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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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außerdem habe ich einen Teilzeitjob.«
    »Ach ja, die Fotografie. Wie sind die Kauai-Bilder geworden?«
    »Sehr gut. Ich hab ein paar nette von Ziggy und Pink. Kannst du mir die Adresse von Summer und Ginger geben?«
    »Klar. Und von den Jungs. Zwar sind sie mal hier, mal dort, aber zwischen ihren Surf-Safaris kommen sie normalerweise ins
Nirvana
zurück.«
    Catherine vermied Blickkontakt und kramte in ihrer Tasche nach einem Notizblock. Sie würde Summer ein paar Abzüge schicken und sie bitten, sie zu verteilen.
    Sadie hatte kein einziges Mal PJ erwähnt, doch sie stellte Catherine ein paar intime Fragen.
    »Na, bist du glücklich? Ist die Ehe das einzig Wahre? Schaffst du es, unabhängig zu bleiben?«
    Catherine übernahm Sadies flapsigen Ton. »Na klar doch. Mein Mann ist wochenlang fort, vielleicht auch Monate. Ich mach derweil mein eigenes Ding. Schwänze die Treffen der langweiligen Marine-Frauen und versuche, mehr zu entdecken als nur das oberflächliche Postkarten-Hawaii.«
    »Prima für dich«, sagte Sadie jetzt ganz ohne neckischen Unterton, beugte sich über den Tisch und legte ihre Hand auf die Catherines. »Probier alles aus. Hab niemals Angst und bedaure nichts. Der Typ, an dem mein Herz hing, ist in Vietnam gefallen. Doch das hat mich nicht davon abgehalten, all das zu tun, wovon wir immer geträumt haben, und jeden zu lieben, der mir gefiel. Ich liebe, und dann gehe ich. Was immer es braucht, um dich durch die Nächte zu bringen, Baby. Es gibt Kerle, die sind ein sicherer Hafen, und Kerle, die dich wild machen. Ich hab mich fürs wilde Leben entschieden –
to walk on the wild side.
Wie John Lennon sagt: ›Das Leben ist keine Kostümprobe.‹« Trotz ihres Lächelns war da ein Schatten von Traurigkeit, darüber konnte ihre forsche Art nicht hinwegtäuschen.
    Als Catherine nach dem langen, anregenden Gespräch mit Sadie nach Hause fuhr, fühlte sie sich wie in einem Käfig. Sie war an Bradley und sein Leben gebunden. Sie konnte nicht einfach nach Indien gehen oder die vielen Dinge erkunden, die draußen in der Welt nur auf sie zu warten schienen. Sadie glaubte tatsächlich, dass die Welt sich änderte, dass eine neue Zeit angebrochen war und alte Schranken und Konventionen bröckelten.
    Niedergeschlagen betrat Catherine ihre Wohnung. Zum ersten Mal versagte der Zauber von Hawaii.
     
    Auszüge aus der Biographie
     
    Der Wellenjäger
     
    Die erste Welle vergisst man nie. Zwischen Schwimmwettkämpfen und Statistenrollen beim Film arbeitete der junge Mann weiterhin als Rettungsschwimmer und auch als Schwimmlehrer in einem protzigen Schwimmclub im Süden der Stadt. Am Strand tummelten sich oft Leute aus dem Filmgeschäft und reiche Familien. Eines Morgens entdeckte er dort ein weggeworfenes Surfbrett – eine angeschlagene Redwoodplanke –, mit dem er hinaus in die Brandung paddelte. Aber es gelang ihm nicht, eine Welle abzureiten. Im Gegenteil, als ihn die Welle kopfüber herumschleuderte und ihr Sog ihn dann tief unter Wasser zog, bekam er einen ziemlichen Schreck und schwor sich, beim Schwimmen zu bleiben.
    Aber ein paar Tage später brandeten Wellen heran, die nur einen halben Meter hoch waren. Er versuchte es wieder, und plötzlich erwischte er eine, sprang aufs Brett und ritt das erste Mal übers Meer. Das Brett pflügte vor der Welle durchs Wasser, weiter und weiter, unendlich lange, wie es dem jungen Mann in seiner Euphorie schien. Er tat, wovon er immer geträumt hatte, seit er in der Wochenschau die Wellenreiter von Waikiki gesehen hatte.
    Nun war er im Bann einer Leidenschaft, die tiefer ging als alles, was er bisher erlebt hatte. Die Zeit war reif. Noch ein paar Drehtage bei einem weiteren Film, dann kaufte er mit seinem Ersparten ein Ticket für die Passage auf einem Dampfschiff nach Hawaii.
    Die Tage auf See verliefen erfreulich. Allerdings eilte dem jungen Mann bald der Ruf voraus, dass er Unmengen von Essen verdrücken konnte. Nahrung war in seinem bisherigen Leben immer knapp gewesen, und so nutzte er seine Reise dazu, sich aufzupäppeln, um gewappnet zu sein für alles, was da kommen mochte. Wenn nicht gerade eine Mahlzeit anstand, trieb er sich auf den verschiedenen Decks herum und atmete tief die klare Seeluft ein.
    In Honolulu angekommen, fuhr er schnurstracks nach Waikiki, ein Dorf, das ein gutes Stück entfernt vom Hafen und den hellen Lichtern des Stadtzentrums lag. Dort fand er einen idealen Strandabschnitt bei zwei Hotels – eins, das Moana, wirkte ziemlich glamourös.

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