Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
hat er mit zunehmendem Alter Zugeständnisse gemacht, wie du sicherlich weißt, aber ich denke, das war unvermeidlich. In letzter Zeit genügte es ihm meist schon, wenn das Mädchen willig war, das Äußere war zweitrangig.«
Edward konnte dieser Einschätzung nicht widersprechen. Alles, was Heath über seinen Vater gesagt hatte, war wahr.
In Heath’ Augen waren all diese Frauen immer nur hinter dem Geld seines Vaters und damit hinter seinem Erbe her gewesen. Es war ihm gelungen, die meisten davonzujagen – nicht jedoch Meredith Barton, die zweiundzwanzigjährige, ehrgeizige Pfarrerstochter aus Saddleworth, die sein Vater geheiratet hatte, als Heath neunzehn gewesen war. Ihr früher Tod durch einen Sturz vom Dach von Martindale Hall hatte jedoch dafür gesorgt, dass sich Heath keine Sorgen mehr um sein Erbe zu machen brauchte. Danach hatte er Spione angeheuert, die die Aktivitäten seines Vaters in Burra und Clare beobachten sollten – er wollte sichergehen, dass es keine weiteren Meredith’ mehr gab. »Wenigstens ist dieser Scottsdale keine Zeit geblieben, sich das Geld des Alten unter den Nagel zu reißen«, knurrte er gehässig.
Edward sagte nichts dazu.
Als das Schweigen andauerte, fiel Heath der angespannte Gesichtsausdruck des Anwalts auf. »Vaters Angelegenheiten sind doch in Ordnung, oder?«
»Er hat sein Testament in den letzten Jahren nicht geändert, Heath. Ich habe es gerade durchgesehen, als du gekommen bist.«
»Gut. Ich werde mich um die Mine kümmern müssen. Nach einem Unglück, das Menschenleben gefordert hat, muss jemand da sein, der den Leuten Mut macht, der ihre Moral stärkt.«
»Ich fürchte, die Dinge liegen nicht ganz so einfach«, sagte Edward mit sichtlichem Unbehagen.
Heath horchte auf. »Ich verstehe nicht. Was meinst du damit?«
»Nun, wie ich sagte, Ebenezers Testament ist seit seiner Eheschließung mit Meredith nicht mehr geändert worden.« Edward überflog das Schriftstück ein weiteres Mal.
»Ja, nach dem Tod meines Vaters wäre alles an Meredith gegangen und nach ihrem Tod an mich, wenn ich mich richtig erinnere.« Heath wusste noch, wie wütend er gewesen war, dass sein Vater Meredith zu seiner Alleinerbin gemacht hatte. Sie hatte all ihre Verführungskünste eingesetzt, um ihn dazu zu bringen. Ihr tragisches vorzeitiges Ende hatte glücklicherweise alles wieder ins Lot gebracht.
Edward nickte. »Ebenezer hat seinen ganzen Besitz seiner Ehefrau vermacht, und erst nach ihrem Tod geht alles an dich.«
»Ja, das habe ich ja gerade gesagt. Meredith ist tot, also bin ich Vaters Alleinerbe.«
»Aber dein Vater hat noch einmal geheiratet«, sagte Edward ruhig und beobachtete Heath’ Reaktion genau. »Am Abend vor seinem Tod hat er Abigail Scottsdale geheiratet. Die Dienstboten haben als Trauzeugen fungiert, die Eheschließung ist rechtmäßig.«
Heath wurde kreidebleich. Die Augen traten ihm fast aus den Höhlen. »Aber die Ehefrau, von der im Testament die Rede ist, war Meredith, und du sagst doch selbst, das Testament ist nicht geändert worden!«
»Ebenezer hat seine rechtmäßige Ehefrau als seine Alleinerbin eingesetzt. Er hat sie nicht namentlich genannt.« Ebenezer hatte ausdrücklich auf dieser Formulierung bestanden, nur für den Fall, dass er irgendwann Meredith’ überdrüssig werden und sie durch eine Jüngere ersetzen sollte. Edward war damals gar nicht glücklich über diesen Wortlaut gewesen, hatte sich aber an die Anweisungen seines Freundes gehalten. Meredith selbst war die vage Formulierung nicht aufgefallen. Wer sie kannte, wusste, dass sie ihre Stellung mit allen Mitteln verteidigen würde und nicht die Absicht hatte, sich von einer anderen Frau verdrängen zu lassen. Sie sah eine rosige Zukunft als wohlhabende Witwe vor sich.
Heath sprang erregt auf. »Soll das heißen, dass diese neue Ehefrau Vaters Alleinerbin ist?«
»Ich fürchte, ja.« Edward war die ganze Angelegenheit äußerst unangenehm. Auch wenn es ihm oft nicht gefallen hatte, wie Heath seinen Vater behandelte, so musste er doch zugeben, dass Ebenezer seinem Sohn nie ein guter Vater gewesen war.
Heath war fassungslos. »Das glaube ich einfach nicht! Diese Frau war höchstens ein paar Stunden mit ihm verheiratet und soll jetzt alles erben? Das ist nicht gerecht, Edward. Dagegen muss man doch etwas tun können!«
Der Anwalt schüttelte resigniert den Kopf. »Ich habe das Testament sorgfältig durchgelesen, und offen gestanden sehe ich keine Möglichkeit. Du kannst es natürlich
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