Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
anfechten, aber ich bezweifle, dass du mit einer Klage Erfolg haben wirst.«
Heath war wie vom Schlag gerührt. Ohnmächtiger Zorn stieg in ihm auf. »Diese Frau … sie darf nichts von dem Testament erfahren«, stieß er gepresst hervor.
»Das wird sich kaum vermeiden lassen, Heath.«
Heath’ Gedanken überschlugen sich. »Sie war nicht auf Martindale … glaube ich wenigstens. Sonst hätte Winston sicher etwas gesagt.« Als er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass er dem Butler gar keine Zeit für irgendwelche Erklärungen gegeben hatte.
»Meines Wissens ist sie kurz nachdem Ebenezer tot aufgefunden wurde, aus dem Haus geflohen. Daraus könnte man schließen, dass sie eine Mitschuld am Tod deines Vaters trifft, wenn auch, wie soll ich sagen, unbeabsichtigt.« Edward räusperte sich verlegen. »Ich denke, die Leiche sollte obduziert werden.«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, und nach allem, was ich jetzt erfahren habe, werde ich darauf bestehen«, stimmte Heath ihm erregt zu. »Ich werde nach Martindale zurückkehren, vielleicht erfahre ich dort mehr. Tu mir einen Gefallen, Edward: Unternimm nichts, bevor ich Näheres über dieses Mädchen herausgefunden habe.«
»Laut Gesetz muss sie innerhalb von achtundzwanzig Tagen von der Erbschaft informiert werden, vorausgesetzt, wir finden sie. Bis dahin wirst du dich um die Mine und alles andere kümmern müssen. Falls diese Abigail Scottsdale irgendetwas mit dem Tod deines Vaters zu tun hat und die Polizei von Mord ausgeht, kannst du bei Gericht beantragen, dass sie vom Erbe ausgeschlossen wird und alles an dich übergeht.«
Heath schöpfte neue Hoffnung. Er hatte immerhin einen Monat Zeit, um die Angelegenheit zu ordnen, und er war fest entschlossen, das auch zu tun.
»Wir können natürlich auch nicht ausschließen, dass dein Vater eines natürlichen Todes starb«, gab Edward zu bedenken.
»Edward, er war gerade einmal dreiundfünfzig!«
»Aber er hatte ein schwaches Herz und eine blutjunge Frau. Eine möglicherweise tödliche Kombination.« Edward starrte einen Moment gedankenverloren vor sich hin.
»Dr. Mead hat Herzversagen als Todesursache festgestellt. Das ist in Anbetracht der Umstände zwar verständlich, aber kann Vaters neue Frau wirklich so viel Glück gehabt haben? Ist es nicht ein merkwürdiger Zufall, dass ihr reicher Mann noch in derselben Nacht stirbt, in der sie ihn geheiratet hat? Die Polizei muss doch Verdacht schöpfen.«
Edward wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die junge Frau von dem Testament gewusst, geschweige denn den genauen Wortlaut gekannt hat.«
»Was wissen wir denn von ihr? Absolut nichts. Vielleicht ist sie eine äußerst gerissene Person.« Heath ballte unwillkürlich die Fäuste. Er würde diese Frau finden, koste es, was es wolle. Er würde schon dafür sorgen, dass sie nicht in die Finger bekam, was rechtmäßig ihm gehörte.
»Das mag sein, aber andererseits sind schon seltsamere Dinge geschehen. Denk nur an Meredith. Es war für alle unbegreiflich, wie eine junge Frau einfach so vom Dach stürzen kann, und doch ist es passiert.«
»Ich bin damals schon der Meinung gewesen, dass sie hinuntergesprungen ist«, sagte Heath kalt.
»Wie kommst du darauf?«
»Ich habe das nie einer Menschenseele erzählt, Edward, aber Meredith war völlig vernarrt in mich. Es war fast schon krankhaft, wie sie mir nachstellte, und als ich sie zurückwies, brachte sie das ziemlich aus dem Gleichgewicht.«
Edward sah ihn verblüfft an. Er hatte Meredith immer für eine recht selbstbewusste, blitzgescheite junge Frau gehalten, die genau wusste, was sie wollte. »Ich hatte eher den Eindruck, dass ihr beide euch nicht ausstehen konntet. Ihr wart doch wie Hund und Katze zueinander. Das sagten alle.«
»Es stimmt, ich konnte sie nicht leiden, aber sie war regelrecht verrückt nach mir«, beharrte Heath. »Als ich mich weigerte, meinen Vater zu hintergehen und ihr die kalte Schulter zeigte, wurde sie schwermütig. Ich denke, das ist der Grund, weshalb sie sich vom Dach gestürzt hat.«
Edward dachte an die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Meredith und Heath, die er selbst mit angesehen und mit angehört hatte. Er konnte nicht glauben, dass die junge Frau etwas anderes als Verachtung für Ebenezers Sohn empfunden hatte. Genauso wenig konnte er glauben, dass Heath zu Loyalität gegenüber seinem Vater fähig gewesen war, schon gar nicht, wenn es um eine attraktive junge Frau ging. Eine Sekunde
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