Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
Vom Netzwerk:
ich mit hohen Erwartungen an die Arbeit und diese Erwartungen gehen schließlich völlig über Bord, weil noch etwas viel Wunderbareres geschieht. Es gibt da einen Widerstand, ein Ankämpfen dagegen, und dann – Wummm! Eine Welle bricht. Aber damit das passiert, muss ich bereit sein, mit diesen unangenehmen Gefühlen zu experimentierten. Es ist fast wie bei einer Yoga-Übung, wenn man sich streckt, um etwas zu berühren, was man nicht ohne Weiteres erreichen kann.
    Ich habe gelernt, diese Reaktionen schon während ihres Eintretens zunehmend zu registrieren, und statt sie abzulehnen oder anzunehmen, statt mich auf sie zu stürzen, beuge ich mich sanft ein wenig über die Herausforderung. Ich habe gelernt, mir selbst mehr Spielraum zu lassen, sodass ich das Gefühl größerer Freiheit bekomme. Und langsam wird alles handhabbarer.
    Eine große Herausforderung ist heutzutage für viele der Zynismus. O Gott , denkst du dir, warum überhaupt noch was tun? Sieh dir doch all die Probleme an; sieh dir die Politiker an. Willst du mich verarschen? Ich geh doch nicht zur Wahl . Wie geht man mit solchen Zynismus um? Ich schätze, der erste Schritt wäre, ihn zunächst mal bei sich selbst wahrzunehmen. Und dann knetest du ein bisschen daran herum – machst ihn handhabbar.
    Was ich außerdem noch aus all dem gelernt habe, ist Folgendes: Meine Grenzen sind weiter, als ich dachte. Tatsächlich scheinen sie sich jedes Mal, wenn ich sie neu in Frage stelle, ein wenig auszudehnen. Und ich befinde mich immer noch auf demselben Weg, und mein Dehnradius wird immer noch ein bisschen größer und größer. Ich respektiere mein eigenes Tempo und stelle es gleichzeitig in Frage. Wirklich müssen aber tu ich nur eines, nämlich nett sein: nett zu mir selber.

13  Immer wieder mal ’n Strike, und dann mal wieder nichts
    JEFF:   Erlebst du das eigentlich manchmal, dass du erst glaubst, du hast dein Limit erreicht, und es sich dann plötzlich wieder anders anfühlt und du weitermachen kannst?
    BERNIE:   Ich seh das etwas anders. Im Zuge meiner Clownsausbildung hab ich gelernt, dass Dinge, die ich als Versagen oder Einschränkungen wahrnehme, im Grunde verkappte Gelegenheiten sind. Das erinnert mich an die Geschichte, die mir mein Clownsmentor YooWho erzählte, als er mit einer seiner Zaubershows in einer armen Gegend im mexikanischen Chiapas auftrat. Ganz am Ende der Vorstellung verkündete er der großen, vor ihm versammelten Zuschauermenge: »Und jetzt werde ich euch in meiner letzten fantastischen Nummer verschwinden lassen.« Und mit diesen Worten nahm er seine Brille ab. Ohne Brille aber sieht er nichts, sodass – ganz klar – alle verschwinden. Damit erntete er stets ein Riesengelächter, diesmal allerdings nicht. Alle verstummten, und als er seine Brille wieder aufsetzte und auf sein Publikum blickte, begriff er, warum. Kein einziger seiner Zuschauer trug eine Brille. Sie waren zu arm, um sich so etwas leisten zu können, sodass sie auch seinen Witz nicht verstanden.
    Und damit musste er umgehen. Wenn er von seinem Publikum, seinen Zuschauern, Zeugnis ablegen wollte, musste er eine andere Möglichkeit finden, seine Show zu beenden.
    JEFF:   Und was hat er gemacht?
    BERNIE:   Ich weiß nicht, das hat er mir nie erzählt.
    JEFF:   Weil vielleicht auch das nicht funktioniert hat, und was macht man dann? Du versuchst, die Clownsnummer hinzukriegen, versuchst, dich danach wieder aufzurappeln, und es klappt nicht. Ich will mich zwar weiter öffnen, aber es klappt einfach nicht. Passiert dir so was zuweilen? Ich habe dir von den Spannungen in meinem Leben erzählt, vor allem, wo ich auf meine eigenen Widerstände stoße; ich denke, du bist da weiter als ich, aber ich bin neugierig: Stößt du je an deine Grenzen? Bleibt der Clown auch mal zu lange am Boden? Stehst du auf tönernen Füßen? Und wenn ja, dann zeig sie mir.
    BERNIE:   Wie du weißt, habe ich lange mit Israelis und Palästinensern gearbeitet und war zuletzt sehr frustriert. Als Zen-Lehrer weiß ich, dass Frustrationen mit Erwartungen zu tun haben, aber in diesem Fall hing ich wirklich sehr an dieser Hoffnung auf große Veränderungen. Jeden Tag las ich israelische und arabische Zeitungen, ich verfolgte palästinensische Nachrichten, unterhielt mich mit Leuten und versuchte immer wieder, Dinge anzuleiern, doch irgendwann wurde es mir einfach zu viel. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr hinreisen, an den Checkpoints stehen, die Frustration in den Stimmen

Weitere Kostenlose Bücher