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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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nach unten. Fast gleichzeitig packten die Menschen die eisernen Stangen des Aufzugs, und Nelf sah, wie sich ihre Fingerknöchel weiß verfärbten. Eine der Frauen zog ihre Hand angeekelt zurück und betrachtete die blutigen Flecken an ihrer Handinnenseite.
    »Zwergenblut«, erklärte Tislo. Offensichtlich hoffte er, die Frau damit beruhigen zu können, aber stattdessen erntete er einen bösen Blick ihres Begleiters. Eigentlich hätte Nelf noch gern auf die vielen gebrochenen und notdürftig geflickten Eisenstäbe hingewiesen, damit sich niemand daran verletzte, doch das verkniff er sich nun. Er und sein Bruder setzten sich, steckten die Füße durch das Gitter und ließen die Beine baumeln.
    Die Fahrt nach unten gestaltete sich ausgesprochen ruhig. So ruhig, dass der Mann sich ein Lächeln für seine beiden jungen Begleiterinnen abringen konnte. Die beiden Frauen fühlten sich aber anscheinend noch nicht sicher genug, um das Lächeln zu erwidern.
    Der dicke Kaufmann schwitze mittlerweile so stark, dass die Zwerge, die sie unten in der Schlucht in Empfang nehmen würden, denken mussten, es regnete.
    Nelf betrachtete durch das Bodengitter den langsam näher kommenden Grund der Schlucht. Dort unten waren bestimmt zweihundert Zwerge versammelt. Einige starrten erwartungsvoll nach oben in der Hoffnung, den Gefangenen beim Sturz in die Tiefe zusehen zu können. Andere standen um drei Schweine herum, die auf einem Feuer brutzelten, wiederum andere hatten es sich gemütlich gemacht, saßen auf den Felsen und tranken. Und ein paar wenige schafften Ausrüstung durch das Tor eines Stollens, das auf der Südseite der Schlucht ins Erdreich führte.
    Der Käfig ruckelte kurz, dann stand er plötzlich still. Sofort waren wieder alle Hände an den Gitterstäben und schienen zu versuchen, Wasser aus den Stangen zu pressen.
    »Der Knoten«, erinnerte Tislo die anderen.
    Erneut starrte ihn der Mann gegenüber zornig an und schüttelte andeutungsweise den Kopf.
    Nachdem der Käfig mehrmals wieder ein Stück hochgezogen und erneut herabgelassen worden war und der dicke Kaufmann sich übergeben hatte, war der Knoten über die Winde hinweg, und die Fahrt nach unten ging weiter. Je weiter der Aufzug nach unten kam, desto gelassener wurde die Stimmung im Käfig, und desto desinteressierter wurden die Blicke vom Grund der Schlucht.
    Als der Käfig den Boden berührte, beachtete sie so gut wie niemand mehr. Nur zwei Zwergenwächter sprangen herbei, rissen die Gittertür auf und zerrten sie heraus.
    »Nehmt euch was zu essen und zu trinken«, grunzte einer vonihnen. »Ihr müsst wieder zu Kräften kommen, sonst überlebt ihr keine drei Tage in diesem Höllenloch.«
    Nelf und Tislo wollten gar nicht wissen, was es mit dieser Mine auf sich hatte. Sie würden es noch früh genug herausfinden. Im Moment war es nur wichtig, sich satt zu essen und so viel Bier zu trinken, wie sie konnten, solang die Zwerge bei guter Laune waren.
    Dieser Zustand hielt genau eine halbe Stunde an. Nelf schüttete gerade sein zweites Bier hinunter, als ihn einer der Wächter grob an der Schulter packte.
    »So, mein Kleiner, genug gefaulenzt. Mach dich wieder an die Arbeit. Hilf deinem Freund, die Maultiere zu bepacken, und dann bringt ihr sie in den Stollen. Der Minenwächter wird euch zeigen, wo ihr hin müsst.«
    Er zeigte auf Tislo, der dabei war, Brotlaibe, geräucherte Schinken und Käse in dem Korbsattel eines Maultieres zu verstauen. Nelf folgte der Anweisung unverzüglich.
    »Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn man sich den Bauch mal wieder mit Dingen hätte vollschlagen können, die nicht nur nach etwas schmeckten, wenn man lang genug darauf herumkaut«, beschwerte er sich bei seinem Bruder.
    »Hätte er dich dabei erwischt, wie du sein Bier wegsüffelst, hättest du mit dem Kauen in Zukunft Probleme gehabt«, erwiderte Tislo und zeigte nach oben auf den Käfig, der die nächste Ladung Zwerge vom Plateau brachte.
    Nelf brauchte nur einen flüchtigen Blick, um zu erkennen, von wem sein Bruder sprach. Der rote Bart mit den eingeflochtenen Lederbändern und die breiten funkelnden Armreife mit den eingearbeiteten Rubinen waren selbst von hier unten gut zu erkennen.
    »Dorimbur.«
    Der Aufzug war noch nicht unten angekommen, da trat Dorimbur die Gittertür auf und sprang aus dem Käfig.
    »Bronin Erzbrecher, wo steckst du?«, brüllte er. »Du schuldest mir acht meiner besten Männer und eine gute Erklärung.« Dorimbur stapfte mit gezogenem Hammer und schäumend

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