Der Duft der Mondblume
Abendessen? Gibt es Sachen, die du nicht magst?«
Catherine schüttelte den Kopf. »Nein. Allerdings überlege ich, ob ich nicht zurückfahren sollte. Eleanor könnte sich Sorgen machen wegen des Wagens … und wo ich bleibe …«
»Ist sie deine Mutter? Du bist doch auf der Suche nach guten Fotos? Entspann dich, Catherine. Vielleicht hättest du mit den Jungs gehen sollen. Ein paar tolle Surfbilder schießen.«
»Ich habe schon etliche gemacht.«
»Du kannst nie sagen, du hättest das schon erlebt oder jenes schon gemacht. Surfen, Wellen, Wellenreiter, da gibt es immer Überraschungen«, sagte Sadie. »Ich habe lange abgewartet und nur zugeschaut.«
»Gehst du Wellen reiten?«, wollte Catherine wissen.
»Nein. Ich schwimme gerne, surfe aber nicht. Ginger schon. Zurzeit lässt sie es allerdings bleiben. Sie glaubte, sie könnte damit bei Doobie landen und ihn halten. Weißt du, wir sind keine Strandhasen, die keusch wie diese April in dem Film im Sand hocken«, lachte sie. »Ginger hat ihn dann tatsächlich herumgekriegt, und seit das Baby unterwegs ist, bleibt er auch mehr oder weniger bei ihr. Du hast ja gehört, dass die Jagd nach einem unbekannten Surfparadies immer das Höchste ist.«
»Aber wie will sie das Baby durchbringen, wenn er womöglich abhaut und sie sitzen lässt?«
»Er wird sie nicht verlassen, doch er kommt und geht. Und er bringt Geld nach Hause. Einige von den Jungs dealen in aller Welt mit Shit und anderem Zeug. Anscheinend hat der Zoll noch nichts von hohlen Surfbrettern gehört«, erklärte Sadie. »Aber das geht mich nichts an, ich steck meine Nase nicht in fremde Angelegenheiten.«
Catherine hatte diese Information noch nicht ganz verdaut, als sie ein Auto kommen hörte.
»Das sind nicht die Jungs.« Sadie stellte einen Krug mit heißer Milch auf den Tisch, als die Tür aufging und Abel John seinen Kopf hereinstreckte.
»Jemand zu Hause? Hallo, Sadie, hallo, Catherine. Ich habe gehofft, dass du den Weg hierher findest. Ist PJ da?«
»Sie sind alle weg. Wir waren auch unterwegs. Aber der Kaffee ist schon fertig.«
Catherine sprang auf und umarmte Abel John. »Schön, dich zu sehen. Geht’s Eleanor gut, will sie den Wagen zurück?«
»Natürlich nicht. Sie hat dir doch angeboten, ihn zu benutzen, solange du hier bist.«
»Was hast du so getrieben, Abel John?«, fragte Sadie, wobei sie eine weitere Tasse mit dem starken einheimischen Kaffee füllte.
»Ich hab mich davongemacht. War fischen und hab auch was gefangen. Und weil ich gerade hier bin, hab ich mich gefragt, ob ihr nicht was mit einem ordentlichen Mahimahi anfangen könnt.«
Sadie zwinkerte Catherine zu. »Das Universum sorgt für uns. Gerade wollten wir besprechen, was es zum Abendbrot gibt. Bleibst du?«
»Danke. Aber ich muss zurück zur Familie. Da gibt es ständig was zu tun. Und dann muss ich wieder ins Palm Grove.« Er lächelte Catherine an. »Schön zu sehen, wie du dich einlebst. Grüß PJ von mir.«
Er ging nach draußen zu seinem Wagen, gefolgt von Sadie, die den Fisch in Empfang nahm.
Summer erschien, sie rieb sich die Augen. »Was ist los?«
»Es gibt Mahimahi zum Abendessen. Abel John war fischen.«
»Stark. Kannst du kochen, Catherine?«
»Na ja, eher nicht. Aber ich helfe gern, wenn ihr mir zeigt, was ich tun soll.«
Sadie kam herein und schwenkte einen riesigen silbernen Fisch. »Was für ein Prachtexemplar! Wir grillen ihn draußen über offenem Feuer. Was essen wir dazu?«
»Salat?«, schlug Catherine vor. Sie erinnerte sich an all das frische Grünzeug und Gemüse, das noch vom Mittagessen übrig war.
»Und Yamswurzeln, in der Glut gegart«, ergänzte Summer.
Catherine saß auf der Veranda, während die Frauen sich um die Kinder kümmerten und das Abendessen vorbereiteten. Sie hatten ihr ein Glas mit nicht besonders gutem Rotwein in die Hand gedrückt und gesagt, sie solle die Beine hochlegen. Wahrscheinlich würden sie ihr später sagen, wo sie helfen konnte. Allmählich entspannte sie sich. Sie hatte gar nicht gemerkt, unter welchem Druck sie gestanden hatte. Aber hier im
Nirvana
ging es ein bisschen zu wie in einer Großfamilie oder unter Schulfreundinnen. Mollie hätte es hier gefallen. Sie würde mit den Frauen diskutieren, plaudern, lachen, kochen, als wäre sie hier zu Hause.
Catherine nippte an ihrem Wein. Abel John würde Eleanor sagen, dass es ihr gutging. Und ohne Familie oder Ehemann, der sie kontrollierte, begann sie allmählich diesen Anflug von Freiheit zu genießen.
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