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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Schatten eines Baums. Abbey setzte sich und atmete ein paarmal tief durch, bis sich der Brechreiz gelegt hatte.
    »Wollen wir nicht beim Arzt vorbeischauen, Abbey?« Clementine setzte sich zu ihr. »Irgendetwas stimmt doch nicht mit Ihnen.«
    »Nein, nein, es geht schon wieder«, stieß Abbey atemlos hervor.
    »Sind Sie sicher? Das ist doch nicht das erste Mal, dass Sie sich übergeben müssen. Das muss doch einen Grund haben.«
    Clementine hatte ja Recht. Abbey begann zu schluchzen. Ihr war ein schlimmer Verdacht gekommen.
    »Abbey!«, sagte Clementine aufrichtig bestürzt. »Was haben Sie denn? So reden Sie doch! Mir können Sie es doch sagen!«
    Abbey schluchzte noch heftiger. Der Wunsch, sich jemandem anzuvertrauen, war größer als der Groll, den sie an diesem Morgen noch gegen Clementine gehegt hatte. Und Clementine schien so mitfühlend und ernsthaft um sie besorgt.
    Abbey sah sie an. »Versprechen Sie mir, dass Sie mich nicht verurteilen werden!«, flüsterte sie. »Was geschehen ist, war nicht meine Schuld.«
    »Ich verspreche es.«
    »Ich habe Angst, dass ich … schwanger bin«, wisperte Abbey.
    »Was?« Clementine traute ihren Ohren nicht. Sie dachte sofort an Jack. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht, und eine maßlose Enttäuschung erfasste sie. Sie blickte so entsetzt drein, dass Abbey sich genötigt fühlte hinzuzufügen:
    »Ebenezer Mason hat mir ein Schlafmittel eingeflößt, und dann hat er mich …« Sie brachte es nicht über sich, den Satz zu beenden. Sie sah, wie Clementines Gesichtsausdruck sich veränderte, konnte aber nicht ahnen, dass es unsagbare Erleichterung war, die sich in ihrem Gesicht spiegelte.
    »Dieses Scheusal«, stieß sie grimmig hervor. In Wirklichkeit frohlockte sie innerlich. Vor allen Dingen war sie erleichtert, dass nicht Jack der Kindsvater war, falls Abbeys Vermutung sich bewahrheiten sollte. Darüber hinaus würde er sie jetzt sicher nicht mehr haben wollen – immerhin war sie nicht mehr unberührt. Und selbst wenn er darüber hinwegsähe, so würde er sich niemals bereit erklären, Heath Masons Halbbruder oder Halbschwester großzuziehen. Clementine sah Abbey plötzlich in einem ganz anderen Licht. Sie war keine Rivalin mehr, stellte keine Bedrohung mehr dar. »Sie Ärmste«, sagte sie bedauernd. »Das ist eine schwere Belastung. Damit können Sie nicht allein fertig werden. Aber ich bin ja da, ich werde Ihnen helfen, so gut ich kann.«
    Ihre Worte taten Abbey gut. Sich ihren Kummer von der Seele reden und ihre Sorgen mit einer fast Gleichaltrigen teilen zu können, war eine ungeheure Erleichterung.
    »Weiß Sybil Bescheid?«, fragte Clementine.
    »Nur über das, was Ebenezer Mason mir angetan hat, nicht, dass ich möglicherweise von ihm schwanger bin.« Wieder liefen Abbey Tränen über die Wangen.
    Clementine kramte ein Taschentuch aus ihrem Beutel und reichte es ihr.
    »Sie dürfen nicht länger den Kopf in den Sand stecken, Abbey. Sie müssen einen Arzt aufsuchen, damit Sie Klarheit haben.«
    »Ich schäme mich so«, flüsterte Abbey verlegen.
    »Aber so kann es doch nicht weitergehen! Sie müssen Gewissheit haben, so oder so. Kommen Sie, ich begleite Sie.« Clementine stand auf. »Jetzt kommen Sie schon, es hat doch keinen Sinn, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen.«
    Abbey erhob sich. »Sie haben ja Recht. Ich danke Ihnen, Clementine.« Sie schämte sich, weil sie geglaubt hatte, Clementine habe sie absichtlich in Schwierigkeiten bringen wollen, dabei erwies sie sich jetzt als Freundin in der Not.

26
     
     

     
     
     
     
     
    Clementine und Abbey machten sich auf den Weg zur Praxis von Clarence Ashbourne.
    »Die junge Dame hier möchte zu Dr. Ashbourne, Cindy«, sagte Clementine zu der Empfangsdame im Eingangsbereich. Sie kannte Cindy Swinson, weil sie mehrere Kleider pro Jahr für sie schneiderte.
    »Oh, das tut mir leid, aber er ist heute und morgen nicht da und wird wahrscheinlich erst Mitte nächster Woche wieder in die Praxis kommen«, sagte Cindy bedauernd. »Er hat einen schlimmen Gichtanfall. Er weiß, dass er keine Tomaten essen sollte, aber die Hälfte seiner Patienten bezahlt ihn in Naturalien, und dann kann er einfach nicht widerstehen!«
    Clarence Ashbourne war für seine Gicht genauso bekannt wie für seine Vorliebe für Tomaten. Der Gichtanfall, den sie diesmal ausgelöst hatten, war so schlimm, dass er nicht mehr gehen konnte.
    »Ach herrje.« Clementine sah Abbey betroffen an. Ihr ging es nicht nur darum, dass Abbey endlich Klarheit

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