Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Gewitter ja nur noch schlimmer!« Zuletzt mussten wir den Stecker ziehen und das Konzert abbrechen. Wir wollten uns ja schließlich keinen Stromschlag holen!
Schon komisch, keines der Ziele, die ich mir für die Parteiversammlungen gesetzt hatte, ließ sich realisieren, aber dafür passierten andere, unerwartete Dinge. Ist das nicht immer so? So hing ich eine Woche später mit ein paar Leuten auf der demokratischen Versammlung herum, als zwei Kids – etwa acht und zehn Jahre alt –, die wie zwei kleine Geschäftsmänner aussahen, auf mich zukamen und meinten: »Wir sind Entertainer.« Sie reichten mir ihre Visitenkarte und fragten mich, in welcher Form sie mitmachen könnten. Es war das perfekte Timing, weil wir gerade versuchten, eine Jugend-Taskforce für No Kid Hungry ins Leben zu rufen und junge Leute dafür zu begeistern. Denn Kids – stimmt doch? – haben keine politische Vertretung. Auf diese Weise bewirkten wir auch eine Menge an positiver Publicity für die Kampagne. Und, wer weiß, vielleicht wird ja eins dieser Collegegirls bei der Beendigung des Hungers in seinem Bundesstaat noch eine maßgebliche Rolle spielen. Man weiß nie, wie die Dinge von unseren Handlungen beeinflusst werden.
Ob es sich nun um Demokraten oder Republikaner, Liberale oder Konservative handelt, alle sind sie Teile des Ganzen, und wir können auf niemanden verzichten. Langsam, glaube ich, bewegen wir uns in die richtige Richtung. Wir, die Bewohner des Planeten, erkennen, dass wir zusammenarbeiten müssen. Was nicht heißt, dass wir sämtliche Meinungsverschiedenheiten und Kämpfe hinter uns lassen, aber ich hoffe, dass es künftig mehr Erfahrung von Zusammenhang, von Ganzheit geben wird.
BERNIE: Eines meiner Ziele ist, auf dieses Bewusstsein und diese Erfahrung hinzuarbeiten. Gleichzeitig aber erwarte ich nicht mehr, es noch zu erleben. Wer, zum Beispiel, könnte etwas gegen No Kid Hungry in 2015 haben? Viele Leute aus beiden Parteien haben sich der Kampagne angeschlossen, und dennoch gibt es womöglich einige, die sagen: »Wenn du als Liberaler für die Sache eintrittst, dann kann ich dir da als Konservativer unmöglich recht geben.«
Das ist es, was ich mit »Scherben« meine. Auch wenn Leute den Wert einer Sache einsehen: Der Wunsch, an ihrer konservativen oder liberalen oder sonstigen Identität festzuhalten, kann stärker sein als ihr Gefühl von Verbundenheit – auch wenn das bedeutet, dass Kinder hungern. Wie käme ich denn dazu, mit einem Liberalen zusammenzuarbeiten – auch wenn wir das gleiche Ziel haben? Das ergibt zwar keinen Sinn, aber die Differenzen und Streitereien können immer wieder die Oberhand gewinnen. Um solche Dinge führen wir Kriege.
Daher entscheiden wir uns auch für die Lebenssphären, in denen wir wirken wollen, mit dem Ziel, dieses Bewusstsein zu ändern. Manche von uns haben vielleicht das Gefühl, es sei genug, sich nur mit uns oder unseren Familien zu befassen und sich auf den Rest der Welt nicht einzulassen. Aber der Buddhismus praktiziert etwas anderes, nämlich, dass wir uns auch mit all jenen beschäftigen, die wir als Feinde betrachten, und sie zu Verbündeten machen. Wenn ich einen Tisch als Kreis des Lebens betrachte, dann will ich alle an diesen Tisch bringen, um die Themen, die uns alle angehen, zu diskutieren. Aus der Arbeit mit ehemaligen Feinden kann ich sehr viel mehr lernen, als wenn ich immer nur mit Freunden abhänge. Aber auch meine früheren Feinde lernen mehr, und zusammen schaffen wir dann einen besseren Rahmen.
JEFF: Einen besseren Rahmen zu schaffen, das gelingt nicht auf Anhieb. Als wir die Verfassung schrieben, stellten wir die Frage der Sklaverei zunächst hintan, weil man sich diesbezüglich zu uneinig war. Die Folge war, dass wir knapp hundert Jahre später einen Bürgerkrieg darüber ausfechten mussten. Indem man das Thema anfangs unterdrückte, konnte man die ersten Schritte zur Schaffung unserer Nation tun, aber schließlich musste man sich doch damit beschäftigen, weil Freiheit nun einmal ein Grundrecht ist. Auch heute, lange nach dem Bürgerkrieg, ist der Rassismus noch immer da und womöglich das Haupthindernis für unsere endgültige Aussöhnung.
BERNIE: Etwas sieht vielleicht aus, als sei es vor einer oder fünf Minuten, hundert oder zweihundert Jahren verschwunden, am Ende aber taucht es dann plötzlich wieder auf. Wenn man nicht das ganze Bild in den Blick nimmt, wenn man bestimmte Teile ausschließt, dann wird das Problem
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