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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Außerdem wurden zwischen den Palmen, Schrauben-, Eisenholz- und Eibischbäumen scheinbar planlos weitere Gebäude errichtet. Das glitzernde Wasser brach sich an einem Korallenriff, so dass perfekte Wellen in endloser Folge auf den Strand zurollten. Ein paar Surfer und andere Burschen fläzten sich auf dem feinen weißen Sand. Und dahinter erhob sich wie eine strenge Sphinx der Diamond Head.
    Der junge Mann trieb sich so lange beim Outrigger Canoe Club herum, bis er einen Bruder von Duke kennenlernte, der ebenfalls Wettschwimmer war und den Neuankömmling mit den vielen beeindruckenden Meisterschaftstiteln den anderen Surfern vorstellte. Rasch nahm man ihn als Tandemsurfer mit; die übrige Zeit verbrachte er mit den Burschen am Strand, die sich ein paar Dollar verdienten, indem sie Touristen erste Surflektionen gaben. Surfen war ihr Beruf und ihr Leben.
    Wie sie hatte auch der junge Mann seine Bestimmung gefunden. Nun lebte er, um zu surfen. Die Freundschaft, das gemeinsame Erleben – es war wie eine Heimkehr. Und seine Heimat war all das – der ständige Sonnenschein, der weiche Passatwind und die klaren Farben … das tiefblaue Wasser, die schneeweißen Wolken, die smaragdgrüne Landschaft mit den hypnotisch sich wiegenden Palmen und dem immerwährenden Ruf der Brandung.
    Er lebte gesund, bescheiden und zurückgezogen. Im Garten des Hauses, das er sich mit anderen Surfern teilte, gab es Essen im Überfluss – Avocados, Mangos, Papayas, Bananen. Drogen oder Alkohol brauchte er nicht, genauso wenig wie lärmende Gesellschaft. Überall, wo er hinschaute, sah er Schönheit, ob in Blumen, Farnen oder stattlichen Palmen, den spitzbübischen dunklen Augen der Frauen oder dem freundlichen Lächeln der Einheimischen.
    Das Gefühl der Verbundenheit, die unkomplizierte Freundschaft mit Duke und seiner Familie, den Strandburschen und den Einheimischen weckten seine Neugier. Er wollte mehr über die Menschen von Hawaii und ihre Geschichte erfahren. Seine Arbeit beim Film hatte ihn mit der Fotografie vertraut gemacht, und nun fing er mit seiner Kamera das wahre Hawaii ein: unverfälschte, fast leere Strände; traditionelle Hula-Tänzerinnen; barfüßige Jungen, die Kokosnüsse schälten; Fischer, die mit Auslegerbooten durch die Wellen pflügten und ihren Fang heimbrachten; und immer wieder Surfer, die auf die nächste Welle warteten.
    Je mehr Zeit er mit den Einheimischen verbrachte, die ihn in die Geschichte der uralten Kunst des Wellenreitens einweihten, desto größer wurde sein wissenschaftliches Interesse. Er verbrachte viele Stunden in der Bibliothek und im Museum, wo er hawaiianische Sitten und Gebräuche und die hawaiianische Kultur studierte.
    Den jungen Mann fesselten die Geschichten über die einstigen Häuptlinge auf den Inseln, die Könige und Königinnen, die von alten Familien abstammten. Im Museum entdeckte er an einer Steinmauer draußen zwei alte hawaiianische Olo-Bretter, die Häuptlingen gehört hatten. Das Wellenreiten war eine jahrhundertealte Tradition, und die Häuptlinge waren die ersten Könige der Brandung gewesen. Begleitet von ihren nackten Frauen, die neben ihnen surften, vergnügten sie sich an Stränden, die nur sie betreten durften. Dann kamen die Missionare und verboten das Surfen, bis das Kapu schließlich aufgehoben und Surfen ein Sport für jedermann wurde.
    Als der junge Mann fragte, ob er die alten Bretter näher in Augenschein nehmen dürfe, führte man ihn in die hinterste Ecke des Museums, wo einige Bretter lagerten. Er untersuchte sie, kratzte an den Farbschichten und der Kalfaterung und stellte fest, dass sie tatsächlich uralt waren.
    In dem jungen Mann reifte ein Plan: Er wollte diese Bretter unbedingt nachbauen, um festzustellen, wie sich solche massiven Holzplanken beim Wellenreiten verhielten, was man verändern musste und was man übernehmen konnte. Wieder stürzte er sich mit aller Leidenschaft auf eine Sache, und tausend Ideen begannen zu sprudeln. Nachts zeichnete er, maß nach, entwarf neu. Er wurde zu einem gewohnten Anblick, wie er da unter den Palmen von Waikiki Bretter bearbeitete. Tagsüber war er im Wasser und probierte seine Neukonstruktionen aus, sprang damit auf Wellen und lernte die Launen des Meeres und seine Strömung durch die Kanäle hinter den zerklüfteten Korallenriffen kennen, die bei Ebbe aus dem Wasser ragten. Er beobachtete, wie sich die Dünung aufbaute, und fing an, das Meer vor Waikiki zu verstehen.
    Nie wurde es ihm zu viel, sich weitere

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