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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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aus«, erklärte er. »Sie sind alles friedliche Halblinge, die keinem etwas tun würden. Wir haben noch nicht einmal Waffen, geschweige denn das Wissen, sie zu benutzen.«
    »Das ist gut«, erklärte Schrak erneut, »dann wird es reichen, wenn ich die Orks dort hinschicke, um alle zu töten und das Dorf dem Erdboden gleichzumachen.«
    Bonne rutschte das Herz in die Hose. Was hatte er nur wieder getan? Er musste das schleunigst richtigstellen. Aber wie sollte er das. Was wahr war, war eben wahr.
    »Die Orks wären tot, bevor sie das erste unserer Häuser in Brand gesteckt hätten«, sagte Bonne dennoch voller Überzeugung.
    »Du hast gesagt, ihr seid nur ein paar Halblinge«, grollte Schrak ärgerlich.
    »Das schon«, erklärte Bonne, »aber wir stehen unter dem Schutz von Othman.«
    »Wer ist dieser Othman?«, verlange der Troll zu wissen.
    »Meister Othman«, sagte Bonne. »Er ist der mächtigste Zauberer, den ich kenne.« Das war noch nicht einmal eine Lüge. »Er ist so mächtig, dass er, wenn er in einen See steigt, nicht nass wird. Nein, der See wird zu Othman. Von was träumen Trolle, wenn sie Angst haben?«
    »Trolle haben vor nichts Angst, nur vor Hadar, unserem Gott«, erklärte Schrak.
    »Soll ich dir sagen, wovon Hadar geträumt hat, wenn er nachts schweißgebadet aufwacht? Von Othman.«
    Wieder schlug Schrak mit der Keule auf den Boden, aber erst, nachdem er sich vergewissert hatte, dass kein Goblin in der Nähe war. »Schluss mit dem Unsinn!«, brüllte er. »Dann werden wir zuerst diesen Othman töten.
    Bonne sah sich unter den Grünblutern um. Er hoffte, dass der Magier genügend Zauberei besaß, um mit dieser wild gewordenen Horde fertig zu werden. Er war zuversichtlich. Und wenn seine Magie nicht reichte, dann bot der Turm Schutz. Er war stabil, und es gab darin viele Versteckmöglichkeiten.
    Schrak riss einem Ork das Signalhorn von der Brust, setzte es an und stieß hinein. Ein langer tiefer Ton erfüllte den Wald. Zuerst dachte Bonne, dass ein Echo zu ihnen zurückgeworfen wurde, dann begriff er, dass es die Antwort auf ihr Signal war. Aus allen Richtungen ertönten sie. Mindestens zwei Dutzend.
    »Es tut mir leid, Meister Othman«, flüsterte Bonne. »Das habe ich nicht gewollt.«

25. MILO
    Milo, Dorn und Senetha waren die ganze Nacht zusammen mit dem Schreiberling durch die Stadt geirrt. Sie hatten sich von einem Versteck ins nächste geflüchtet, immer in der Angst, von einer Patrouille der Regorianer entdeckt zu werden oder auf Rebellen zu stoßen, die von ihnen verlangten, sich gemeinsam mit ihnen in den Tod zu stürzen.
    Bis zu den frühen Morgenstunden dauerten die Kämpfe an. Beide Seiten schienen große Verluste erlitten zu haben. Überall brannten Häuser. Tote und Verletzte lagen in den Straßen, und kaum jemand nahm sich ihrer an, weil jeder um sein eigenes Überleben oder das seiner Familie kämpfte.
    Als der Tag die Nacht ablöste, verstummte das Kriegsgeschrei. Rebellen wie Regorianer zogen sich zurück und leckten ihre Wunden. Nur noch kleine, schwer gerüstete Patrouillen der Krieger Regors waren auf den Straßen und versuchten, den Anschein zu erwecken, in der Nacht den Sieg davongetragen zu haben.
    Mit dem Tag kamen stattdessen die Bürger auf die Straße zurück, die sich auf keine der Seiten geschlagen hatten und nun versuchten, ihr Hab und Gut zu beschützen. Sie bildeten lange Ketten mit Eimern, um Wasser aus den Brunnen zu schöpfen und zu verhindern, dass der Brand auf die Häuser, die den Flammen noch nicht zum Opfer gefallen waren, übersprang. Andere kümmerten sich um die Verletzten oder suchten in den Tempeln nach Heilern, die sie bezahlen konnten. Es schien so, als hätte der Tag die Normalität mitgebracht, doch der Schatten der Nacht war allgegenwärtig.
    Milo hockte zusammen mit den drei Menschen in einer Gasse hinter einem Stapel Brennholz. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf das schmucklose Gebäude am Ende der Straße, zu dem sie der Schreiberling geführt hatte.
    »Das soll eine Bibliothek sein, sagst du?«, knurrte Dorn dem schmächtigen Mann in Ohr. »Bist du dir sicher?«
    Diese letzte Frage war nicht wirklich eine Frage, sondern eher so eine Art Versprechen, die sagte: Wenn du mich anlügst, breche ich dir das Genick.
    »Es ist das Haus der verbotenen Schriften«, erklärte der Gelehrte. »Es besteht schon seit Gründung der Stadt. Die Priester haben es errichtet, um dort alle blasphemischen Werke zu verwahren. Alles, was von sterblicher Hand zu

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