Der Duft der Mondblume
erzählt«, sprudelte es aus Catherine heraus. »Sagst du mir bitte die Adresse? Um welche Zeit passt es denn?« Sie wollte so geschäftsmäßig wie möglich klingen, damit PJ merkte, dass es ihr wirklich nur um Lesters Wohlergehen ging und um nichts anderes.
»Am besten mittags. Morgens gebe ich meistens Surfunterricht, und am Nachmittag geh ich gern selbst raus.«
Sie notierte sich die Adresse. »Wie wär’s gleich morgen?«
»Prima. Damien möchte ihn gern wiedersehen, er wird dann auch hier sein.« PJ machte eine kurze Pause. »Wie geht es dir?«
»Mir? Gut.«
»Alles in Ordnung? Bist du glücklich? Ich hab viel an dich gedacht.«
Catherine hätte ihn am liebsten angeschrien. Ach, wirklich? Hast du? Nun, ich habe keinen einzigen Gedanken an dich verschwendet oder daran, was wir miteinander getan haben! Stattdessen hörte sie verblüfft, wie sie sagte: »Irgendwie ist Kauai ein Traumland.«
»Ich hoffe, es war ein schöner Traum. Wir sehen uns dann morgen.« Und er legte auf.
Catherine schwirrte der Kopf. Sie wusste, sie sollte sich nicht darüber freuen, dass er an sie gedacht hatte, aber sie tat es trotzdem. Gleichzeitig hätte sie diese Episode gern weit hinter sich gelassen.
Als sie am nächsten Tag zu Lester kam, erwartete er sie schon ungeduldig.
Er hob eine Augenbraue. »Du siehst heute sehr hübsch aus. Haben wir etwas Besonderes vor?«
»Nein, eigentlich nicht. Wir fahren bloß zu PJ . Vielleicht setze ich dich auch nur ab und mache einen Abstecher zur Zeitung, um mal wieder mit Vince zu sprechen.«
»Prima. Ich bin so neugierig, was PJ da macht.«
Sie fuhren in das Geviert kleiner Sträßchen hinter der Touristenmeile Kalakaua Avenue und befanden sich unversehens in einer alten Wohngegend mit kleinen Häusern und überwucherten Gärten. Ein Häuschen hatte sogar ein Grasdach, und auf jedem Grundstück gab es Schuppen und Garagen, in denen kleine Betriebe oder ein Teil der großen Familien untergebracht waren. Langsam fuhr Catherine die Straße entlang und suchte nach der richtigen Hausnummer.
»Da«, sagte Lester, »hier muss es sein.«
Mehrere Surfbretter lehnten am Gartenzaun, eins stand in einem Gestell davor. Die offene Garage neben dem Haus war innen knallblau gestrichen und mit Surfboards vollgestellt.
Catherine parkte unter einem goldenen Regenbaum und half Lester aussteigen. In der Garage führte PJ , mit Kopfhörern und Atemschutz versehen, einen schrill kreischenden Elektrohobel immer wieder längs über ein Board, so dass er sie nicht kommen hörte. Catherine machte sich mit Winken bemerkbar.
PJ schaltete den Hobel aus und strahlte sie an. »Hallo. Schön, euch zu sehen. Vorsicht, hier liegt eine Menge Müll rum. Lasst uns rausgehen. Ich hol Stühle.«
Als PJ mit zwei Stühlen wiederkam, begutachtete Lester gerade die Bretter.
»Wo hast du das Holz her?«
»Aus dem Großhandel, von Clarkes drüben in der Stadt. Ich mach ein paar 6 ’ 6 ’’er, aber auch welche mit acht und neun Fuß.« Er schaute kurz zu Catherine. »Große Boards für große Wellen.«
»Ich bin mal mit einem 9 ’ 6 ’’er aus Balsa in die Monsterwellen von Waiemea geritten«, erzählte Lester.
»Sind die alle für den Verkauf bestimmt?«, fragte Catherine überrascht angesichts der vielen verschiedenen Boardvarianten.
»Manche. Ich arbeite auf Bestellung. Aber die drinnen gehören alle mir.«
»Warum brauchst du so viele?« Zugleich fragte sie sich, wie er mit einem solchen Arsenal herumreisen konnte.
Er zuckte die Achseln. »Verschiedene Boards für verschiedene Wellen.«
»Ein Maler arbeitet ja auch mit vielen verschiedenen Pinseln«, erklärte Lester, »und ein Golfspieler hat mehrere Schläger.«
»Ich lass Lester eine Weile hier, damit er dir zuschauen kann.« Sie schaute sich um und rümpfte die Nase. »Was riecht hier so?«
»Polyesterharz«, antwortete PJ . »Willst du dir meine Boards nicht auch ansehen? Sie bewähren sich gut, und gerade kam mir eine neue Idee, wie man große Wellen damit reiten kann.«
»Erklär das Lester, es interessiert ihn brennend.«
»Dich nicht? Komm doch noch mal mit aufs Wasser. Wie wär’s mit einer Surfstunde?«
»Ich hab ziemlich viel zu erledigen, danke.« Dabei blickte sie an ihm vorbei. »Bis später, Lester.«
PJ berührte sie am Arm, so dass sie ihn ansehen musste. Das tiefe Blau seiner Augen ging ihr durch und durch. »Ich würde dich gern wiedersehen«, sagte er leise.
»Wir laufen uns bestimmt noch öfter über den Weg«, erwiderte sie
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