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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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übel ist. Aber alles schmeckt irgendwie anders.«
    Vernon sah sie an. »Wie meinen Sie das? Können Sie mir das beschreiben?«
    »Nun, früher zum Beispiel habe ich meinen Tee mit Milch und ohne Zucker getrunken, jetzt mag ich ihn nur noch schwarz mit zwei Löffel Zucker. Früher war ich ganz versessen auf Butter, Käse und Milch, und jetzt wird mir schon schlecht, wenn ich bloß daran denke.«
    »Ich verstehe.« Vernon erhob sich und ging um seinen Schreibtisch herum. Er schaute Abbey in den Mund, befühlte die Drüsen an ihrem Hals. Er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. »Legen Sie sich bitte auf die Untersuchungsliege, Miss Scottsdale.«
    Als Abbey sich hingelegt hatte, tastete er ihren Bauch ab, wobei er einen leichten Druck ausübte, und fragte, ob das wehtue. Abbey verneinte.
    »Wann war Ihre letzte Periode, Miss Scottsdale?«
    Obwohl der Arzt die Frage in sachlichem Ton gestellt hatte, war es Abbey schrecklich peinlich, darauf antworten zu müssen.
    »Ich … meine letzte Periode ist ausgeblieben«, hauchte sie, nachdem sie im Geist zum hundertsten Mal nachgerechnet hatte. Sie brachte es nicht über sich, dem Arzt in die Augen zu sehen, so sehr fürchtete sie, er könne sie verurteilen.
    »Wann wäre sie eigentlich gewesen?«
    »Vor ungefähr einer Woche. Aber mein Zyklus ist sehr unregelmäßig; sie kommt manchmal später.«
    Der Arzt nickte. »Es tut mir leid, aber ich muss Sie das fragen – hatten Sie in den letzten vier Wochen Geschlechtsverkehr?«
    Abbey schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte bitterlich.
    Vernon räusperte sich. Ihm war unbehaglich zumute. Er konnte den Kummer der jungen Frau zwar verstehen, aber er nahm doch an, dass sie alt genug war, um die möglichen Folgen ihres Handelns zu kennen.
    Nach einigen Augenblicken tupfte sich Abbey die Tränen mit Clementines Taschentuch ab und straffte sich. »Ich … ich weiß es nicht«, wisperte sie kaum hörbar und starrte zu Boden.
    Vernon schluckte schwer. Er dachte sofort an Ebenezer. »Sie wissen es nicht?«, sagte er langsam. »Wie kann das sein?« Sein lange gehegter Verdacht, Ebenezer könnte das Schlafmittel dazu verwendet haben, Frauen gefügig zu machen, kam ihm wieder in den Sinn. Er hoffte inständig, dass er sich irrte.
    »Ich glaube, dass ich betäubt wurde und man mich dann …« Abbeys Stimme war brüchig geworden. »Aber ich bin mir nicht sicher«, fuhr sie verzweifelt fort. Wieder kamen ihr die Tränen. Manchmal schien es ihr, als weine sie nur noch, seit sie ihren Vater verloren hatte und von Ebenezer Mason missbraucht worden war. »Ich habe an dem besagten Abend nur ganz wenig Wein getrunken, trotzdem muss ich die Besinnung verloren haben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was in jener Nacht geschah. Das klingt weit hergeholt, ich weiß, aber es ist die Wahrheit, Doktor! Ich schwöre es.«
    Vernon war schockiert, als er seinen Verdacht bestätigt fand. Ihm wurde schlecht. Wer weiß, wie viele Frauen Ebenezer auf diese Weise seinen Wünschen gefügig gemacht hat, dachte er. Und er hatte ihm die Mittel dazu geliefert!
    Abbey deutete den Gesichtsausdruck des Arztes fälschlicherweise als Abscheu vor ihr. »Sie dürfen nicht schlecht von mir denken, Dr. Mead! Ich habe mich nur mit diesem Mann getroffen, weil wir etwas zu besprechen hatten. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was er vorhatte. Niemals hätte ich geglaubt, dass er zu einer so verabscheuungswürdigen Tat fähig wäre.«
    Vernon hätte es nicht für möglich gehalten, dass Ebenezer so tief sinken würde. »Ich denke …« Er brach ab, das Sprechen fiel ihm unsagbar schwer. »Ich fürchte, Sie könnten schwanger sein, Miss Scottsdale.« Er war innerlich so aufgewühlt, dass seine Stimme rau geworden war. »Es ist zwar noch ein bisschen früh, um ganz sicher zu sein, aber die Möglichkeit besteht.«
    »O Gott, nein!« Abermals schlug Abbey die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen.
    Vernon wurde von entsetzlichen Schuldgefühlen gequält. »Bitte regen Sie sich nicht auf, Miss Scottsdale«, sagte er hilflos. Am liebsten hätte er sie um Vergebung gebeten. »Ich weiß, es ist nicht Ihre Schuld.«
    Abbey nahm die Hände herunter und sah ihn erstaunt an. »Wirklich?«
    Vernon wurde jetzt erst bewusst, was er gesagt hatte. Er musste vorsichtiger sein. »Äh … ja. Ich meine, ich sehe doch, dass Sie ein anständiges Mädchen sind.« Er machte sich bittere Vorwürfe. Warum hatte er Ebenezer das Schlafmittel über einen so langen Zeitraum gegeben? Warum hatte

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