Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
und freies Spiel, aber es gibt auch Leute, die scheinbar ohne jede Vorbereitung zu improvisieren beginnen. Wie würdest du mit Künstlern wie Sid Caesar 12 oder Robin Williams klar kommen? Ich habe gehört, dass Sid Caesar sich noch nie an ein Drehbuch gehalten hat, obwohl er immer eins hatte. Er hat immer nur auf die anderen Leute oder die Situation reagiert.
JEFF: Ich erinnere mich noch, dass ich als Kind seine Sendung im Fernsehen sah. Und mit Robin Williams hab ich in König der Fischer l) zusammen gespielt.
Als ich engagiert wurde, war ich ein bisschen besorgt, du weißt schon: Robin Williams! Der reißt ständig Witze, kann nicht anders, es ist wie ein Tic. Ich hab da diese Szene am Ende, wo ich dieses lange Selbstgespräch führen soll, während er daneben im Koma liegt, und ich konnte mir richtig vorstellen, wie er plötzlich AAAAH macht, verstehst du, und sich mit der Szene und mir anlegt. Und dann kam ich zu der Szene, und seine Präsenz war ganz großartig. Er hatte darin nichts zu sagen, da er ja im Koma liegen sollte, sodass er genauso gut hätte pennen können, während ich meinen Text sprach. Doch er war wach und präsent. Er unterstützte mich auf wunderbarste Weise, ohne ein einziges Wort zu sagen.
Robin war auf der Juilliard School; er ist ausgebildeter Schauspieler. Meiner Ansicht nach ist Comedy nur eines der vielen Dinge, die er aus seinem Tornister ziehen kann. Als wir König der Fischer drehten, arbeiteten wir lange Sechzehnstundentage, oft war es schon vier Uhr früh und wir gingen auf dem Zahnfleisch. Plötzlich stand Robin auf und begann, alle auf die Schippe zu nehmen. Wir lachten uns schlapp. Es war wie Jazz, weißt du. Viele Regisseure würden da ein bisschen mitlachen und dann alle auffordern, wieder an die Arbeit zu gehen. Nicht Terry Gilliam. Terry stachelte ihn sogar noch weiter an und ließ ihn etwa ’ne halbe Stunde so weiterwitzeln; Robin hätte ewig weitermachen können. Wir waren so voller Energie, dass wir wieder an die Arbeit gingen und der Saft noch mal für drei, vier Stunden reichte. Das ist die Macht des Clowns, Mann.
BERNIE: Würdest du sagen, dass Robin Williams viel Zeit mit Üben verbringt? Oder spielt er nur?
JEFF: Ich glaube, er tut beides. Du übst vielleicht, noch ein bisschen weiter zu gehen, die Beleidigung noch ein bisschen schärfer zu formulieren. An irgendeinem Punkt wird dann Spiel daraus, die Dinge kommen dir einfach über die Lippen, du kannst gar nicht anders, es wird zum Reflex. Wahrscheinlich bewegt er sich zwischen beidem hin und her. Man kann doch auch Spielen üben, oder? Ich meine, du übst doch, in diese Stimmung zu kommen, an diesen Punkt. Ist das nicht auch Meditation?
Es gibt allerdings auch noch eine andere Betrachtungsweise fürs Üben: das Ausüben. Ein Arzt könnte etwa sagen, er übe das Handwerk des Chirurgen aus. Das ist dann ein bisschen anders, nicht wahr?
BERNIE: Also ich, ich übe auch, beziehungsweise widme mich meiner Meditationspraxis, wenn ich mich in einem Raum befinde, in dem die Subjekt-Objekt-Beziehung aufgehoben ist. Womöglich arbeite ich dann sogar, aber wenn ich völlig in meine Arbeit vertieft bin, wird sie zum Spiel.
JEFF: In diesem Fall werden Üben und Spielen zur selben Sache, nicht wahr? In der Schauspielerei könnte man die Proben als Übungen betrachten. Aber wenn ich probe, dann heißt das auch, dass ich richtig zur Sache komme und spiele. Knie dich rein und schau, wohin es dich führt. Oder, wie Sidney Lumet meinte, als wir Tag um Tag den ganzen Morgen danach durchgingen: Es ist wie Zwiebelschälen. Du wirst jedes Mal neue Dinge dabei entdecken. Du übst Frische, übst das Spielen.
BERNIE: Können Leute also einfach spielen, oder müssen sie ihr Leben vorher üben?
JEFF: Oder ihr Leben vorankündigen ? Oder ihr Leben proben?
BERNIE: Nach meiner Terminologie spielst du, sobald du Zeugnis ablegst, also dein Leben lebst. Solange man sich noch an seinen Vorstellungen von dem orientiert, was man tut, solange übt man noch. Ich arbeite gerne mit Leuten in ihrem Alltagsleben zusammen, sei es am Arbeitsplatz, zu Hause oder wo auch immer. Wie bekommt man die Menschen also dazu, zu spielen, total in ihr Leben einzutauchen, das zu tun, was du mit Sidney Lumet getan hast, nämlich den ganzen Film durchzugehen? Nehmen wir an, du gehst dein Leben durch, und nun hat es sich ein klein wenig verändert. Du hältst nicht alle paar Augenblicke inne, um dich zu fragen: Habe ich es
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