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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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noch für mich. Darf ich dich daran erinnern, dass du es warst, der alles verändern wollte und kläglich gescheitert ist. Ich habe es nur übernommen, alles zu Ende zu bringen. Daraus kannst du mir keinen Vorwurf machen.«
    Der Wissende spürte, wie sein Gesprächspartner versuchte, in seinen Kopf einzudringen. Zu Anfang war ihm das fast immer gelungen, doch jetzt, wo er seine eigenen Pläne verfolgte, durfte er das nicht mehr zulassen. Er würde niemals vom Wissenden zum Lehrenden werden, wenn er es seinem Gegenüber gestatten würde, in seinem Kopf herumzuspuken.
    »Du solltest aufhören damit«, sagte der Wissenden. »Du bist nicht mehr das, was du einmal warst. Du bist das, was ich ausdir gemacht habe. Auch ich werde bald nicht mehr sein, was ich einmal war. Genau genommen, haben wir die Rollen getauscht. Finde dich besser damit ab. Gemeinsam können wir alle deine Träume in die Tat umsetzen. Und wer weiß, vielleicht wird dir eines Tages die Macht zuteil, dich für das, was man dir angetan hat, zu rächen. Wir beide sind in eine Situation hineingeboren worden, die wir so nicht gewollt haben. Doch im Gegensatz zu allen anderen haben wir die Macht, uns dagegen zu wehren.«
    Irgendwo in der Dunkelheit knirschten Felsbrocken gegeneinander, und loses Geröll und Sand rieselten von der Decke. Eine tiefe Stimme, klar und rein, erfüllte den Raum: »Ich habe einen Bruder verloren und einen neuen gefunden.«

41. MILO
    »Wir müssen irgendwie über diesen Bach kommen«, sagte Milo. »Der Krähenturm liegt nördlich von hier, fast im Zentrum des Waldes. Dort bekommen wir Hilfe. Dann weiter nach Eichenblattstadt, um meine Familie zu warnen.«
    »Vor was willst du sie warnen?«, fragte Nelf. »Vor den Untoten, den Zwergen oder vor beidem?«
    »Ist doch egal«, erwiderte Milo gereizt. »Sie müssen wissen, was hier vor sich geht.«
    Dorn trat mit dem Fuß gegen das Gitter des Käfigs, in dem er immer noch festsaß. »Und was geht hier vor, mein kleiner Freund? Die Zwerge führen gegen die Elfen Krieg. Ein Wald brennt, und die Menschen töten sich gegenseitig. Und was passiert, wenn du es ihnen erzählt hast? Ziehen die Halblinge ebenfalls in den Krieg, um den Elfen oder wem auch immer beizustehen? Es ändert nichts, wenn sie davon wissen. Wenn sie Glück haben, zieht das Unglück an ihnen vorüber. Du kannst niemanden retten, das hast du doch gesehen. Du warst doch dabei, als   …«
    Dorn redete nicht weiter, sondern trat voller Wut erneut gegen das Gitter. »Kümmert euch lieber darum, mich hier herauszubekommen. Ich würde ungern in diesem Käfig festsitzen, wenn wir diesen Dingern wieder über den Weg laufen.«
    »Es sind Untote«, erklärte Nelf. »In der Zwergenmine haben wir die ersten von ihnen gesehen.«
    »Es ist mir scheißegal, wo ihr euch kennengelernt habt. Ich will hier raus!«, schrie Dorn.
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, erwiderte Nelf. »Du sitzt da hinten in aller Seelenruhe, kannst den schönen Ausblick genießen und musst dich nicht mit diesen störrischen Ponys abmühen. Aber anstatt dich damit zufriedenzugeben, die Beine auszustrecken undein Pfeifchen zu rauchen, hockst du da und nörgelst die ganze Zeit.«
    Einen Moment starrten Dorn und Milo irritiert auf Nelf.
    »Ich rauche aber keine Pfeife!«, schrie Dorn wie von Sinnen. »Ich will nur raus hier.«
    Nelf wollte abermals etwas erwidern, bemerkte aber, wie Milo ihn kopfschüttelnd und flehend ansah.
    »Was ist? Man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen. Ich wäre froh gewesen, wenn mein Aufenthalt bei den Zwergen ähnlich gemütl-«
    »Lass uns etwas suchen, womit wir das Schloss aufbrechen können«, unterbrach Milo ihn. »Wahrscheinlich haben wir Dorn schneller aus dem Käfig befreit, als wir den Wagen über den Bach bringen.«
    Nelf verzog beleidigt das Gesicht.
    Dennoch folgte er Milo, der bereits die Böschung des Baches hinunterkletterte, um nach Steinen und größeren Ästen zu suchen, die ihm behilflich sein konnten, das Schloss des Käfigwagens zu öffnen. Schwer bepackt mit Steinen und dicken Ästen, kehrten sie zurück zum Wagen.
    »So, damit sollten wir es schaffen«, sagte Milo, von sich und seinen Mitbringseln überzeugt.
    Er wählte einen der Steine zu seinen Füßen aus, wog ihn abschätzend in der Hand und stieg auf den Tritt auf der Rückseite des Käfigwagens. Er rückte das schwere schmiedeeiserne Schloss zurecht, nahm Maß und schlug mit aller Kraft mit dem Stein darauf ein. Ohne Erfolg! Milo musste genau

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