Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
richtig gemacht? Wie könnte ich es besser machen? Haben diese Leute es richtig gemacht? Oder verkorksen sie alles? Du lebst einfach dein Leben in vollen Zügen. Das ist für mich Spielen. Und ich glaube, dass man das auch trainieren kann und dass dieses Training unsere Praxis, unser Üben ist.
Meiner Erfahrung nach befindet sich unser Leben, wenn wir wirklich spielen , statt nur zu proben, jenseits von Freude und Traurigkeit, und wir fühlen uns sehr viel lebendiger. Solange wir uns aber noch in einer Art Planungsmodus befinden, kommt uns ständig alles Mögliche in den Sinn: Das hätt’ ich tun sollen, oder jenes, warum hab ich das nicht gemacht?
Solltest du irgendwann beschließen, Schauspiel zu unterrichten, wirst du den Leuten sicher beibringen, lebendig zu spielen. Und das heißt dann wieder Üben. Und ich denke, dass es im Zen oder im Buddhismus im Allgemeinen ganz sicherlich die Aufgabe des Lehrers ist, einem Menschen nach Kräften dabei zu helfen, lebendig zu sein. Und auch das muss geübt werden.
JEFF: Diese Knoten, von denen wir schon gesprochen haben, können ja Einladungen zum Üben sein. Wir spielen und spielen, nur haut es dann unseren Clown plötzlich um, oder das Leben versetzt uns üble Schläge. Auch das sind wieder Aufforderungen zum Üben.
9 Was macht einen Mann aus, Mr. Lebowski?
JEFF: Im Leben wie in der Schauspielerei gibt es viele Herangehensweisen, viele unterschiedliche Methoden. Es gibt Schauspieler, die sich gerne mit dem Namen ihrer Figur anreden lassen. Aber außerhalb dieser Rolle wünschen sie keinerlei Auseinandersetzung oder Verpflichtung gegenüber den Fans. Viele große Schauspieler sind so. Ich komme mehr aus der Schule, Ich will die Person in ihrem wirklichen Leben kennen . Ich will wissen, wer dieser Mensch ist, und ich finde, dass sich das auch auf die Arbeit auswirkt.
Es gibt Worte, die in gewisser Weise das Gleiche bedeuten, aber auch Verschiedenes. Heiß und cool, beispielsweise. Man sagt: »Hey Mann, du bist cool!« Und: »Hey, du bist heiß, Mann.« Beides ist positiv, aber irgendwie nicht das Gleiche. Da hast du es etwa mit jemandem wie Scott Cooper zu tun, der bei Crazy Heart Regie geführt hat. Der hatte so was Anspornendes und echt Begeistertes. Und dann arbeitest du mit den Coen-Brüdern, die nicht gerade mit ihren Gefühlen hausieren gehen. Sie sind echte Meister, witziger als die Polizei erlaubt, aber irgendwie cool. Das ist ihr Stil – du weißt, was ich meine?
Der Film würfelt all diese ganz unterschiedlichen Leute zusammen, die alle versuchen, ihre Kunst zu machen, und es funktioniert ja auch immer. Und je verquerer zuweilen die Herangehensweise ist, umso cooler. So ähnlich wie bei dem Sandkorn in der Auster, das die Perle entstehen lässt. Wenn die Maserung im Holz perfekt ist, ist das nicht so wahnsinnig interessant. Wenn du aber eine Maserknolle serviert bekommst – mein Gott, wie wunderbar!
BERNIE: Ich empfinde es wirklich als Glück, dass ich bei sehr vielen verschiedenen Lehrern studieren durfte, die sehr unterschiedliche Stile und Herangehensweisen pflegten. Es gibt auch Leute, die dich warnen, dass du dich da zu stark verzettelst. Sieh zu, dass du eine Nische besetzt und dich in der starkmachst. Aber das Leben ist nun mal keine Nische, das Leben ist das Leben. Wenn du dich nie aus deinem kleinen Winkel hinauswagst, wie sollst du dich dann lebendig fühlen? Daher arbeite ich mit so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten wie nur möglich: heißen, coolen, lauen, egal. Spannend ist es in jedem Fall.
JEFF: Und so populär. Weißt du, im Grunde sind wir ja alle gleich, wollen geliebt werden und selber lieben.
Erinnerst du dich an diesen tollen Marvin-Hamlisch-Song, »What I Did for Love«? Er erinnert mich an die Joy-of-Singing-Werkstatt, die ich vor Jahren mal besuchte und die von Warren Lyons geleitet wurde. Sie ging über zwei Wochenenden, und die Teilnehmer waren Opernsänger, Tankwarte, Zimmerleute, alle, die was über Singen und Kreativität lernen wollten, weil das ja beides was miteinander zu tun hat. Warren brachte uns vor allem eines bei: Was immer uns davon abhält, beim Singen völlig aus uns rauszugehen, welcher Muskel auch immer unser Singen behindert, genau das hält auch den Rest unserer kreativen Energie zurück. Ursache dafür kann etwas sein, was irgendwo in unserer frühen Kindheit liegt. Nur als Beispiel, vielleicht hast du ja an der Grundschule nicht so toll gesungen, und der Lehrer sagte:
Weitere Kostenlose Bücher