Der Duft der Mondblume
Natürlichste von der Welt zu sein, dass PJ sie in seine Arme schloss und küsste.
PJ s Kuss elektrisierte sie. Sie erwiderte ihn so wild, als hätte sie Angst, die Empfindungen, die ihren Körper durchströmten, könnten verlorengehen. Sie fielen zurück, lagen halb im Wasser, halb auf nassem Sand. Sie zog ihn auf sich, klammerte sich an ihn, am liebsten wäre sie mit ihm verschmolzen.
Sie entsann sich nicht, wann sie voneinander abließen, sich die Sachen vom Leib rissen, bis sie nackt waren und die groben nassen Sandkörner auf ihren Körpern schrammten. Catherine lag auf PJ und er hielt sie ganz fest, ehe er sich auf sie rollte, sie sich an ihn klammerte und sie einander stürmisch liebten.
Catherine wusste nichts, hörte nichts von ihrem Stöhnen und Schreien, ihr Haar lag im Sand, eine kleine Welle schwappte unter ihren brennenden Körper, und PJ liebte sie, als ob es kein Morgen gäbe, in einer Art verzweifeltem, wildem Rette-mich-bevor-ich-sterbe-Flehen, zu lustvoll, um zu enden.
Später, erinnerte sie sich, schwammen sie nackt im Meer, lachten, küssten sich und gingen dann schweigend zurück zum
Nirvana.
Dort brannten immer noch Kerzen, leise spielte Musik, Stimmengemurmel erfüllte die Dunkelheit. Niemand schien die durchnässten Gestalten zu bemerken, die langsam um die Veranda herumgingen, sich nach Handtüchern umsahen und ihre sandigen Körper abtrockneten, bevor sie zusammen in eine Hängematte schlüpften und eng umschlungen befriedigt einschliefen.
Morgens erwachte Catherine mit trockenem Mund und von Sand gereizter Haut. Anfangs erinnerte sie sich nur verschwommen an die vergangene Nacht. Sie setzte sich auf, und da stand Pink neben der Hängematte. Sie sog den Duft von Kaffee und frischem Gebäck ein. Die Sonne schien, und ein Vogel sang.
»Hi, Catherine. Du hast geschlafen.«
»Hi, Pink. Das kann man wohl sagen. Ist es schon spät?«
»Ich weiß nicht.«
»Wo sind die anderen?«
»Irgendwo. Was machst du heute?«
»Du meine Güte, Pink, ich muss in mein Hotel zurück.«
»Kaffee?«, rief Summer.
»Klingt gut.« Catherine schwang die Beine aus der Hängematte und betrachtete ihren knittrigen Rock und das sandige T-Shirt. Summer reichte ihr einen Becher Kaffee, machte aber keine Bemerkung über ihr Aussehen oder die letzte Nacht.
»Sadie hat Bananenbrot gebacken. Und es gibt Eier. Du bedienst dich«, sagte Summer. »Ich geh mit Ziggy zum Strand. Damit er Pink in Ruhe lässt, denn sie hat gleich Unterricht.«
»Danke. Was für einen Unterricht?«
»Sadie bringt ihr Lesen und Schreiben bei. Man kann nicht früh genug damit anfangen.«
Catherine ging ins Freiluftbadezimmer, bürstete sich die Haare, legte etwas Make-up auf und versuchte die Mosaiksteine der letzten Nacht zusammenzusetzen. Von den Jungs war nur Lief da; PJ und die anderen waren offenbar beim Surfen. Das erfüllte sie mit Erleichterung, denn sie hätte nicht gewusst, wie sie PJ gegenübertreten sollte. Doch ihre Beklommenheit verflog rasch wieder.
Bruchstücke ihres Liebesspiels blitzten auf und ließen sie erbeben. War es wirklich so atemberaubend wunderbar gewesen, wie sie sich zu erinnern glaubte, oder hatte das Dope sie komplett durcheinandergebracht und alles magischer und leidenschaftlicher erscheinen lassen, als es war? Sie hätte sich damit entschuldigen können, dass sie etwas geraucht und getrunken und so die Kontrolle über ihr Handeln verloren hatte. Aber vor wem musste sie sich eigentlich rechtfertigen? Die Frauen wirkten nicht im mindesten irritiert. Sadie hatte ihr nur zugewunken, auf den Frühstückstisch gezeigt und mit Lippenbewegungen »Bedien dich« gesagt, während sie Pink das Alphabet aufsagen ließ. PJ , offen und ehrlich wie er war, wäre bestimmt enttäuscht, wenn sie sagte, sie hätte nicht gewusst, was sie tat. Damit hätte sie das Geschehene zerstört. Und Bradley ahnte nichts, würde nie etwas erfahren. Im Moment fühlte sie sich nicht schuldig. Das war nicht der Ort, die Umgebung, der Kreis von Menschen, um sich für das, was passiert war, zu entschuldigen. Es war geschehen. Es würde nicht wieder geschehen. Punktum.
Beim Frühstück sprachen Summer und Catherine über ihre ersten Schulerlebnisse. Lief erzählte, dass ein Helikopter ganz niedrig durchs Tal geflogen war und die Leute behaupteten, dass auf ihrer Seite der Küste ein Hotel gebaut werden sollte.
»Offensichtlich für Japaner. Wenn’s stimmt, wäre das ganz schön lästig. Dann kämen zu viele Touristen her. Und wir
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