlange ist.
    Das Wichtigste ist, diese enge Verbundenheit zu haben. Denn sie bietet uns die Chance, unsere Widerstände gegen Geburt, Sichöffnen, Wachstum und Leben zu überwinden. Koitus, Mann. Ein Filmdreh ist nur die Möglichkeit, der Ort, es zu tun, so wie eine Kirche der Ort zum Beten ist. Er stellt den sicheren, großzügigen Raum zur Verfügung, in dem man etwas ausbrüten kann. Wir haben da all diese Künstler beisammen, die daran arbeiten, etwas ganz Besonderes zu erschaffen – in zwei, drei Monaten, vielleicht auch sechs, aber das war’s dann.
    Die Vertrautheit, die man an einem Filmset entwickelt, ist daher wirklich der Hammer. Und die meisten Filme – übrigens auch die meisten Geschichten – haben was mit Liebe zu tun, nicht wahr? Wenn du eine Liebesszene mit jemandem drehst, dann wird Liebe zu etwas so Zugänglichem und Leichtem, vor allem, wenn zwei Menschen es mit Absicht tun und wirklich ihre Herzen öffnen. Deswegen

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