Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
so als würde er dir sagen, dass du einfach alle Zeit der Welt hast.
Ich habe in Hal Ashbys letztem Film, 8 Millionen Wege zu sterben m) , mitgespielt. Mein Bruder Beau hatte in seinem ersten, Der Hausbesitzer n) , mitgewirkt, sodass ich Hal schon sehr lange kannte. Er war einer meiner Lieblingsregisseure, ein wirklicher Meister. Hal hatte künstlerisch so viel Mumm und so viel Zutrauen zu seinen Schauspielern, dass er uns jede Menge Freiheit zum Improvisieren ließ. Das Drehbuch war, soweit es ihn anging, nur eine grobe Skizze der Geschichte; die Szenen, die wir filmten, hatten oft nur wenig mit den Dialogen im Drehbuch zu tun. Hal arbeitete in all seinen Filmen nach dieser Methode. Und schau dir mal an, was aus der Werkstatt dieses Burschen herauskam: Coming Home – Sie kehren heim , Willkommen Mr. Chance o) , Harold und Maude , Shampoo , Dieses Land ist mein Land p) und Das letzte Kommando q) .
Trotz all dieser großen Filme trieb Hals Arbeitsmethode die Produzenten und Finanziers in den Wahnsinn. Sie sahen die Tagesaufnahmen, die Szenen, die wir am Vortag gedreht hatten, und sagten: Was zum Teufel ist das? Dieser Text steht nicht im Drehbuch. Er macht einen völlig anderen Film, nicht den, für den wir ihn verpflichtet haben.
Als Hal mir das Drehbuch für 8 Millionen Wege zu sterben in die Hand drückte, fragte ich ihn, warum er diesen Film drehen wollte; es schien mir einfach nicht die Art von Geschichte, die zu erzählen ihn wirklich interessierte. Er sagte: »Weißt du, ich stelle mir ja dieselbe Frage. Und ich will den Film wohl machen, um rauszukriegen, warum ich ihn machen will.«
Der Produzent des Films schätzte Hals Methode nicht. Eines Tages – wir hatten noch etwa eine Drehwoche vor uns – kam er und teilte Hal mit: »Du hast nur noch den heutigen Tag, dann ziehen wir den Stecker.« Du kannst dir sicher vorstellen, wie herzzerreißend das ist, wenn du so viel Liebe und Energie in einen Film gesteckt hast und man dir sagt, dass deine Arbeit übel verunstaltet werden soll. Hal ging mit seinem zerrissenen Herzen zu seinem Trailer, wo er wahrscheinlich erst mal einen durchzog, und kehrte dann mit einer Idee zurück, wie man den Drehplan kürzen und den Dreh bis zum Ende dieses Tages abschließen könnte.
Nun war das damals Andy Garcias erster Film. Er und ich hatten eine tolle Zeit miteinander; die Atmosphäre, die Hal schuf, war ungeheuer offen, sodass wir uns alle gegenseitig anregten und auf Ideen brachten. Doch nun standen wir unter Druck, die Zeit drängte. Hal hatte das Problem gelöst, indem er zusätzliche expositorische Elemente einbaute und Andy ein langes Telefongespräch führen ließ, das dem Zuschauer die noch fehlenden Informationen lieferte. Andy machte drei, vier Aufnahmen, und ich sah, dass es ein Problem gab.
Also trat ich zu Hal und sagte: »Hal, ich glaube, Andy hat ein Problem mit diesem Dialogteil. Ich hätte da eine Idee.«
»Weißt du«, sagte Hal, »wahrscheinlich hast du ja recht. Aber Andy ist ein guter Schauspieler, lass ihn selbst drauf kommen.«
Hal schuf eine andere Wirklichkeit, in der wir alle Zeit der Welt hatten. Auch wenn wir unter fürchterlichem Termindruck standen, gab es nicht die geringste Panik, und wir wuppten die Sache. Aber obwohl Hal den Film damit weisungsgemäß zu Ende gedreht hatte, kam dann, als er ihn zum Schneiden und Montieren an den Cutter übergeben hatte und einen zweiwöchigen Urlaub nahm, der Produzent in den Schneideraum, konfiszierte die Negative, feuerte Hal und schnitt den Film unter völliger Missachtung von Hals Vorstellungen. Angesichts der Tatsache, dass Hal Ashby schon mal einen Oscar für den besten Schnitt gewonnen hatte und ein so meisterhafter Filmemacher war, hatte ich den Eindruck, dass er sich damit nur ins eigene Fleisch schnitt. Es war der letzte Film, den Hal drehte; kurz darauf starb er.
Hal war schon ein erstaunlicher Bursche. Ich erinnere mich, wie er Andy und mir erzählte: »Ich will einen kleinen Schneideraum in Malibu einrichten und euch Jungs beibringen, wie man Filme schneidet; ich fände es herrlich, wenn ihr vorbeikämt und einige der Szenen mit mir schneiden würdet.« Leider kam es nicht mehr dazu. Andy und ich schwelgen oft in Erinnerungen an die herrliche Zeit damals und sagen uns gegenseitig, und wie traurig es doch ist, dass Hal nicht die Wertschätzung bekam, die er verdient hatte.
Es gibt also ein Zeitfenster, in dem du spielen musst; wenn du es aber mit dem Gefühl tun kannst, dass keine
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