Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
zurückkehren. Apropos Knoten, auf die man immer wieder stößt, und die Geduld, die sie erfordern: Du machst deine Hunger-Arbeit nun schon seit gut dreißig Jahren; genauso lange arbeite ich mit Leuten, die in Armut leben. Aus dem einen oder anderen Grund sind wir in diesen Jahren auf alle möglichen Knoten gestoßen und mussten uns immer wieder gedulden. Aber ich hoffe, dass sich das ganze Umfeld inzwischen verändert hat, sodass wir wieder mehr mit dem Strom schwimmen können.
JEFF: Präsident Obamas Familie war in seiner Kindheit sogar auf Lebensmittelmarken angewiesen; ich meine, das ist schon mal ein Anfang. Es ist also wirklich neuer Scheiß ans Licht gekommen.
BERNIE: Und ganz offensichtlich wollen wir zwei jeden hereinbitten. Weißt du, wenn du Leuten zu essen gibst, ihnen Gemeinschaft anbietest, dann sorgst du auch für stabilere Familienverhältnisse. Die für die Arbeit mit Obdachlosen aufgestellten Regeln reißen die Familien im Grunde eher auseinander, als dass sie für größeren Zusammenhalt sorgen. Essen ist eines unserer grundlegendsten Bedürfnisse, weil wir alle jeden Tag essen müssen. Wir benötigen auch Wohnungen, aber Essen noch dringender. Egal, wer du bist, wenn du lange genug hungerst, ist es vorbei mit der Coolness.
JEFF: Mit dem Hunger ist es wirklich übel geworden in diesem Land, aber vielleicht musste das ja passieren, damit die Leute endlich reagieren. Es gibt nichts Schlechtes, das nicht auch etwas Gutes bewirkt.
Wieder ist es ein bisschen wie bei diesen Lojong-Losungen: Die Knoten in deinem Leben können auch der Schlüssel zu deiner Befreiung sein. Eine winzige Korrektur verändert das ganze Drecksding. Das ist eine völlig andere Art, sich diese Knubbel zu betrachten – nicht als Hindernisse, sondern als Inspirationen, ja sogar als Aufrufe: Auf geht’s!
BERNIE: Die chinesische Sprache wird mit Symbolen statt Buchstaben wiedergegeben. Das chinesische Wort für Schwierigkeit besteht aus zwei Schriftzeichen, und eines der beiden bedeutet Gelegenheit . In jeder Schwierigkeit verbirgt sich also auch eine Gelegenheit. Ich habe viel in der Geschäftswelt gearbeitet und weiß, dass die Probleme, denen man dort begegnet, sich oft als goldene Gelegenheiten entpuppen.
JEFF: In Interviews werde ich oft gefragt: Weshalb machen Sie gerade diese Filme und nicht andere, und gibt es da irgendeinen roten Faden, der sich durch ihr gesamtes Filmschaffen zieht ? Anfänglich dachte ich, den gäbe es nicht, dann aber merkte ich, dass viele meiner Filme genau das zum Thema haben, worüber wir gerade gesprochen haben: Was einem zunächst nur als Hemmschuh erscheint, kann tatsächlich eine wunderbare Gelegenheit sein. Dazu fällt einem wohl sofort American Heart – Die zweite Chance k) ein, ein Film über einen Typen, der aus dem Gefängnis kommt und sich wohl als Letztes wünscht, seinen vierzehnjährigen Sohn zu treffen und sich um ihn kümmern zu müssen. Verzweifelt wünscht er sich, sauber zu bleiben und etwas aus seinem Leben zu machen, und ist überzeugt, dass er das mit einem Kind am Hals niemals schaffen wird. Natürlich stellt sich dann heraus, dass gerade das Zusammenraufen mit seinem Jungen und das Kümmern um dessen Bedürfnisse ihm eigentlich erst zeigt, worum es im Leben geht. Erst das verleiht seinem Leben Freude und Sinn.
Eine weitere Übung, die ich interessant finde, ist tonglen . Dabei handelt es sich um eine tibetische Praxis, die uns dabei helfen soll, sowohl mit dem Leid der anderen als auch unserem eigenen Leid Kontakt aufzunehmen. Ich bin quasi noch Anfänger darin, was mir aber wirklich daran gefällt, ist die Vorstellung, dass deine Gefühle nicht nur deine Gefühle sind, sondern dass wir alle sie empfinden. Sodass du in gewisser Weise ein Vertreter dessen bist, was Leben bedeutet. Als Schauspieler habe ich das Gefühl, eine Gemeinschaft zu repräsentieren, die Familie der Menschen, und sehe es als meine Aufgabe an, zu zeigen, wie verschieden Menschen in verschiedenen Situationen agieren können, wie etwa der Vater in American Heart . Wenn es daher um Gefühle des Ringens und Leidens geht, bist du nicht allein; dein Leiden geschieht um der ganzen Gruppe willen, um unser aller willen.
Dieser Gedanke erleichtert alles. Und hier beginnt auch das Mitgefühl.
8 Sie meinen Koitus?
JEFF: Wir hatten eine Gruppe von Leuten hier oben, Alan Kozlowski, John Goodwin und Chris Pelonis 9 , machten Musik miteinander und hingen ’ne Runde ab, bis unsere
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