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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Sie legte die Beine aufs Geländer, schloss die Augen und summte mit, während Diana Ross
Touch Me in the Morning
sang.
    Da berührte sie eine Hand an der Schulter, und sie zuckte zusammen.
    »Hey.«
    Sie öffnete die Augen und sah PJ , der sie anlächelte. »Wo kommst du auf einmal her?«
    »Ich war nicht weit weg. Wollte mir nur ein anderes Brett holen. Da fiel mir ein, dass du vielleicht gerne mitkommen würdest. Es wird ein großartiger Sonnenuntergang«, sagte er.
    »Okay, ich hol nur meine Kamera.«
    »Lass dir Zeit. Trink deinen Wein aus. Ich packe ein paar Getränke ein, vielleicht auch ein paar Pupus.«
    »Wir bleiben aber nicht zu lange? Ich sollte noch bei den Vorbereitungen fürs Abendessen helfen.«
    »Das klappt auch ohne dich. Keine Sorge. Die Jungs sind rechtzeitig zum Essen zurück.«
    »Im Dunkeln kann man wohl auch schlecht surfen«, meinte Catherine, während sie ihre Tasche packte.
    »Vollmond ist gut. Innerhalb des Riffs. Da riskierst du keine Bisse wie im tiefen Wasser.«
    »Haie?«
    Er nickte. »Bis gleich.«
    Sie steuerten das dem Becken der Göttin entgegengesetzte Ende des Felsenstrands an. PJ fuhr langsam, immer wieder sah er aufs Meer oder zu den grünen Hügeln hinauf, als ob er etwas suchte. Er sprach nicht viel, und Catherine fand es angenehm, dass sie keinen Smalltalk machen oder Gesprächspausen füllen musste.
    Als die Straße eine Kurve machte, zeigte PJ aufs Meer. »Da draußen. Es spricht sich rum, wo es gute Wellen gibt.«
    Wo er hindeutete, waren ein Dutzend oder mehr Surfer.
    »Was ist an dieser Stelle so gut?«
    »Die Welle bricht gleichmäßig auf ihrer ganzen Länge. Das gibt einen guten Ritt«, erklärte PJ .
    »Verstehe. Da gibt’s wohl eine Menge zu lernen. Über den Ozean, die Wellen, die Technik«, vermutete Catherine.
    PJ sah sie an. »Ja, aber nicht nur das. Es ist mehr als ein Sport, nicht nur eine körperliche, sondern eine mystische Erfahrung. Als wäre man in Trance, manche nennen es spirituell. Und es ist auch Kontrolle, eine intellektuelle Übung, alles Mögliche. Einem Außenstehenden kann man das schwer erklären – nur ein Surfer begreift das.«
    Er parkte den Kombi und blieb noch eine Weile sitzen, den Blick auf die Surfer gerichtet, die im Zickzack den Wellenhang hinunterglitten, ausscherten und zum Ausgangspunkt zurückpaddelten, wo sie auf den nächsten Brecher warteten. »Damien ist auch draußen. Ein paar von den Aussies sind ziemlich aggressive Surfer. Denken wohl, sie müssten sich etwas beweisen. Überall gibt’s jetzt Profi-Wettbewerbe. Das wird noch ’ne große Sache. Wenn es dann um Geld geht, wird vieles anders werden. Doch das Wesentliche – der Reiter und die Welle – bleibt immer gleich.«
    Für PJ s Verhältnisse war das eine lange Rede. Er stieg aus und holte die beiden Bretter, die er mitgebracht hatte, aus dem Wagen. »Willst du es mal versuchen? Ich nehm dich mit zum anderen Ende, wo’s keine so hohen Wogen gibt, da kannst du ganz angenehm bis zum Strand surfen. Nimm das große Brett.« Er deutete auf das lange Board. »Bis Sonnenuntergang ist es noch eine Stunde.«
    Sie musterte das Brett. »Ich kann das nicht, und dir wird es dort bestimmt keinen Spaß machen.« Die Wellen an dem Ende des Strandes, den er im Blick hatte, waren nicht annähernd so hoch wie die draußen, wo sich die anderen Surfer tummelten. Trotzdem sah es nicht so aus, als könnte er sie einfach auf einer Welle zurück zum Strand schubsen.
    Catherine machte das Meer immer noch Angst. Immerhin wäre sie beinahe in dem Kanal ertrunken, eine Erfahrung, die ihr noch in den Knochen steckte. Das Meer war lebendig, ein atmendes, ungestümes, unberechenbares Wesen, das ihr durch und durch fremd war.
    »Ich hab mich gefreut, als du nach deinem Erlebnis in dem Kanal mit mir rausgegangen bist. Komm einfach mit, es macht Spaß. Vertrau mir.« Er lächelte sie an, halb zögernd, halb neckend, ein wenig sehnsüchtig.
    »Okay. Wie gehen wir’s an?« Sie entkleidete sich bis auf den Bikini.
    »Als Tandem. Dieses Brett kann uns beide tragen. Komm.«
    Sie folgte ihm ins Wasser. Der Abend war mild, der Passat hatte sich gelegt, der Himmel war heiter, während die Sonne langsam in die Nacht hineinglitt. Sich an die Seiten klammernd, lag Catherine auf dem langen hölzernen Brett und bemühte sich, die Anweisungen von PJ zu befolgen und ihren Schwerpunkt in die Mitte zu verlagern.
    Er stieß das Brett auf dem Wasser vor sich her, und als es tiefer wurde, stieg er auf, schob ihre

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