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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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vergewissert hatte, alles richtig gemacht zu haben, hetzte er zu Othman zurück.
    »Alles ist vorbereitet«, verkündete er.
    Meister Othman starrte wie gebannt auf den Messinghahn, der aus dem unteren Ende eines der kleinen Fässchen ragte. Als sich eine Weile nichts tat, dachte Milo schon, Othmans Experiment sei gescheitert, doch dann erkannte er den winzigen Tropfen schwarze Flüssigkeit am Auslauf des Hahns, der langsam, aber stetig anwuchs. Als er fast die Größe einer Kirsche besaß, löste er sich und fiel herab. Othmans Arm schnellte vor. Die Finger seiner Hand formten einen spitzen Schnabel, als wenn der Magier versuchte, eine Motte im Flug zu greifen. Milo nahm alles wie in Zeitlupe wahr. Er sah die Hand, und er sah den Tropfen, der schwebend zwischen Kessel und Boden in der Luft hing   – fünf Fuß entfernt von dem Magier. Othman zog den Arm wieder an, und der Tropfen folgte der Hand in gleichbleibendem Abstand.
    Aschgrau hatte die neugierigen Blicke von Milo bemerkt und schlich ein paar Schritte an den Käfig heran. »Telekinesezauber«, flüsterte er geheimnisvoll.
    Milo verzog angewidert das Gesicht. »Wirklich beeindruckend«, heuchelte er.
    Meister Othman bewegte sich langsam rückwärts, wobei er den dunklen Tropfen hinter sich herzog. Seine Finger griffen immer wieder nach einem imaginären Etwas, als ob er die telekinetische Kraft kontinuierlich korrigieren musste. Othman ließ den Tropfenquer durch den Raum schweben, Richtung Balkontür. Hatte er ihn zuvor gezogen, schob er ihn nun. Plötzlich hielt er inne. Die Hände des Magiers begannen einen eigenartigen Tanz. Es sah aus, als würde er sie mit Luft waschen anstatt mit Wasser. Immer größer wurden seine Gesten, die bald wirkten, als würde der Magier über einen unsichtbaren Ball streichen.
    Milo schaute konzentriert zu. Er hatte Othman schon früher zaubern gesehen, an besonderen Festtagen in Eichenblattstadt, wo er die Zuschauer mit seinen faszinierenden Illusions- und Lichtzaubern begeisterte. Dort hatten die Zauber immer so spielerisch gewirkt. Othman hatte stets breit gelächelt und war zu solchen Anlässen förmlich über die Festwiese getänzelt. Von Leichtigkeit war jetzt nichts zu merken. Das Gesicht des Magiers war angespannt. Tiefe Furchen zogen sich von der Nase hinunter zum Kinn, was sein Gesicht wie das einer geschnitzten Marionette aussehen ließ. An dem Teil der Unterarme, der aus den Ärmeln seines Gewandes herausschaute, sah man die Sehnen und Adern hervortreten. Die Anspannung ließ Othmans ganzen Körper zittern.
    Erst als Aschgrau aufgeregt auf der Stelle zu hüpfen begann, wurde Milos Aufmerksamkeit wieder auf den schwebenden Tropfen gelenkt. Die kleine wabernde Flüssigkeitskugel schwoll stetig an. Im Nu war sie so groß wie eine Tomate aus Bürgermeister Butterblums Gemüsegarten, und einen kurzen Moment später hatte sie die Ausmaße eines Apfels, wie sie vor Milos Zimmer in Eichenblattstadt am Baum hingen. Die Farbe des Tropfens änderte sich mit fortschreitender Größe. Das ursprüngliche Schwarz wurde langsam zu einem dunklen Rot.
    Othman wirkte immer noch seinen Zauber. Mittlerweile hielt er die Arme ausgestreckt nach vorn, die Handflächen zueinandergedreht.
    Der Tropfen hatte inzwischen die Größe des Gewinnerkürbisses aus dem letzten Jahr erreicht. Othman ließ ihn langsam auf den Balkon schweben. Das Sonnenlicht schien durch die Flüssigkeit hindurch. Die Färbung erinnerte Milo an glühendes Metall.Orange, rot und schwarz zogen sich als Schlieren über die Oberfläche und bewegten sich wie die bunte Maserung auf einer Seifenblase. Es sah aus wie das Abbild einer sterbenden und erkaltenden Sonne.
    Othman lenkte die Blase über das handähnliche Ende des Magierstabes und setzte sie vorsichtig darauf ab. Als sie zur Ruhe kam, wich die Anspannung aus Othman, und er ließ die Arme sinken. Dann schritt er zusammen mit Aschgrau hinaus auf den Balkon.
    »Sieh es dir an«, sagte der Magier zu dem Tunnelgnom. »Sieh dir an, was ein einziger Tropfen Blut eines Gottes in den richtigen Händen bewirken kann. Die Toten wandeln! Man wird mir zu Füßen liegen, die Lebenden wie auch die Toten.«
    Milo sah, wie Aschgrau sich an der Balustrade des Balkons hochzog, bis er ganz oben war, und anschließend auf dem Handlauf entlangbalancierte. Aufgeregt wie ein Eichhörnchen hüpfte er von einer Seite zur anderen und deutete wahllos nach unten auf die Lichtung. Othman stand ganz ruhig dabei und schien zu genießen, was dort

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