Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
war.
Mrs. Hendy, die Haushälterin, war neben Winston getreten.
»Wie hat es Heath denn aufgenommen, dass sein Vater noch einmal geheiratet hat?«, fragte sie ernst. Sie kannte Heath. Der Tod seines Vaters würde ihn weniger mitnehmen als die Tatsache, dass er ein Mädchen geheiratet hatte, das seine Tochter sein könnte.
Winston schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Gelegenheit, es ihm zu sagen, aber er wird in ein paar Stunden zum Mittagessen zurück sein.«
»Zum Mittagessen?« Mrs. Hendy warf einen Blick auf die Standuhr in der Diele und gab ein missbilligendes Geräusch von sich. »Um diese Zeit koche ich das Abendessen.«
»Ich weiß«, sagte Winston düster und schloss die Tür.
Heath Mason fuhr auf direktem Weg zu Edward Martin, der seine Kanzlei in Auburn hatte, fünf Meilen südlich von Mintaro, an der Straße von Roseworthy nach Clare. Edward war viele Jahre nicht nur Ebenezers Anwalt, sondern auch einer seiner wenigen echten Freunde gewesen. Winston hatte ihn bereits in einem Brief über Ebenezers Tod informiert, daher hatte er Heath schon erwartet. Den ganzen Vormittag über hatte er Ebenezers Testament sorgfältig, Wort für Wort, studiert, und war dabei immer nervöser geworden. Eins stand fest: Heath würde vom letzten Willen seines Vaters alles andere als begeistert sein.
»Guten Tag, Heath«, sagte Edward, als Ebenezers Sohn, ohne anzuklopfen, in sein Büro platzte. »Mein aufrichtiges Beileid.«
Heath winkte ab. »Mein Vater und ich haben uns nicht besonders nahegestanden, Edward, das weißt du so gut wie ich.«
Diese Antwort überraschte Edward nicht. »Auch wenn eure Beziehung nicht besonders eng war, so war er doch dein Vater.« Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er nicht mehr am Leben sein soll.« Ebenezer war ein schwieriger, vielschichtiger Mensch gewesen, aber es hatte den Anschein, als würde Edward den Freund mehr vermissen als Heath den Vater. »Vor allem, wenn man bedenkt, unter welch merkwürdigen Umständen er gestorben ist«, fügte er nachdenklich hinzu.
Heath schaute verblüfft auf. »Was willst du damit sagen?«
Edward warf Heath über den Rand seiner Brille hinweg einen fragenden Blick zu. »Dein Vater wurde tot in seinem Bett gefunden, hast du das nicht gewusst?«
»Ach so, das.« Heath entspannte sich wieder. »Doch, Winston hat es erwähnt. Aber es gibt schlimmere Todesarten, als im Bett zu sterben, findest du nicht auch?«
Heath’ flapsige Bemerkungen gingen Edward auf die Nerven. »Hat Winston auch erwähnt, dass Ebenezers frisch Angetraute neben ihm lag?«
Heath klappte der Unterkiefer herunter.
»Ich nehme an, das heißt Nein«, bemerkte Edward trocken. Er schob seine Brille hoch und fuhr fort: »Ich war selbst überrascht, ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass Ebenezer die Absicht hatte, sich wieder zu verheiraten. Am Abend vor seinem Tod hat er eine junge Frau geehelicht. Mrs. Hendy glaubt anscheinend, sie hätte etwas mit seinem Tod zu tun, aber Winston bezweifelt es, wie ich seiner Nachricht entnehme.«
»Was? Aber das ist doch nicht … Wen denn?«, stammelte Heath, der den zweiten Schock an diesem Tag zu verkraften hatte.
»Ihr Name ist Abigail Scottsdale.«
Heath durchforschte sein Gedächtnis, konnte sich aber nicht erinnern, diesen Namen schon einmal gehört zu haben. Langsam schüttelte er den Kopf. »Kenne ich nicht. Woher kommt sie?«
»Du wirst es nicht glauben, aber Alfie musste sie in Burra abholen, wo sie in einer Erdwohnung hauste. Ihr Vater war Minenarbeiter, er kam vor ein paar Tagen bei einem Grubenunglück ums Leben.« Edward bemerkte Heath’ verdutzten Gesichtsausdruck. »Die Morphett-Pumpe hat versagt, drei Arbeiter sind in einem Stollen ertrunken. Hast du das denn nicht gewusst?«
»Nein, ich hatte keine Ahnung«, gestand Heath. In den vergangenen Tagen hatte er dank der reizenden Florence Berkshire kaum das Tageslicht gesehen, doch das konnte er nicht zugeben. Der Ehemann seiner Geliebten war ein bekannter Lokalpolitiker. Er räusperte sich. »Ich … ich war in Crystal Brook bei einer Viehauktion. Aber so, wie ich meinen Vater kenne, zweifle ich nicht daran, dass diese Geschichte stimmt«, fuhr er fort. »Seine Arbeiter behandelte er von oben herab, aber wenn es um eine attraktive Frau ging, war es ihm gleichgültig, woher sie kam. Sie brauchte nur ein hübsches Gesicht zu haben oder gut gewachsen zu sein, und schon tat er alles, um sie ins Bett zu kriegen. Zwar
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