Der Duft der Mondblume
ein Unglück und Bradley nicht der richtige Mann für sie.
»Ich werde dafür sorgen, dass meine Ehe funktioniert. Bradley ist großzügig, liebevoll, alles, was ein Mädchen sich wünschen kann. Meine Freunde zu Hause finden, ich habe das große Los gezogen.«
»Er ist der Glückspilz, würde ich sagen«, meinte Sadie. Sie berührte Catherines Arm. »Du denkst bestimmt, es steht uns nicht zu, so etwas zu sagen. Aber wir alle haben harte Zeiten hinter uns und wollen nicht schweigend zusehen, wie andere Frauen dieselben Fehler machen. Catherine, du hast nicht genug gelebt. Lass ein bisschen los.«
»So wie ihr könnte ich nicht leben«, sagte Catherine.
Die drei Frauen schienen nicht beleidigt.
»Die Zeiten haben sich seit den Tagen unserer Mütter geändert«, sagte Summer. »Die Pille nehmen, mit jedem schlafen, auf den man Lust hat, Kinder kriegen ohne Trauschein oder von verschiedenen Partnern, bekifft sein und so weiter – das alles konnte man früher nicht bringen.«
»In meiner Welt ist das auch heute unmöglich«, sagte Catherine. »Und ihr habt recht: Im Grunde genommen war ich nie wild oder auch nur unkonventionell. Ich habe auch gar nicht das Bedürfnis danach. Obwohl euch zu treffen schon ein bisschen aus dem Rahmen fällt!«
Die Frauen lachten. Pink paddelte zu Catherine und zog dabei lange Stränge von Seetang hinter sich her, den sie von den Felsen geklaubt hatte. »Schau, eine Halskette.« Sie legte Catherine lange Stränge um.
»Oder eine Krone!« Ginger pflückte dicke fleischige braune Tangblätter mit Büscheln traubenähnlicher, wassergefüllter Hülsen, flocht sie zu Kränzen und verteilte sie an alle. »Los, Ziggy, hier ist deine Krone. Du bist jetzt König!«
Lachend und wasserspritzend erfanden sie ein albernes Spiel, und Catherines Ehe war vergessen.
»Was machst du nach Kauai?«, fragte Summer Ginger.
»Weiß ich noch nicht. Doobie möchte neue Surfplätze ausprobieren, von denen er gerade erst erfahren hat. Auf Mikronesien. Und in Südafrika. Ein paar Jungs aus der Clique wollen einen kleinen Film machen – ›Die Jagd nach der perfekten Welle‹, so was in der Art.«
»Schwierig mit einem Baby und Ziggy«, meinte Sadie.
»Ich werde wohl für einen Monat meine Mum besuchen. Dann sehen wir weiter. Ich würde schon gern irgendwo näher bei den Jungs sein. Und ich wollte schon immer mal in einen Großwildpark.«
Catherine hörte den Plaudereien über ihre Pläne zu und wunderte sich, wie unternehmungslustig die Mädels waren, wie wenig sie sich um Verantwortung oder Zukunftssorgen scherten. Gerne hätte sie gefragt, wie sie sich diesen Lebensstil eigentlich leisten konnten, fand dann aber, dass das unhöflich wäre.
»Okay, wir sollten gehen. Die Kinder werden müde. Und ich auch«, verkündete Ginger.
Catherine stieg aus dem Wasser, wickelte sich in ein Handtuch und griff nach der Kamera, um Aufnahmen von den Frauen und den Kindern zu machen, die alle noch ihre Kronen aus Seetang trugen und im Becken herumtollten.
»Die Fotos sind nur für mich. Ich werde niemandem verraten, wo dieser Platz liegt«, versicherte sie ihnen.
Als sie sich wieder angezogen hatten, öffnete Sadie ihre Tasche und entnahm ihr eine Tarowurzel, Blumen und einige Münzen und reichte die Sachen weiter. »Eine Gabe für die Göttin des Beckens.« Sie warf die Tarowurzel ins tiefe Wasser, und die anderen taten es ihr nach. Nur Ziggy trennte sich etwas zögernd von seiner glänzenden Münze. Dann stellten sie sich im Kreis auf, nahmen sich bei den Händen, und Summer sang mit ihrer wunderschönen Stimme ein kurzes hawaiianisches Lied.
»Wovon handelt es?«, fragte Catherine auf dem Rückweg.
»Ich kann’s nicht genau übersetzen. Den Text habe ich von unserer Freundin gelernt, es ist eine Art Segen oder Gebet. Ein Dank, dass sie uns in dem heiligen Wasser baden lässt, und die Bitte, unsere Frauen und Kinder zu schützen.«
»Auch du, Catherine, bist jetzt gesegnet«, sagte Sadie. »Über dich wird nun auf den Inseln gewacht.«
Als sie alle zwischen den Felsen durchgegangen waren, rückte Sadie den Stein wieder an seinen Ort, wo er den engen Pfad zwischen den Felsen verdeckte.
Bei ihrer Rückkehr lag das
Nirvana
verlassen da. Die Surfbretter fehlten genauso wie der alte Transporter, aber die Frauen verloren kein Wort darüber. Während Summer das Baby und die zwei Kinder für ein Schläfchen nach oben brachte, setzte Sadie eine große Kanne Kaffee auf.
»Irgendwelche Wünsche für das
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