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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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ihrer Rüstungen verrieten sie. Die meisten derElfen wurden dennoch überrascht. Entweder waren sie mit Löscharbeiten beschäftigt, oder sie versuchten gerade, das wenige zu retten, dass sie tragen konnten. Die Zwerge fegten wie Sensen durch ein Kornfeld. Ihre Verluste mussten minimal sein. Das Feuer, der Qualm und der zeitversetzte Angriff, all das schien zum Plan der Zwerge zu gehören   – und er ging auf.
    Auch Milos Plan war bislang erfolgreich gewesen. Niemand hatte sich um sie geschert. Er hatte die Blicke auf sich fühlen können, als Zwerge und Elfen sie im Vorbeirennen musterten. Aber keiner von ihnen kümmerte sich um sie. Jeder hatte anderes zu tun. Entweder sein Leben zu retten oder eines zu nehmen. Keine zwei Stunden wütete der Kampf zwischen Zwergen und Elfen, dann setzte eine beängstigende Stille ein.
    Milo hörte, dass sich ihnen jemand näherte. Der Sturm hatte etwas nachgelassen, und der Qualm des Feuers hing wie ein dichter Nebel im Wald fest. Dreißig Fuß Abstand würden reichen, damit sie unbemerkt blieben.
    Es waren Zwerge, die sich ihnen näherten. Das Metall ihrer Rüstungen klirrte bei jedem Schritt, und ihre tiefen grollenden Stimmen hallten über die Lichtung.
    »Murim und Hadgar bestätigen, dass mehr als die Hälfte der Elfen in den Süden geflohen ist, bevor wir angegriffen haben. Das Feuer aus unseren Essen hat seine Wirkung gezeigt. Frauen, Kinder und Schöngeister der Langohren sind schon während der Nacht über die Grenze. Insgesamt haben wir nicht mehr als hundertfünfzig Männer verloren, die Elfen fast das Fünffache. Der Rest der Krieger ist in alle Winde verstreut und wird sich nicht mehr in die Nähe des Waldes wagen. Auch sie werden zurück in den Schoß ihres Königs flüchten und Graumark hinter sich lassen. Dein Krieg ist gewonnen, Dorimbur, jetzt bleibt Mondur nichts weiter übrig, als dir in aller Öffentlichkeit zu danken. Er wird es nicht wagen, zuzugeben, dass du ohne seine Zustimmung gehandelt hast. Die anderen Lords würden seinen Kopf fordern, wenn sie wüssten, wie du dich gegen ihn erhoben hast.«
    Die Zwerge blieben stehen. Milo wagte einen kurzen Blick in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Schemenhaft erkannte er zwei Gestalten. Eine lehnte sich auf den Stiel ihrer Waffe. Die andere schnallte den schweren Brustpanzer von sich los.
    »Das hier war kein Krieg, Tomdrin. Es war nur ein Funken in einer Esse. Bald schon werden sich die Elfen von ihren Verlusten erholt haben und zurückkommen. Sie werden kommen, um ihre Rache einzufordern. König Bodil wird das nicht tatenlos hinnehmen und ebenfalls Truppen zu unserer Unterstützung schicken. Mit etwas Geschick wird es uns gelingen, ganz Graumark einzunehmen. Die Menschen sind bereits dabei, sich selbst zu schwächen. Ihr Bürgerkrieg wird viele Verluste mit sich bringen. Wenn sie am Boden liegen, brauchen wir nur noch über sie hinwegzumarschieren, und das Land ist unser. Was den Kopf von Mondur angeht   – wenn die Lords ihn sich nicht holen, werde ich es tun. Ich werde der neue Siegellord sein.«
    »Dann hoffe ich, dass du dich an deine Freunde noch …« Die Stimme brach plötzlich ab.
    Milo biss sich auf die Lippe. Er hätte sich ohrfeigen können, nicht in Deckung gegangen zu sein. Wie konnte er so kindisch sein?
    »Da ist jemand. Dort vorn bei den Bäumen«, sagte einer der Zwerge.
    Die Schritte kamen näher. Milo zwang sich, auf Senethas Grab zu starren.
    »Na, wen haben wir denn da? Der eine zu groß für einen Elfen, der andere zu klein.«
    Milo musste sich eingestehen, dass sein Plan mit dem Ignorieren nichts weiter als eine Dummheit gewesen war. Trotzdem hielt er daran fest. Genauso wie an dem Dolch unter seiner Decke.
    »Was seid ihr beide, Elfenfreunde? Oder ist das hier so etwas wie ein heiliger Ort?«
    Milo war in seinem Leben selten sprachlos gewesen. Meister Gindawell hatte es mit seinen abstrusen Fragen ab und an geschafft. Und auch sein Vater war ein Meister darin, wenn er eine seiner legendären Ansprachen hielt. Doch diesmal war es anders. Die Angst lähmte ihn. Er konnte sich noch nicht einmal überwinden, aufzusehen.
    »Was ist, seid ihr verrück? Habt ihr die Stimmen verloren?
    »Pass auf, Tomdrin, der Lange hat ein Schwert unter der Decke«, warnte der andere Zwerg seinen Begleiter.
    »Da glaubt wohl jemand, ein harter Kämpfer zu sein, was?« Der Zwerg nahm den Stiel seiner Axt und schob die von Dorns Schulter gerutschte Decke zur Seite. »Wie niedlich«, kommentiert er die

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