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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Papier gebracht wurde und Regor erzürnen könnte, liegt dort, sicher weggeschlossen vor neugierigen Blicken. Darunter befindet sich auch das Buch, nach dem ihr sucht. »Die Suche der Mutter« ist noch älter als diese Bibliothek. Es gibt nur wenige noch existierende Schriften aus der Zeit der Verblendung. Das meiste ist damals in den Kriegen verbrannt.«
    »Das Ganze schmeckt mir gar nicht«, verriet Dorn. »Jeder in dieser verdammten Stadt will uns an den Kragen. Die Regorianer würden uns gern zu Tode foltern, die Stadtwachen hängen, und die Rebellen wollen uns ans Leder, weil wir ihren heiligen Zwerg entführt haben. Alle anderen hassen uns, weil sie glauben, wir hätten ihre Häuser in Brand gesteckt. Und was machen wir? Wir flüchten in ein Haus, das aussieht wie ein riesiger Brotofen.«
    »Ich bin kein Zwerg, sondern ein Halbling«, stellte Milo richtig. »Zwerge haben Haare im Gesicht, wir an den Füßen.«
    Dorn warf ihm einen missmutigen Blick zu.
    »Noch ein bisschen mehr von diesem dummen Gefasel, und ich hänge dir deine Füße ans Kinn.«
    »Lass ihn zufrieden«, sagte Senetha. »Er ist genau wie wir in diese Sache hineingeschlittert. Alles hat mit diesem Symbol zu tun, und die einzige Fährte, die wir haben, um mehr zu erfahren, ist diese Bibliothek.«
    »Können wir nicht einfach von hier verschwinden und diesen ganzen Dreck hinter uns lassen?«
    »Das könnten wir tun«, sagte Senetha zu Dorn. »Genau das haben wir ja immer getan   – weglaufen. Doch irgendwann hat es uns stets wieder eingeholt. Findest du nicht, wir sollten uns den Dingen langsam mal stellen?«
    »Den Dingen?«, schnaubte der Söldner. »Diese Dinge sind gut gerüstet, haben scharfe Waffen und können auch damit umgehen. Du sprichst, als sei das alles ein Rätsel, das es zu lösen gilt   – ganz wie der Abwasch, der gespült werden muss. Diese Dinge, von denen du redest, wollen uns mit aller Macht umbringen.«
    »Und wir wollen herausfinden, warum«, mischte sich Milo ein.
    Senetha nickte und warf Milo ein freundliches Lächeln zu. Dorn brummte nur argwöhnisch.
    Milo mochte den Söldner nicht sonderlich, aber es war besser, ihn auf seiner Seite zu haben als gegen sich. Seine Abneigung hatte weniger mit dem ruppigen Verhalten Dorns zu tun oder mit der offensichtlichen Antipathie gegen jeden, der kleiner war als er, als mehr mit der Wahl seines Berufes. Das Söldnerleben verstieß gegen annähernd jedes ungeschriebene Halblingsgesetz. Sich für Geld in den Kampf zu begeben, jeden Tag einem anderen Herrn dienen, immer auf der Suche nach Abenteuern sein und nie heimisch werden   – all das war für einen Halbling gleichzusetzen mit der ewigen Verdammnis.
    »Und du sagst, es wird nicht bewacht?«, erkundigte Dorn sich bei dem Schreiberling.
    »Nein, niemand geht dort ein oder aus, es sei denn, man wird von den Priestern dort hingeschickt. Es sind meist Adepten. Ich selbst war nur einmal dort, um neue Seiten in das Buch des Archivars einzubinden. Dabei bin ich auch auf den Namen des Buches gestoßen, nach dem ihr sucht. Es ist das erste, das eingetragen wurde.«
    »Erzähl mir etwas von dem Archivar«, verlangte Dorn.
    »Ich weiß nichts über ihn«, stotterte der Schreiberling. »Ich bin ihm nicht begegnet. Ich bin dort niemandem begegnet. Die Tür war offen, also bin ich einfach hineingegangen. Drinnen gab esnur diese Klappe und das Buch. Nachdem ich mit meiner Arbeit fertig war, habe ich es zurück in die Klappe gelegt.«
    Dorn schien wenig Freude an der Antwort des Mannes zu finden.
    »Ich habe schon für alles Mögliche mein Leben aufs Spiel gesetzt, aber für ein Buch? Kommt, bringen wir es hinter uns.«
    Dorn stand einfach auf und trat hinter dem Holzstapel hervor.
    »Sollten wir nicht lieber warten, bis es dunkel wird?«, wandte Milo ein.
    Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, in ein Haus der Tempelbrüder einzubrechen, noch zu einer Zeit, wo sie jeder beobachten konnte.
    »Erinnerst du dich an gestern Abend?«, schnauzte ihn Dorn an.
    Milo nickte.
    »Den nächsten dieser Sorte wirst du nicht überleben. Du siehst also, dir bleibt nicht viel Zeit.«
    Milo fand, dass es ein spezielles Talent von Dorn war, unangenehme Wahrheiten in unfreundliche Worte zu verpacken, aber was er sagte war nicht von der Hand zu weisen. Dennoch hätte er es begrüßt, mit mehr Respekt behandelt zu werden.
    »Ich meine ja nur«, nörgelte Milo. »Vielleicht wäre es besser, wenn wir nicht so auffallen würden.«
    Dorn schaute sich um. Griesgrämig

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