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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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er nicht auf seine innere Stimme gehört, die ihn wiederholt gewarnt hatte?
    »Was soll ich denn jetzt bloß machen?«, flüsterte Abbey. Sie stellte sich vor, wie sie Jack und Sybil beichten musste, dass sie ein Kind von Ebenezer Mason erwartete. Wie würden sie die bestürzende Nachricht aufnehmen?
    Vernon räusperte sich. »Ich vermute, dieser Mann, der Vater des Kindes, weiß nichts davon?« Natürlich wusste er die Antwort darauf, aber die junge Frau würde doch mit dieser Frage rechnen.
    »Nein, und er soll es auch nie erfahren«, erwiderte Abbey nur. Der Arzt brauchte nicht alle Einzelheiten zu wissen. Sonst würde er womöglich noch erraten, um wen es sich handelte. Schließlich kannte hier jeder jeden.
    Vernon erstickte fast an seinen Schuldgefühlen. »In diesem Fall, Miss Scottsdale, würde ich Ihnen vorschlagen, das Kind zur Adoption freizugeben. Ich denke, das wäre das Beste.«
    »Adoption!« So weit hatte Abbey noch nicht vorausgedacht.
    »Es sei denn, Sie können mit Unterstützung von Seiten der Familie des Kindsvaters rechnen.« Vernon war der Ansicht, dass das das Mindeste war, was Heath tun könnte.
    Sie sollte Heath gestehen, dass sie ein Kind von seinem Vater erwartete? Ausgeschlossen. Er würde sicher nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, wenn er davon erfuhr. Damit konnte sie zwar leben, aber sie wollte auf gar keinen Fall, dass er glaubte, sie hätte aus freien Stücken mit seinem Vater geschlafen. Sie reckte ihr Kinn in die Höhe. »Nein, das möchte ich nicht.«
    Vernon nickte. »Ich kann Sie verstehen, Miss Scottsdale, aber – ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Offenheit – in Ihrer Situation können Sie sich Stolz nicht leisten.«
    Stolz, dachte Abbey bitter. Mein Stolz ist mir schon lange abhandengekommen.
    Sie erhob sich, murmelte ein Wort des Dankes und verabschiedete sich von Vernon Mead. Wie in Trance verließ sie das Behandlungszimmer, ging an der verblüfften Clementine vorbei durch den Empfangsbereich und trat auf die Straße hinaus. Clementine lief ihr nach.
    »So warten Sie doch, Abbey!« Clementine konnte sich denken, dass die Diagnose niederschmetternd gewesen war.
    Abbey blieb stehen. Clementine fasste sie am Arm. »Ich habe versprochen, dass ich für Sie da sein werde. Was kann ich tun? Sagen Sie es mir!«
    Abbey machte den Mund auf und wieder zu. Vor ihrem geistigen Auge tauchte Ebenezer Masons Gesicht auf. Sie mochte die Augen auch noch so fest zusammenkneifen, sein Bildnis schien sich in ihr Hirn eingebrannt zu haben. Der Gedanke, dass er sie berührt, sich an ihr vergangen hatte, rief abermals heftige Übelkeit in ihr hervor. »Ich bin entehrt«, flüsterte sie den Tränen nahe. Kein anständiger Mann würde sie jetzt auch nur ansehen. Sie dachte an die Pläne ihres Vaters, sie wohlhabend zu verheiraten. Aus und vorbei. Sie war ganz allein und schwanger. Wo sollte sie jetzt hin? Bei den Hawkers würde sie nicht bleiben können, sie wollte keine Schande über sie bringen. Zwar würde es ihren Ruf retten, wenn bekannt würde, dass sie Ebenezer Masons rechtmäßige Ehefrau war, doch auch das wollte sie nicht.
    »Wir finden schon eine Lösung. Alles wird gut werden, Abbey«, tröstete Clementine.
    »Das bezweifle ich«, gab Abbey bitter zurück.
    »Für solche Fälle gibt es doch Einrichtungen.« Clementine dachte an ein Kloster, das möglichst weit weg von Bungaree liegen sollte.
    »Einrichtungen? Sie meinen, so etwas wie ein Heim für ledige Mütter?« Abbey versuchte, es sich vorzustellen: neun Monate eingesperrt in einem dieser Häuser, über die die Leute hinter vorgehaltener Hand tuschelten, ein Baby, das man ihr gleich nach der Geburt wegnahm, und dann der Rauswurf. Sie sah sich auf der Straße stehen, heimatlos, ohne ein Dach über dem Kopf.
    »Ja, genau. Hier können Sie schließlich nicht bleiben. Denken Sie doch an Ihren Ruf! Und gleich nachdem Sie«, Clementine schaute sich verstohlen um und senkte die Stimme, »Ihr Kind auf die Welt gebracht haben, wird es zur Adoption freigegeben.«
    Abbey stöhnte auf und schüttelte den Kopf. »Ich kann im Moment nicht darüber nachdenken. Versprechen Sie mir, dass Sie den Hawkers nichts sagen werden, Clementine! Ich habe Ihnen mein Geheimnis anvertraut, aber Sie müssen es für sich behalten.«
    »Das versteht sich doch von selbst, Abbey. Sybil wird es furchtbar unangenehm sein, dass ihre unverheiratete Gesellschafterin ein Kind erwartet, und Jack wird bestimmt entsetzt sein! Aber allzu lange werden Sie es nicht geheim

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