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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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aussehende Gerätschaften, wenn sie bei einem ihrer halbjährlichen Besuche in Zargenfels war. Sie erledigte auch kleine Aufgaben für den Magier. Eine davon bestand darin, jeden Monat bei Neumond sieben Kristalle in einer halben Meile Umkreis um den Turm herum aufzustellen. Neumond war gestern gewesen. Sie erinnerte sich noch, wie sie nach Tannengrün geklingelt hatte und er nach einer halben Stunde immer noch nicht erschienen war. Doch dann war das mit den angebrannten Hirsekuchen dazwischengekommen, und sie hatte Tannengrün und die Kristalle wieder vergessen.
    »Gut, wir machen es folgendermaßen«, erklärte sie. »Magenta, du gehst hoch zu Meister Othman und nimmst sein Frühstück mit. Du stellst es ihm neben sein Bett und machst Feuer im Kamin. Wenn er fragt, wo ich bin, sagst du ihm, ich bereite das Mittagessen vor.«
    »Was gibt es denn?«, fragte der Gnom und zog eine Augenbraue hoch.
    »Das weiß ich noch nicht«, zischte Rubinia. »Ist doch auch egal. Hauptsache, du weißt, was du zu sagen hast.«
    Tannengrün verzog angewidert das Gesicht, als Rubinia mit dem Finger auf ihn zeigte. »Und du, mein lieber Freund, kommst mit und hilfst mir gefälligst. Gib mir den Beutel mit den Kristallen.«
    Tannengrün löste das kleine dunkelblaue Samtsäckchen von seinem Gürtel und überreichte es mit einem »Ssssth« und einer verschämten Miene.
    Als Rubinia die schwere Eichentür des Turmes hinter sich zuzog, war sie sich sicher, dass die Göttin Cephei sie für ihre Vergesslichkeit bestrafen wollte. Ein Blitz zuckte in der Ferne vom Himmel herab, und es regnete Bindfäden.
    Rubinia warf sich die Kapuze über und eilte aus dem Schutz des Turmes über die kleine Lichtung zu den großen Tannen. Verwundert blieb sie im Schatten der mächtigen Bäume stehen, als sie bemerkte, dass sie allein losgelaufen war. Tannengrün stand noch immer neben der Tür, dicht an die Mauer gepresst.
    »Komm schon her, der Regen wird dich sicherlich nicht aufweichen«, rief sie dem Gnom zu.
    »Äh, morgen ist besseres Wetter«, hielt Tannengrün dagegen.
    »Gestern war besseres Wetter«, fauchte Rubinia, »doch da hast du es ja vorgezogen, falsch abzubiegen. Wenn du nicht willst, dass Meister Othman uns beide in Kröten verwandelt, solltest du dir lieber einen Ruck geben und herkommen, um mir zu helfen.«
    Eigenartigerweise funktionierte diese Drohung jedes Mal, obwohl der Magier noch nie mit solch einer Maßregelung gedroht hatte und Rubinia sich sicher war, dass er auch nichts dergleichen je tun würde.
    Geduldig wartete sie auf Tannengrün, der beim Laufen aussah, als würde er versuchen, den Tropfen auszuweichen oder zumindest dort entlangzurennen, wo es weniger regnete.
    »Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es, bevor wir vollkommen durchnässt sind«, sagte Rubinia. »Ich schlage vor, du nimmst die zwei im Osten und den im Süden. Ich übernehme die anderen vier. Du erinnerst dich, wo die Plätze sind?«
    »Tse, na klar«, gab Tannengrün zur Antwort und schien sich diesmal sicher, nicht wieder verkehrt abzubiegen.
    »Gut, dann nimm die drei Steine und beeile dich. Wenn du es schaffst, vor mir wieder am Turm zu sein, bekommst du eine leckere Schüssel Haferschleim von mir.«
    Tannengrün grapschte nach den hellblauen Kristallsplittern und rannte los. Wenige Augenblicke später war er zwischen den Bäumen verschwunden. Rubinia wollte es ihm nicht zu einfach machen und eilte ebenfalls los.
    Die Halblingsfrau kannte sich in der näheren Umgebung gut aus. Schon oft war sie allein durch den Wald gelaufen und hatte Pilze, Beeren und Kräuter gesammelt, um Meister Othman die Mahlzeiten etwas schmackhafter zu machen.
    Rubinia folgte dem schmalen Pfad zwischen mannshohen Farnen hindurch in Richtung Norden. Sie spürte, wie der nasse Waldboden bei jedem Schritt zwischen ihren Zehen hervorquoll, und sie hörte das schmatzende Geräusch, wenn sie den Fuß wieder anhob. Schwere Regentropfen klatschten auf ihr Haar und sickerten bis auf die Kopfhaut hinunter. Wenig später erreichte sie den alten Eichenstumpf, in dem sie den nördlichsten der Kristalle platziert hatte. Meister Othman ließ ihr freie Hand, was die Wahl der Verstecke betraf. Er hatte sie lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass funkelnde Kristalle im Wald nicht einfach herumlagen, und falls doch, dass sie schnell einen Abnehmer fanden. Rubinia hatte die Verstecke sorgfältig ausgewählt. Zumeist waren es hohle Baumstümpfe oder verwaiste Erdlöcher.
    Mit einem Griff hatte sie das

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