Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
erst mit dem rechten Ruder und dann mit dem linken, oder umgekehrt? Was macht meine Schulter, was der Arm? Das ist, als ob Joe der Tausendfüßler rauszufinden versucht, welches Bein er als erstes bewegen muss.
JEFF: Der Art Carney der Tausendfüßler.
BERNIE: Er wird es nicht hinkriegen, ebenso wenig wie der im Ruderboot. Und während der Ruderer angesichts all dieser Fragen schier durchdreht, reißt die Strömung ihn immer weiter mit sich fort. Du willst dein Boot sanft und sachte dahinrudern. Dann mach keinen großen Wirbel darum. Putz dich nicht selbst runter, weil du kein Profiruderer bist; fang nicht an, zu viele Bücher zu lesen, um alles richtig zu machen. Rudere einfach, rudere, rudere dein Boot sanft die Strömung hinab.
JEFF: Heiter, heiter.
BERNIE: Ganz wichtig. Ein englischer Philosoph hat mal gemeint, alles, was kosmisch sei, sei auch komisch. Tu dein Bestes und nimm’s nicht zu ernst.
JEFF: Ich war noch wirklich jung, als meine Mutter mich zu einem Tanzkurs anmeldete. »Ich bin zu jung dafür«, protestierte ich. Sie zwang mich irgendwie dazu, letztendlich aber liebte ich es, und schon nach der ersten Stunde kam ich heim und meinte: »Komm, Mom, ich zeig dir mal den Box Step.« Das war nicht nur meine Einführung ins Tanzen, sondern auch in die Zusammenarbeit mit einem anderen Menschen, ohne dabei ein bestimmtes Ziel zu verfolgen; schließlich erreicht man ja nichts damit, man tanzt nur. Noch Jahre später meinte sie, wann immer sie mich zur Arbeit schickte: »Denk dran, amüsier dich dabei und nimm’s nicht zu ernst.« Und so habe ich einen neuen Begriff erfunden für eine Menge Dinge, die ich in meinem Leben mache: arbielen . Ich arbeite weder, noch spiele ist, ich arbiele.
Spielen muss ja auch schließlich nichts Albernes sein. Man denke nur an eine Beethoven-Symphonie, die ist ernst, wird aber dennoch gespielt. Ich glaube, Oscar Wilde hat mal gesagt, dass das Leben zu wichtig sei, um ernst genommen zu werden.
BERNIE: Ich hab ja immer diese rote Nase in der Tasche stecken, und wenn es mal aussieht, als nähme ich oder mein Gesprächspartner die Dinge zu ernst, setze ich meine Nase auf. Egal, was wir gerade machen oder worüber wir reden, egal, ob wir uns einig oder uneinig sind: Die Nase verändert alles.
JEFF: Clownsville, Mann. Anspannung gerät eigentlich allem in die Quere, außer der Anspannung.
BERNIE: Mit einer Clownsnase kann man nicht arrogant oder abgehoben sein. Ich erzähle den Leuten immer, wenn sie sich über das Gerede von jemandem aufregen, sollen sie sich ihn oder sie mit einer Clownsnase vorstellen, dann regt man sich nicht mehr so auf. Heiter, heiter . Unsere Arbeit mag zwar wichtig sein, doch wir nehmen sie nicht zu ernst. Denn sonst fixieren wir uns auf einen ziemlich kleinen Ausschnitt und ignorieren alles Übrige – schaffen eine kleine Nische für uns selbst, statt die gesamte Leinwand zu bearbeiten.
Und noch was zu Rudere, rudere, rudere dein Boot sanft den Strom hinab . Es gibt verschiedene Ströme. Manchmal kommt man an einen Wasserfall, manchmal in ein Wildwasser. Der Ruderer muss sich der jeweiligen Situation anpassen. Paddelt man ein Bächlein hinunter, geht das nicht mit demselben Ruderschlag wie beim Durchqueren der Niagarafälle. Und auch wenn es sich nur um einen Bach handelt, kann so einiges geschehen: Der Wind kann drehen, vielleicht auch die Strömung, und auf einmal ist alles anders. Weswegen das Wörtchen »sanft« hier wirklich angebracht ist. Quäl dich nicht, würg dir keinen ab; überlass dich der Situation. Frag dich: Was läuft hier? Ich will da rüber, aber irgendwas hindert mich daran. Wie bewege ich mich im Einklang mit der Situation? Soll ich warten oder weiterfahren? Und wenn ich warte, warte ich einen Tag, ein Jahr, fünf Jahre? Wenn ich aber weiterfahre, muss ich dann gegen den Wind kreuzen? Sieh dir die Situation genau an und hab Vertrauen, dass sich die richtige Handlungsweise ganz natürlich einstellen wird. Denn andernfalls bist du aufgeschmissen und denkst nur: Ich kann überhaupt nichts ausrichten, alles ist völlig verkorkst .
JEFF: Und wie ernst wir doch alles nehmen! Gedanken ändern sich wie Wasser und Wind, wenn du in deinem Boot sitzt; Gedanken sind darin nicht anders als alles andere.
Kevin Bacon und ich spielten kürzlich in einem Film – R. I. P. D. (2013) – zusammen. Jedes Mal, bevor wir mit einer Szene begannen und wenn alle das gewohnte Lampenfieber hatten, musterte Kevin
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