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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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einen Seitengang weiter in Richtung Aufzug hinunter, der Gnom den anderen. Bei der zweiten Querverbindung irgendwo zwischen E und F war der Gnom immer noch auf gleicher Höhe mit ihm. Hinter sich hörte Milo, wie die erste Bücherwand gegen die nächste kippte und mit ihrem Gewicht auch diese aus der Verankerung riss.
    »Nein!«, schrie der Bibliothekar gequält auf. »Blog, halt sie auf.«
    Beim nächsten Quergang war der Gnom verschwunden, Milo rannte weiter. Eine Kettenreaktion folgte. Eine Bücherreihe nachder anderen kippte um und begrub alles unter sich, was ihr in den Weg kam. Mit dem Gnom war auch plötzlich das Licht der Kerze verschwunden. Der Lärm von den umstürzenden Regalen war ohrenbetäubend. Das und die beängstigende Dunkelheit ließen Milo kopflos die Flucht antreten. Erst als er mit der hinteren Wand zusammenstieß und sich schmerzhaft die Schulter prellte, wurde ihm bewusst, dass er an dem Aufzug vorbeigelaufen war.
    Die tosende Welle aus berstendem Holz und zu Boden stürzenden Büchern raste weiter auf ihn zu. Milo sackte vor der Wand zusammen und schob den Kopf zwischen seine Knie. Er befürchtete, jeden Moment von einem Schwall verbotenem Wissen davongespült zu werden und am Grund eines Meers aus Papier zu enden. Doch anstatt über ihn hereinzubrechen, verebbte der Lärm. Nur hier und da hörte man noch ein Buch auf den Boden klatschen oder das Rascheln von Pergament.
    Milo war noch nie am Meer gewesen, doch so musste es sein, am Strand zu sitzen und den Wellen zu lauschen. Das Brüllen des Bibliothekars holte ihn zurück aus seiner Vorstellung.
    »Blog, wo steckst du, du Gewürm? Ich brauche Licht!«
    Milo war erleichtert. Die Stimme kam immer noch vom anderen Ende der kleinen Halle. Als jedoch ein winziger Lichtblitz wie von einem verpuffenden Glühwürmchen die Kerze entzündete, die von einem dürren Ärmchen zwischen zwei umgestürzten Regalen aus einem Haufen Bücher hochgehalten wurde, schmolz Milos Erleichterung.
    Der Bibliothekar stand vor seinem Pult. Der massige Kopf hatte nicht zu viel versprochen, denn sein Körper stand ihm in nichts nach. Holz und Stein fügten sich zu einer wahren Ausgeburt an Kraft und zerstörerischem Potenzial zusammen.
    »Dort ist der Eindringling!«, brüllte er, als er Milo entdeckte. »Los, Blog, bring ihn zu mir.« Er schmetterte die Faust zu Boden und zermalmte Holz, Papierstapel und ledergebundene Bücher, als wären sie trocknes Laub.
    Der Tunnelgnom streckte den Kopf aus einem Berg Papier hervor und schüttelte sich. »Gr bis Hm ist vollkommen durcheinander«, stöhnte er.
    »Vergiss die Bücher!«, brüllte der Koloss. »Schnapp dir den Dieb. Er darf nicht entkommen.«
    Blog schraubte sich aus den Trümmern hervor wie ein Wurm aus einem Bratapfel und erspähte Milo. Bevor der Gnom losrennen konnte, verschwand Milo unter der letzten Regalwand, die schräg gegen die hintere Wand gekippt war.
    Milo kroch den engen Tunnel entlang und wühlte sich durch Bücher und Papierrollen. Am anderen Ende zeigte sich ein Lichtschein. Milo riss einen Stapel Dokumente aus einem der unteren Fächer und bahnte sich so den Weg in einen anderen Gang. Auch hier gab es einen Kriechtunnel zwischen den aufeinanderliegenden Regalen. Milo kroch ein Stück in die entgegengesetzte Richtung und wühlte sich zum nächsten Gang durch. So arbeitete er sich Gang für Gang weiter. Blog war immer noch irgendwo hinter ihm und trieb Milo langsam auf seinen Herrn zu. Der Bibliothekar selbst beteiligte sich an der Suche nach ihm nicht. Vielleicht hatte er Angst, noch mehr kaputtzumachen, oder er traute seinem kleinen Gehilfen zu, mit dem Problem allein fertig zu werden.
    Plötzlich hörte Milo die jammernde Stimme von Blog.
    »Oh, oh, das ist Jerotts Reise zu den Heiligtümern . Das ist gar nicht gut.«
    »Hör auf, die Bücher zu sortieren«, schnauzte ihn der Bibliothekar an. »Bring mir lieber den Eindringling.«
    »Ich ordne es nicht, ich versuche, es zu löschen!«, kreischte Blog. »Nun brennen auch noch die Karten von Juntal und Die Aufzeichnungen des jungen Reisenden . Ich muss irgendwie mit der Kerze zu nah rangekommen sein.«
    »Versuch, sie zu löschen!«
    Das Feuer breitete sich schnell aus und erhellte den Raum, daran konnten auch Gnomenhände und Füße nichts ändern. Der Feuerschein fiel zwischen den Regalböden durch und beschienden ledernen Einband eines Buches, das vor Milo auf dem Boden lag. Grundlagen der druidischen Pflanzenzauber . Gr.
    Das war Milos Chance. Er

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