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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Zugang dazu suchte. Nach einer Weile zuckte sie zurück, riss die Arme in die Höhe und ballte die Fäuste.
    »Wenn du mich noch öfter in meiner Konzentration störst, wenn ich einen Zauber anwende, wäre ich vielleicht bald gewillt, dir zu glauben. Dennoch, nein! Es ist nicht deine Schuld, Dorn.«
    Der Mann schob sich schluchzend an ihr vorbei und umklammerte die Gitterstäbe zum Tor, das zu einem der städtischen Friedhöfe von Zargenfels führte. Er brachte seine Füße parallel zum Eingang, atmete tief ein, und mit einem Ruck riss er die zwei Flügelhälften auseinander. Unbeeindruckt von seiner eigenen Leistung, trat er beiseite und ließ der jungen Frau den Vortritt.
    »Das sagst du nur, um mir nicht wehzutun«, knüpfte er an das Gespräch erneut an.
    »Dorn, das glaubst du nicht wirklich«, seufzte die Frau, während sie ihren drei Fuß langen Wurzelholzstab nahm, der an der Friedhofsmauer lehnte, durch das Tor ging und es dabei betrachtete, als wäre es ein Wunder.
    »Senetha?«
    »Was denn noch?«, fragte die Frau ärgerlich und fuhr zu ihrem Begleiter herum.
    »Hast du?«
    »Habe ich was?«
    »Mich angelogen?«
    Senetha machte einen Schritt auf Dorn zu, blieb direkt vor ihm stehen und musterte seine Größe und Kraft. Dann lächelte sie ihn an.
    »Nein, habe ich nicht«, sagte sie sanft. »Die Mitglieder der Diebesgilde wären sicherlich froh gewesen, wenn du dich ihnen angeschlossen hättest. Jemanden wie dich können sie jederzeit gebrauchen, wenn ihre Fingerfertigkeiten mal nicht ausreichen, ein Schloss zu öffnen.«
    Sie zeigte auf das aufgebrochene Tor. »Wer ihnen nicht zugesagt hat, das war ich. Eine untalentierte Magierin, und eine Frau noch dazu, waren wohl selbst für die Langfinger zu viel. Du hast es ja gehört, als Bettlerin hätten sie sich mich vorstellen können. Ein paar Illusionen, zerrissene Kleidung und etwas Schmutz, damit hätte ich sie glücklich machen können.«
    »Du bist keine Bettlerin. Du bist eine Zauberin.«
    Senetha brachte ein gequältes Lachen hervor und streichelte Dorns Oberarm.
    »Eine Zauberin, die noch nicht mal ein Jahr in der Akademie durchgehalten hat, bevor man sie wegen Unfähigkeit vor die Tür setzen musste. In ein Gauklervarieté würde ich passen, waren sie der Meinung. Gauklerin, Bettlerin, Prostituierte, so sehen mich die Leute.«
    Dorn schloss die zerbrechlich wirkende Frau in seine Arme und drückte sie fest an sich.
    »Du bist ein guter Freund«, schluchzte sie. »Der beste.«
    Als sie sich wieder gefangen hatte, löste sie sich aus der Umarmung und wischte die Tränen aus dem Gesicht.
    »Komm jetzt, wir sind nicht hergekommen, um Trübsal zu blasen. Bei meinem Glück werden uns die Stadtwachen verhaften und in den Kerker werfen, bevor wir das erste Grab geöffnet haben.«
    Sie wandte sich dem vor ihr liegenden Friedhof zu und versuchte, Dorn hinter sich herzuziehen. Der stämmige Mann bewegte sich jedoch keinen Zoll und zog sie stattdessen wieder zu sich heran.
    »Niemand wird dich verhaften, solange ich bei dir bin«, sagte er. »Vorher werde ich sie alle töten.«
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein. Wenn sie uns jetzt erwischten, würden sie denken, dass wir lediglich ein ungestörtes Plätzchen suchen. Der Prinz und die Magd«, lachte Senetha und tat die Offerte als Albernheit ab.
    Tief ihn ihr drin wusste sie aber, dass Dorn keinen Scherz gemacht hatte.
    Hand in Hand schlenderten sie im fahlen Mondlicht auf die flachen Steingebäude zu. Eines sah aus wie das andere, und fast erinnerten sie an die Gebäude nahe der Stadtmauer, wo die einfachen Leute wohnten, die es nicht zu Eigentum gebracht hatten. Lediglich das Fehlen von Fenstern wies auf den eigentlichen Sinn der Bauwerke hin: Ruhestätten für die, die es hinter sich hatten.
    »Die hier sieht gut aus«, entschied Senetha.
    Dorn zuckte mit den Achseln.
    »Sieh nicht immer alles so schwarz«, sagte sie, als sie seinen zweifelnden Blick bemerkte.
    »Wir hätten gleich zum Nordfriedhof gehen sollen«, gab Dorn zu bedenken.
    »Wir sind noch Anfänger im Grabräubergewerbe. Der Nordfriedhof wird gut bewacht, und die Gruften sind gut gesichert.«
    »Ich würde sie alle   …«
    »… erschlagen, ich weiß«, beendete Senetha den Satz. »Grabräuber leben aber davon, Dinge aus Gräbern herauszuholen und nicht welche hineinzulegen.«
    Ungeachtet Dorns Knurrlauten, wandte sich Senetha dem Eingang der Grabstätte zu.
    »Diese hier scheint schon vor langer Zeit versiegelt worden zu sein. Mit etwas

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