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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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derartige Einschränkung existiert, ist das wundervoll. Denn erst so kannst du dich öffnen und in die Tiefe gehen.
    Gleichzeitig gibt es einige Dinge, die eine solche Öffnung verhindern, etwa, als ich Sue »Somewhere« vorsingen musste und wie gelähmt war. So ist es zwar toll, mit einem geliebten Menschen zusammen zu sein, aber das, was mich von dem anderen unterscheidet, muss ebenfalls respektiert werden. Wahrscheinlich wünsche ich mir in meinen persönlichen Beziehungen einfach den gleichen Respekt und die gleiche Sicherheit, die Hal damals Andy und mir geschenkt hat und die er von seinem Produzenten leider nicht bekam.
    Man kann das auch in der Geschichte unseres Landes beobachten. Ehe die dreizehn ursprünglichen britischen Kolonien in Amerika sich zusammentaten, bekämpften sie einander. Sie bekämpften sich, bis sie erkannten, dass sie stärker und erfolgreicher sein würden, wenn sie sich verbündeten. In der Feudalzeit, also ehe es Staaten in unserem Sinne gab, rangen und kämpften Städte und Kleinstädte jahrelang miteinander, bis sie sich endlich zum Zusammenschluss entschieden und die europäischen Staaten entstanden.
    BERNIE:   Die Leute kleben ja ums Verrecken an ihren abgetrennten Identitäten und haben Angst, sich zusammenzutun. Aber das Geeinte, Eine ist nach wie vor sehr viel stärker als die Teile.
    JEFF:   Diese Furcht, verletzlich zu sein und schwach zu wirken, ist – glaube ich – auch verantwortlich für unsere Angst, Zeugnis abzulegen. Ich lebe zwar gern in den Vereinigten Staaten, aber ich spüre auch diese Angst. Nach 9/11 wurde alles mal für eine kurze Weile – ein, zwei Wochen vielleicht – sehr weich. Es gab eine Menge Traurigkeit, eine Menge Verlust und auch viel Mitgefühl. Aber dann wurde alles, was vorher weich gewesen war, starr und rigide. Wir zogen uns in uns zusammen und verloren unsere Offenheit. Wir haben uns verkrampft: Verdammt noch mal, die machen wir fertig! Wir führen Krieg gegen den Terror . Das erschien mir schon damals absurd. Wir wollten uns nicht lange aufhalten bei Fragen wie: Was spielen wir eigentlich für eine Rolle in der Welt? Warum haben diese Typen Flugzeuge in unsere Hochhäuser gesteuert und so viele Leute umgebracht? Was haben wir getan, um eine solche Reaktion zu bekommen, wenn wir denn etwas getan haben?
    Ich bin kein Politikexperte, ganz und gar nicht, aber ich weiß, dass wir viele Diktatoren unterstützen und mit Waffen beliefern. Angesichts solcher Fragen fühlen wir uns jedoch allzu verletzlich und bekommen Angst. Es war eines, zu sagen, dass 9/11 schrecklich war und wir die Wahnsinnigen, die das getan hatten, fassen und bestrafen mussten; aber es war etwas ganz anderes, einen totalen Krieg daraus zu machen. Die meisten Amerikaner waren überwältigt von Entsetzen, und die Politiker reagierten: Wir müssen uns schützen, also ziehen wir in den Krieg . Und wenn du als Politiker nicht damit einverstanden warst, dann warst du raus aus dem Spiel; viele Leute hatten das Gefühl, dass sie während jener Jahre nicht mehr offen ihre Meinung sagen konnten.
    Ganz ähnlich ist es mit dem Übel der Sklaverei in der amerikanischen Geschichte und mit unserem früheren Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern. Beides können wir uns nicht vollständig eingestehen – und beides wirkt im Grunde bis heute weiter. Und deswegen müssen wir Zeugnis ablegen. Wir müssen zu unserem Anteil an alledem stehen, denn es gibt nichts, was nicht Teil von uns ist.
    BERNIE:   Einer der zwölf Schritte im Programm der Anonymen Alkoholiker besteht darin, Verletzungen, die man anderen zugefügt hat, nach Möglichkeit wiedergutzumachen. Es ist nie zu spät. Gewisse Leute haben uns also am 11. September angegriffen. Es waren Fanatiker, und die meisten Menschen auf der Welt, einschließlich der Muslime, waren entsetzt. Gleichzeitig hatten viele derselben Leute das Gefühl, dass wir uns über Jahre wie brutale Schläger aufgeführt hatten. Das war natürlich keine nachträgliche Rechtfertigung für 9/11, aber ein deutlicher Fingerzeig auf den größeren Rahmen, innerhalb dessen das alles geschah. Was wäre also das richtige Vorgehen gewesen? Die Festsetzung und Bestrafung der Kriminellen, aber auch das Bezeugen dessen, was wir auf der Welt angerichtet haben, sowie eine Wiedergutmachung dafür. Im Gegensatz zu den zwei Kriegen, die wir einfach vom Zaun gebrochen haben, hätte dies die Situation entscheidend verändern können.
    JEFF:   Aber wir haben Angst, so

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