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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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spritzend zu ihr ins Wasser. »Auf dieser Seite ist es nicht tief, da kannst du stehen«, meinte Sadie. »Eine tiefere Stelle ist in der Mitte, und an dem Ende dort gibt es eine Stufe, wo es seicht wird.«
    »Fürs Gebären«, ergänzte Ginger. »Das ist ein heiliges Gebärbecken. Wir nennen es das Becken der Göttin … schau nur, wir alle sind Göttinnen!« Sie lachte. »Hier werde ich mein Baby bekommen.«
    »Ich hab Petal und Ziggy hier geboren«, ergänzte Summer.
    Blass und befangen glitt Catherine rasch in das samtweiche Wasser. »Ist das eine gute Idee? Ich meine, ich hab schon von Wassergeburten gehört, aber nicht an einem so abgelegenen Ort. Kommt denn ein Arzt hier heraus?«
    Sadie und Summer lachten. »Nein. Das ist unsere Aufgabe.«
    Catherine bohrte nicht weiter nach. Mit ihrer Vorstellung von einer Geburt hatte das nicht viel tun. Und den Marinefrauen, die ihre großen Militärkrankenhäuser gewohnt waren, wäre es bestimmt nicht im Traum eingefallen, ihre Kinder in einer solchen Umgebung auf die Welt zu bringen.
    »Es ist jedenfalls ideal zum Nacktbaden. Kommen die Männer auch hierher?«
    »Nein. Das ist kapu, es ist Wahine-Land«, erwiderte Sadie entschieden. »Erst wenn das Baby geboren ist und wir von hier fort sind, hat der Vater das Recht, seine Zeremonie abzuhalten.«
    »Woher wisst ihr so viel über einheimische Gebräuche? So lange seid ihr doch noch gar nicht hier, oder?«, fragte Catherine.
    »Wir haben gute Freunde hier. Wenn sie sehen, dass du nicht wie die anderen Haoles bist, öffnen sie dir ihre Türen und ihre Herzen«, sagte Summer.
    »Das ist wahr.« Catherine dachte an Kiann’e und Abel John und an die beeindruckende Beatrice.
    »Der Umgang mit uns Haoles wird von anderen Hawaiianern oft als ›Angeberei‹ gesehen, so als wollte man etwas Besseres sein als die Freunde und Nachbarn. Das kommt nicht gut an. Es braucht seine Zeit, bis man angenommen wird – und bis man sich den Einheimischen angepasst hat, statt zu erwarten, dass sie sich anpassen.«
    »Wir kommen mit den Einheimischen gut aus, weil wir ähnlich leben wie sie«, erklärte Ginger. »Versteh es nicht falsch, Catherine, aber die Reichen vom Festland, Touristen und Militärangehörige werden von den Einheimischen normalerweise nicht eingeladen.«
    »Die Leute bei der Marine neigen sowieso dazu, sich abzuschotten. Sie leben in ihrer eigenen Welt«, stimmte Catherine zu. »Vielleicht wurden sie nur deshalb so lange Zeit geduldet.«
    »Das ändert sich gerade«, schnaubte Sadie.
    »Aber du bist anders, wissbegierig. Du willst etwas über andere Leute erfahren«, sagte Summer. »Deshalb mögen wir dich.«
    »Du willst nicht in dieser abgeschotteten Welt bleiben, oder?«, fragte Ginger frei heraus.
    »Ich bin mit einem Marineoffizier verheiratet!«, erwiderte Catherine.
    Einen Augenblick lang schwiegen die Frauen.
    »Vielleicht überlegst du dir das irgendwann anders«, sagte Sadie.
    »Du bist nicht gerade die typische Offiziersgattin«, meinte Summer.
    »Lass dich nicht herumkommandieren, höre auf dein Herz«, riet Ginger, die auf dem Rücken schwamm. Ihr großer Bauch sah aus wie eine kleine braune Insel. Summer hielt ihr Baby ins Wasser und schwenkte es hin und her.
    Catherine war bestürzt. Und gekränkt. Sie wollte diesen Frauen nicht sagen, dass sie sich nicht vorstellen konnte, ein Leben wie sie zu führen, sich von Tag zu Tag treiben zu lassen, mit wechselnden Beziehungen, ohne Pläne, ohne Sicherheit, offensichtlich ohne zuverlässigen Partner.
    »Bradley ist anders«, begann sie, verstummte aber sofort, als sie sah, wie die drei Frauen grinsten.
    »Entschuldige dich nicht für ihn«, sagte Sadie. »Schau, ich bin sicher, er ist ein netter Kerl. Du hast uns erzählt, ihr habt euch unter romantischen Umständen in einer exotischen Umgebung weit weg von zu Hause kennengelernt. Ich wette, er sieht gut aus. Und dann diese sexy Uniformen. Wer würde sich nicht in so einen Typen verlieben?«
    »Das ist unwichtig. Wichtig sind unsere Gefühle füreinander«, begehrte Catherine auf.
    »So? Was empfindest du denn für ihn?«, fragte Ginger.
    »Ich liebe ihn! Ich habe ihn geheiratet.«
    »Oh, an dem Punkt war ich auch mal«, sagte Sadie. »Es war nicht von Dauer. Gott sei Dank habe ich bald kapiert, dass er der total falsche Mann für mich ist.«
    Catherine war zunehmend verärgert. Sie hatte diese Frauen, die in einer ganz anderen Welt lebten, eben erst kennengelernt, und schon wollten sie ihr einreden, ihre Heirat sei

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