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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Außerdem hatten sich die Bärtigen in Graumark auf die Suche von Gold, Silber und Edelsteinen spezialisiert. Der Bedarf an Kohle für Essen war somit nur sehr gering.
    Es dauerte noch gut drei Stunden, bevor Nelf des Rätsels Lösung etwas näher kam. Inzwischen hatten sie bereits zum dritten Mal den Waldrand erreicht. Doch leider hatte der Tross wieder die Stelle verfehlt, welche die Späher als sicheres Gebiet benannt hatten. Diesmal um fast eine Meile. Die Zwerge hatten mit Missmut auf die vorigen Rückschläge reagiert. Übellaunigkeit und Drohungen waren an der Tagesordnung, doch jetzt gesellten sich noch Fußtritte und Schläge dazu, die sie unter ihren Gefangenen austeilten, als sie abermals Kehrt machten, um sich einen neuen Wegdurch den Wald zu suchen, der sie an die richtige Stelle führen würde. Jeder war froh, wenn die Wächter an ihm vorüberschritten und jemand anderes aufs Korn nahmen. Nelf und Tislo kamen gut davon. Ein Hieb in die Seite und ein Tritt in den Hintern waren zu verschmerzen. Und endlich erreichte die kleine Zwergenarmee mit den Gefangenen ihr Ziel.
    Vor ihnen lag eine tiefe Schlucht, die parallel zum dahinterliegenden Moor verlief. Nelf entschied für sich allerdings sofort, dass er lieber noch zwei weitere Male um den Düsterkrallenwald herumgelaufen wäre, und anschließend noch einmal in die andere Richtung, anstatt zu sein, wo er jetzt war. Sie befanden sich auf einem lang gestreckten Felsplateau, auf dem sich bereits Hunderte von Zwergen versammelt hatten. Der Wind trieb einen entsetzlichen Gestank von Faulgasen aus dem Moor herüber. Ohne die schützenden Bäume war es gleich um einiges kälter, und die karge, zerklüftete Landschaft versprach bei jeder Unvorsichtigkeit Prellungen, Schürfwunden oder gar Knochenbrücke.
    Wie Nelf schon vermutet hatte, lag vor ihnen das Moor von Graumark. Dieses Gebiet wurde scherzhaft Elfentorf genannt. Es war ein riesiges Sumpfgebiet, das aus einem tiefer gelegenen Teil bestand, der im Süden und Osten in ein Hochmoor auf zwei langen Hügelketten überging   – die eigentliche Heimat der Elfen in Graumark.
    Das Sumpfgebiet war übersät von kleinen Tümpeln und Seen, bis zum Rand gefüllt mit dunkelbraunem Wasser oder fauligem Matsch, aus dem blubbernd Gase entstiegen. Dazwischen zog sich ein Netz aus niedrigen Dämmen durch den Sumpf, die jeden, die sich hier auskannten, einen sicheren Pfad boten. Für alle anderen war es nur ein Irrgarten, der in den Tod führte. Die Pfade waren tückisch. Was aussah wie fester Boden, war manchmal nur eine Schicht aus vertrockneten Gräsern. Überall lauerten Baumwurzeln von krummen Moorbirken, die nach den Füßen regelrecht zu angeln schienen. Ein Fehltritt ohne eine rettende Hand in der Nähe bedeutete meist den sicheren Tod.
    All das war schon wenig verheißungsvoll, wenn man als Gefangener auf eine unbekannte Mission geschleppt wurde, doch das eigentliche Problem lag zwischen ihnen und dem Sumpf: Eine meilenlange Schlucht zog sich am Waldrand entlang. Tief, kalt und unwirtlich bildete sie eine natürliche Grenze zwischen dem Düsterkrallenwald und dem Hochmoor. Es wäre durchaus möglich gewesen, die Schlucht zu umgehen und so in den Sumpf zu gelangen, doch anscheinend war es gerade diese Schlucht, an der die Zwerge interessiert waren.
    »Zu hoffen, dass sie wie die Lemminge in die Tiefe springen, ist wohl etwas zu viel erwartet, oder?«, fragte Nelf im Flüsterton seinen Bruder.
    »Mir würde es schon reichen, wenn sie uns nicht hinunterwerfen«, gestand Tislo. »Was es dort unten wohl zu sehen gibt?«
    Der feiste Kaufmann trat von hinten an die beiden Halblinge heran und beugte sich zu ihnen herunter, was ihm sichtlich Mühe bereitete, da sie immer noch aneinandergefesselt waren. »Kohle! Ich sage es euch doch, die Zwerge sind wegen des schwarzen Goldes hier.«
    Jetzt begriff Nelf auch plötzlich, woher der Spruch kam: Ein guter Händler verkauft dir den Glauben als Wahrheit, ein Dummer die Lüge. Doch selbst wenn es stimmen sollte, wie wollten die Zwerge die Kohle fördern? Und was noch wichtiger war: Wie würden sie es bewerkstelligen, sie abzutransportieren und in die Berge zu bringen?
    Darauf gab es erst einmal keine Antwort, dafür fand Nelf schnell heraus, warum sich die Zwerge vorn am Rand des Plateaus versammelt hatten und in die Tiefe starrten. Ein eiserner Käfig, in den sechs bis acht Zwerge hineinpassten, diente als Aufzug, mit dem man hinab in die Schlucht gelangen konnte. Er hing an

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