Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
vor Wut ziellos im Lager umher.
    »Ich bin hier, Dorimbur Stollenstolz«, brüllte ein Zwerg aus dem Halbdunkel des Mineneingangs. »Mach nicht so einen Wind, oder wurdest du zum König der Zwerge von Graumark gewählt? Wenn nicht, wäre es besser, du zügelst deine Zunge.«
    Bronin trat aus dem Schatten, ebenfalls mit einem Kriegshammer bewaffnet. Von der Statur her stand er Dorimbur in nichts nach. Die Muskeln an seinen Oberarmen deuteten darauf hin, dass er nicht ein Leben lang nur Befehle erteilt hatte und auch jetzt noch mit anpackte. Er war jedoch um einiges älter als sein Widersacher. Bart und Haar waren in Zwergenmanier ordentlich geflochten, aber grau.
    Die beiden stampften aufeinander zu und standen sich wutschnaubend gegenüber.
    »Du hättest eine Kette für den Aufzug nehmen sollen, dann wäre das alles nicht passiert.«
    »Du hättest den Käfig nicht so vollstopfen müssen«, erwiderte Bronin. »Du hast doch gesehen, dass ein Seil über die Winde lief.«
    »Wie lange hätten wir denn dort oben hocken sollen? Noch eine Woche? Ein Aufzug braucht eine Kette.«
    »Eine zweitausend Fuß lange Kette«, fügte Bronin hinzu. »Was dachtest du, wie wir die herschaffen sollen? Etwa im Gänsemarsch, so wie du deine Leute hergeführt hast?«
    »Hättest du dich nicht mit deinen Männern in diesem Erdloch verkrochen, sondern Späher ausgesandt und Wachen aufgestellt, wie versprochen, wären wir schon gestern hier gewesen und hätten uns nicht allein durchschlagen müssen.«
    »Meine Arbeit ist es, einen Stollen anzulegen, und das ist in diesem Terrain schon schwierig genug. Da kann ich es mir nicht leisten, auch noch die Amme für ein paar Raufbolde zu spielen.«
    »Für dich ist alles schwierig«, schnaubte Dorimbur. »Du bist alt und schwach geworden und den Aufgaben, die man dir stellt, nicht mehr gewachsen. Am besten du verkriechst dich zu Hausebei deiner Frau, wärmst dir die Füße am Kaminfeuer und trinkst das Bier der Menschen, weil du einen richtigen Humpen nicht mehr verträgst.«
    Bronin spuckte aus und drehte sich um. Dorimbur tat es ihm gleich und ging einige Schritte auf seine Männer zu.
    »Du wirst vielleicht auch mal alt werden, wenn Leonis es will, Dorimbur«, sagte Bronin mit bebender Stimme. »Ich wünsche dir, dass du bis dahin auch eine Frau gefunden hast, die dich umsorgt, und du nicht mehr gezwungen sein wirst, junge Dinger gegen ihren Willen betrunken zu machen und zu schänden   – oder waren es junge Knaben?«
    Dorimburs Augen blitzten auf wie eine Grubenlampe im dunklen Stollen. In einer einzigen fließenden Bewegung drehte er sich um, hob den Hammer und stürmte auf Bronin zu.
    Der alte Minenwächter war vorbereitet. Im letzten Moment drehte er sich um, hob den Hammer und blockte Dorimburs Angriff. Dumpf prallten die Stiele aufeinander, und die Hammerköpfe verhakten sich. Dorimbur rammte seinem Widersacher den Ellenbogen unters Kinn, und als der Kopf des Alten zurückwippte, verpasste er ihm noch eine Kopfnuss. Beide taumelten einige Schritte rückwärts. Erneut griff Dorimbur an. Ein Schlag folgte dem anderen. Bronin konnte nicht anders, als in die Defensive zu gehen. Die Wucht der Schläge trieb ihn langsam zurück. Der Minenwächter war den Attacken des wesentlich jüngeren Kriegers nicht gewachsen. Es schien, als würden seine Arme schwer werden, und jeder Schlag brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Plötzlich stand er mit dem Rücken zur Felswand. Dorimbur täuschte einen Schlag gegen die Hüfte an, riss die Waffe hoch und hieb auf Bronins Kopf ein. Gerade noch rechtzeitig brachte der alte Zwerg den Waffenstiel zwischen sich und den heruntersausenden Kriegshammer. Die Wucht des Schlages ließ den Stiel bersten wie einen morschen Zaunpfahl. Dorimburs Schlag streifte nur die Schulter seines Widersachers. Der abgetrennte Hammerkopf fiel in den braunen Staub, und Bronin klammerte sich erschöpft an den Rest.
    »Du hast gewonnen, Dorimbur«, keuchte er mit letzter Kraft. »Aber glaube nicht   …«
    Dorimbur drehte sich um die eigene Achse und schlug Bronin den Hammer mit aller Kraft auf den Brustkorb. Blut spritzte aus dem Mund des Minenwächters und färbte seinen grauen Bart in den Mundwinkeln rot. Dann sackte er in sich zusammen.
    Dorimbur riss ihm die lederne Kappe vom Kopf und schlug ihm mit dem Hammer den Schädel ein.
    »Jetzt habe ich gewonnen«, knurrte er. »Und ich glaube schon lange an nichts mehr.«

27. MILO
    »Nur weil es in einem Buch steht, muss es lange noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher