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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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mein Haar grau. Zumindest um dieses Wissen bin ich reicher geworden. Die Welt gehört den Jungen. Alles, was ich ihnen noch bieten kann, sind meine Weisheiten. Aber irgendwann wird auch ein Alter kommen, wo sie dessen überdrüssig sein werden. Dann wird es Zeit, dass ich verschwinde.«
    »Damit lasst Ihr Euch am besten noch lange Zeit«, wandte Rubinia ein. »So eine Anstellung wie bei Euch finde ich nicht wieder.«
    Othman lachte, und Rubinia lächelte ihn an, wobei sie versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Sie mochte nicht daran denken, was ihr bevorstünde, wenn der alte Magier das Zeitliche segnete. Dann hieße es, zurück nach Eichenblattstadt oder nach Zargenfels in die Anstellung eines reichen Kaufmanns. Beides waren keine guten Aussichten.
    Neben Rubinia auf dem schmalen Bock des einachsigen Erntekarrens saß Aschgrau, der Gnom, der Meister Othman meist bei den Experimenten im Labor half. Er trug wie immer seine graue Kutte und darüber eine fettige Lederschürze. In dieser Aufmachung schien er zu denken, er sei etwas Besseres als die anderen Tunnelgnome, und in gewisser Weise hatte er Recht. Aschgrau redete nicht viel. Er schien immer hochkonzentriert, nichts fallen zu lassen, herunterzustoßen oder irgendwo draufzutreten, selbst wenn er nur dasaß und nichts tat. Heute gesellte sich aber noch ein Ausdruck der Zufriedenheit und des Stolzes hinzu. Das war bei Gnomen schon mehr, als man erwarten konnte. Ihr Mimenspiel beschränkte sich meist auf das vorherrschende Gefühl. Heute holte Aschgrau jedoch alles aus sich heraus. Man konnte förmlich hören, was hinter seinem Kopf vorging: Er wollte es der Welt zeigen. Es war der Tag der Tage. Er durfte für seinen Meister eine Reise machen. Er musste nicht zu Fuß laufen, sondern hatte ein eigenes Gefährt mit einem Diensttier, das zwar größer war als er, aber im Ansehen unter ihm stand. Und zu allem Glück der Welt durfte er seine Lieblingskutte tragen sowie die lederne Schürze, die so etwas wie sein Wappen, sein Erkennungsmerkmal war. Er war des Meisters rechte Hand   … So oder so ähnlich stellte Rubinia sich Aschgraus Gedankenwelt vor. Meister Othman hatte ihn tatsächlich seine rechte Hand genannt, was zu allerlei Auseinandersetzungen zwischen Aschgrau und den anderen Tunnelgnomen geführt hatte. Othman besitze bereits eine rechte Hand, hatten die anderen behauptet. Aschgrau hatte eingelenkt, aber darauf bestanden, zumindest eine linke Hand, einen Fuß oder wenigstens ein anderes bedeutendes Körperteil des Magiers zu repräsentieren.
    »Ich hoffe, das ist die richtige Entscheidung gewesen«, schnaubte Othman. »Mir ist nicht wohl dabei, Euch nach Eichenblattstadt zu schicken. Vielleicht empfängt man Euch nicht mit offenen Armen und gibt Euch die Schuld daran, das Milo und Bonne flüchten konnten. Wer weiß, wie die trauernden Angehörigen reagieren. Unter Umständen ist ihnen egal, wen sie für das Unglück im Ratssaal verantwortlich machen können. Kummer und Leid folgen keinen Regeln.«
    Rubinia war froh, dass der alte Magier sie gebeten hatte, nach Eichenblattstadt zu reisen, um den jüngsten Ereignissen auf den Grund zu gehen. Othman wusste genau um die Eigenheiten der einzelnen Völker und wie man ihnen am besten entgegentrat. Erwar ein guter Zuhörer und ein noch besserer Redner. Er schien immer den richtigen Ton zu treffen, egal ob er es mit hochnäsigen Elfen, störrischen Zwergen, erbosten Menschen oder misstrauischen Halblingen zu tun hatte. Ihm war bewusst, wann es besser war, die Dinge behutsam anzugehen. Halblinge waren mit Sicherheit eine der gastfreundlichsten Rassen, die man in Graumark antreffen konnte, doch sobald es um familiäre Probleme ging oder um Angelegenheiten, die die Dorfgemeinschaft betrafen, konnten sie Fremden gegenüber äußerst abweisend reagieren, wenn diese versuchten, sich einzumischen. Wer es dennoch tat, wurde auf höfliche, aber bestimmte Art und Weise zurechtgewiesen. Wem eine solche Rüge erteilt wurde, musste schnell feststellen, dass eine kalte Halblingsschulter nicht durch ein paar Sonnenstrahlen wieder gewärmt werden konnte. Das Vertrauen der Halblinge zurückzugewinnen war schwieriger, als einem Zwerg das Trinken abzugewöhnen. Deswegen hatte Othman sich entschlossen, entgegen seines ursprünglichen Plans, doch vorerst nicht selbst mitzureisen.
    »Es ist das Richtige«, versuchte Rubinia Othmans Zweifel zu zerstreuen. »Jeder kennt mich in Eichenblattstadt, und die Bürger vertrauen mir. Mein Bruder

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