Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
zischte: »Ich wüsste nicht, was wir zu bereden hätten.«
Clementine seufzte. »Ich weiß, Sie sind sauer auf mich, Abbey, und ich kann es Ihnen nicht einmal verdenken. Ich wollte wirklich nicht, dass Sie Ärger bekommen. Ich dachte nur, Sie hätten vielleicht etwas gesehen, das Jack weiterhelfen könnte, deshalb habe ich davon angefangen. Es tut mir wirklich leid, dass Jack jetzt denkt, Sie hätten das Gatter aufgelassen.«
Ihre Worte klangen aufrichtig. Abbey sah sie prüfend an. Sie wurde nicht recht schlau aus ihr. Schließlich machte sie eine wegwerfende Handbewegung und meinte: »Ist schon in Ordnung. Ich hoffe bloß, dass Jack die Böcke wieder einfangen kann, vor allem Napoleon.«
»Das wird er ganz bestimmt«, erwiderte Clementine zuversichtlich.
In diesem Moment kam Sybil aus dem Laden und zeigte ihnen stolz, was sie für Gerald gekauft hatte: eine hellblaue Babygarnitur komplett mit Schuhen und Mützchen. Sie hielt das Mützchen hoch. »Damit er vor der Sonne geschützt ist, wenn Martha mit ihm rausgeht. Ist das nicht süß?«
Die beiden jungen Frauen bejahten. Auch sie fanden die Babysachen ganz entzückend.
»So, und jetzt gehen wir zu MacAvoy’s und suchen etwas Hübsches für euch beide zum Anziehen«, sagte Sybil gut gelaunt. »Die passenden Schuhe werden wir anschließend in William’s Schuhladen besorgen.«
Ein Stück weiter die Straße hinunter kamen ihnen zwei Frauen und ein Mann entgegen. Alle drei waren auffällig modisch und elegant gekleidet und bewegten sich mit so viel Anmut und Grazie, dass sie in dieser ländlichen Umgebung unwillkürlich hervorstachen.
Sybil traute ihren Augen nicht, als sie die drei erblickte. »Bernice! Esmeralda! Leonardo!«, kreischte sie ganz entzückt. »Was macht ihr denn hier in Clare?«
»Sybil, Schätzchen!«, säuselten die beiden Frauen, umarmten sie und hauchten ihr kleine Küsschen auf die Wangen.
»Wir sind auf der Suche nach Requisiten für unser nächstes Stück«, antwortete Leonardo, der Sybil galant die Hand küsste. Sein Akzent passte besser ins Londoner West End als in diese Kleinstadt in South Australia.
»Oh, wie aufregend!« Sybil klatschte begeistert in die Hände. Sie wandte sich zu Abbey und Clementine um. »Mädchen, ich möchte euch Leonardo McBride vorstellen, den künstlerischen Leiter der Rubenstein Theatre Company.«
»Freut mich sehr, Ladys«, sagte Leonardo mit einer kleinen Verbeugung und tippte an seinen Hut.
»Abbey ist meine Gesellschafterin und Clementine eine Freundin meines Sohnes Jack.« Sybil wies mit einer Handbewegung auf die beiden Frauen. »Und das sind Bernice Vincent und Esmeralda Dijon. Beide sind sozusagen die Seele der Theatergruppe.«
Bernice und Esmeralda wanden sich förmlich vor Freude über das Kompliment.
»Wir sind auf dem Weg in die Teestube ein Stück weiter die Straße hinauf. Möchtest du nicht mitkommen, Sybil?«, bat Bernice. »Wir haben uns sicher eine Menge zu erzählen. Vielleicht hast du auch eine Idee, wo wir in dieser verschlafenen kleinen Stadt Requisiten auftreiben könnten.« Sie machte ein Gesicht, als wäre ihr diese »verschlafene kleine Stadt« nicht ganz geheuer.
»Oh, ich würde schon gern, aber …« Sybil befand sich ganz offensichtlich in einer Zwickmühle. Man konnte ihr ansehen, wie gern sie die Einladung annehmen würde. Andererseits wollte sie ihr Versprechen Abbey und Clementine gegenüber nicht brechen.
»Gehen Sie ruhig, Sybil«, sagte Clementine aufmunternd. »Abbey und ich können allein einkaufen gehen. Wir treffen uns dann später wieder.«
»Sind Sie sicher?« Sybil war hin und hergerissen. Sie sah Abbey an.
»Ja, gehen Sie nur, Mrs. Hawker«, sagte auch sie. Ihr war wieder furchtbar schlecht, und sie wollte nichts weiter, als sich ein paar Minuten irgendwohin zu setzen und ein bisschen auszuruhen.
»Na schön, wenn ihr meint. Wir treffen uns in einer Stunde in der Teestube.« Schon eilte Sybil mit ihren alten Bekannten davon.
Abbey und Clementine setzten ihren Weg fort. Nach ein paar Metern bog Abbey unvermittelt in eine Gasse zwischen zwei Geschäften ein. Sie krümmte sich und begann heftig zu würgen. Da sie praktisch nichts gegessen hatte, konnte sie nichts erbrechen, aber ihr Magen krampfte sich so zusammen, dass es wehtat.
»Was haben Sie denn, Abbey?« Clementine war ihr gefolgt.
Abbey schüttelte nur den Kopf und taumelte keuchend weiter durch die Gasse, die auf eine Straße mit einer kleinen Grünfläche mündete. Dort stand eine Bank im
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