Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
verlieben sich Leute auch in ihre Filmpartner. Dann begehen sie allerdings oft den Fehler, miteinander zu vögeln, und das kann alles versauen. Meine Frau Sue spielt die weibliche Hauptrolle im Film meines Lebens. Eben haben wir unseren fünfunddreißigsten Hochzeitstag gefeiert, und unsere Beziehung ist für mich das Kostbarste überhaupt. Aber das schließt meine Nähe zu anderen Menschen nicht aus. Wenn überhaupt liebe ich Sue deswegen nur noch mehr. Die Freiheit, die sie mir schenkt, weil sie mich liebt, wie ich bin, hat zur Folge, dass ich ihr immer noch näherkommen will, und sie inspiriert mich dazu, ihr die gleiche Freiheit zu schenken. Wir üben unsere Liebe.
Üben, Mann. Bei mir jedenfalls hilft das. Es ist wie bei einem Filmdreh. Jedes Mal hab ich am Anfang die gleiche Panik: Werd ich es hinkriegen? Bin ich ausreichend vorbereitet? Kann ich die Anforderungen erfüllen? Und jedes Mal, wenn ich dann übe, fühle ich mich gleich viel besser.
BERNIE: Wir müssen üben, einfach um zu erfahren, dass wir mit dem, was um uns herum läuft, im Einklang stehen. Wenn du in deiner Band Gitarre spielen willst, müssen die Instrumente aller Bandmitglieder auf dieselbe Frequenz gestimmt werden; alle müssen in dieselbe Schwingung kommen. Das setzt eine gemeinsame Absicht voraus.
JEFF: Nicht nur die Instrumente sind gestimmt, sondern auch unsere Absichten befinden sich im Einklang.
BERNIE: Aber alles das ist weg, sobald du spielst. Du denkst nicht mehr: Hey, ich bin jetzt mit den anderen Typen im Einklang . Du spielst einfach und erlebst die Resonanz.
JEFF: Der Song spielt quasi dich.
BERNIE: Es gibt da den Ausdruck des freien Spielens , ebenso wie den Ausdruck at play in the fields of the Lord 11 . In diesem Stadium übt man nicht mehr, sondern spielt frei. Angenommen, die ganze Gruppe hat dieses Stadium erreicht und es gesellt sich nun ein weiterer Musiker hinzu, der aus einer völlig anderen Kultur stammt und keinen Begriff von A440 hat, sondern von einem ganz anderen Klangschema ausgeht. Wenn diese Person dazukommt, wird sich das auf die gesamte Gruppe auswirken, und sie wird einen anderen Song, einen anderen Riff spielen, als sie es ohne den Neuzugang getan hätte. So was geschieht, wenn du bereits das Stadium des freien Spiels erreicht hast. Befindest du dich allerdings noch im Übungsstadium, so denkst du womöglich, sobald der Neue zu spielen beginnt: Hey, is’ ja schräg. Ich hör mal lieber kurz zu und überlege, was ich jetzt mache.
Üben ist sehr wichtig im Leben. Es ist einer der Wege, die wir gehen können, um mit allem in Einklang zu kommen. Aber die genussvollsten Erlebnisse haben wir, wenn wir einfach frei in den Gefilden des Herrn, in den Gefilden des Reinen Landes improvisieren.
JEFF: Weißt du, was mir dabei klar wird? Es macht mit uns, was es will. Und es ist toll, wenn es in einem Film oder irgendwelchen anderen Künsten passiert. Das Verfängliche dabei ist nur, dass man anbeißt. Wobei ich eher zu den Fischen gehöre, die sich nach Kräften dagegen sträuben. Das ist quasi meine Lebenseinstellung. Ich weigere mich absolut, mich festnageln zu lassen, weil ich weiß, wie viel Engagement und Einsatz nötig sind. Man hat einfach nur so und so viel Zeit im Leben, und deshalb muss man, wenn man das eine tut, das andere lassen. Doch sobald man mal angebissen hat und es einen mitreißt, passiert etwas Wunderbares: Es geht nämlich alles wie von selbst, und man muss gar nichts mehr tun.
BERNIE: Beim Liebemachen ist es ja ganz ähnlich.
JEFF: Noch mal: Koitus, Mann.
BERNIE: Es gibt das Vorspiel, bei dem man versucht, sich aufeinander einzustimmen, und dann den Koitus selbst, wo man nichts mehr macht.
JEFF: Er macht was mit uns.
BERNIE: Das ist eben das Spiel. Das andere ist Üben.
JEFF: Zwischen den beiden liegt eine hauchdünne Linie. Kann man denn gleichzeitig spielen und üben?
BERNIE: Es heißt, der Abstand zwischen Himmel und Erde betrage nur eine Haaresbreite.
JEFF: Und kann man zwischen den beiden hinüber und herüber wechseln?
BERNIE: Das tust du doch sowieso immerzu.
JEFF: Ich denk da ein bisschen eingleisig, Mann. Koitus – muss immer wieder dran denken. Es ist herrlich, plötzlich so geil drauf zu sein. Du kannst keinen Fehler machen, selbst wenn du es wolltest, und der andere ebenso wenig. Es ist, wie Miles Davis schon so schön sagte: »Denk nicht an Fehler, es gibt keine.«
BERNIE: Wir reden über Üben
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