Der Duft der Mondblume
leichthin.
»Das meine ich nicht. Komm doch mal abends vorbei. Ich bin immer hier und arbeite.«
»Ich muss los, hab einen Termin mit dem Herausgeber.« Sie hastete zum Wagen.
Nachdem sie auf dem Rückweg nach Waikiki zwei Straßen gequert hatte, fand sie einen Parkplatz und belohnte sich mit einem großen Eis. Dann machte sie einen Bummel durch verschiedene Strandboutiquen und fuhr schließlich wieder zu PJ zurück.
Lester war ins Gespräch mit PJ vertieft. Vom Auto aus beobachtete sie, wie die beiden die Köpfe zusammensteckten und mit den Händen über die Boards fuhren, die mittige Längsversteifung aus Redwood befühlten, die spitzen Nasen befingerten und die Arme hochwarfen, um zu demonstrieren, welche Manöver mit diesem oder jenem Brett im Wasser möglich waren.
Schließlich trat sie zu ihnen. »Unterscheiden sich diese Bretter von denen, die du geritten hast, Lester?«
Er grinste. »Wir haben mit sechzehn Fuß langen Massivholzplanken aus Redwood angefangen. Danach haben wir es mit Hohlboards versucht und später Finnen drangemacht. Ich hab damals selbst zu ein paar Verbesserungen beigetragen.«
»Lester war ein Pionier, eine Designerlegende. Und er hat immer noch gute Ideen«, sagte PJ . »Ich würde zu gern mal einen Blick auf deine alten Zeichnungen werfen. Hast du sie noch?«
»Vielleicht. Jedenfalls Fotos. Eins meiner Alben hab ich Catherine ausgeliehen.«
Überrascht sah PJ sie an. »Darf ich es auch mal sehen? Schreibst du über Lester?«
»Nein, das nicht. Aber ich brauchte ein paar Informationen für das Porträt von ihm, das ich zum Wettbewerb eingereicht habe.«
»Weißt du, Catherine, Lester ist sagenhaft. Du könntest ein ganzes Buch über ihn schreiben.« Damit drehte PJ sich wieder zu Lester um, und sie unterhielten sich weiter über Bretter und Wellen.
Catherine setzte sich auf einen Stuhl und hörte ihnen mit halbem Ohr zu. Neben dem Schuppen stand ein Frangipanibaum, und sie beobachtete, wie mehrere seiner cremefarbenen Blüten zu Boden fielen. Ob PJ in diesem Haus lebte, allein oder zusammen mit anderen? Oder nutzte er nur den Schuppen?
»He, Lester möchte jetzt wohl gern nach Hause. Danke, dass du ihn hergefahren hast. Er hat mich auf ein paar neue Ideen gebracht, mir gute Tipps gegeben.« PJ stützte Lester auf dem Weg zum Auto, Catherine schlenderte hinter ihnen her.
Den ganzen Rückweg über plauderte Lester über die Kunst, Boards zu machen, wie sich die Dinge verändert hatten und wie manches kurz in Mode gekommen und dann in Vergessenheit geraten war.
»Ich würde PJ s neue Boards gerne mal im Wasser sehen«, sagte er. »Dauert aber bestimmt noch Wochen, bis es die richtigen Wellen dafür gibt. Hast du mal diese verwegenen Australier in Aktion erlebt?«
»Ja, kurz. Ich habe auf Kauai ein paar Fotos von ihnen gemacht.«
Mit verschränkten Armen setzte sich Lester kerzengerade hin. »Tja, jedenfalls ist PJ mit diesen Boards auf der richtigen Spur. Schätze, die hiesigen Designer werden bald Wind davon kriegen und aufhorchen.«
Als sie Lester in seine Wohnung gebracht und sich von ihm verabschiedet hatte, rief er ihr hinterher: »Das war ein großartiger Tag, Catherine. Danke. Und vergiss nicht, PJ mein Fotoalbum zu zeigen. Aber lass es nicht bei ihm liegen. Surfer sind manchmal ziemlich gedankenlos.«
Kiann’e schüttelte sich das Wasser aus dem Haar, bevor sie sich mit dem Handtuch trockenrieb, um sich den Sarong um die Hüften zu schlingen. »Meine Mutter hat gestern Abend mit Tante Lani gesprochen und gesagt, wie schön es war, dass du sie auf Kauai besucht hast. Und wir sollten unbedingt dafür sorgen, dass du ein paar von den alten Palästen und Gärten zu sehen bekommst, die die Töchter von Hawaii restauriert haben.«
»Dazu hätte ich große Lust. Vielleicht könnte ich für die Zeitung etwas darüber machen«, meinte Catherine.
»Wahrscheinlich ist darüber schon ungeheuer viel geschrieben worden. Du bräuchtest eher zeitgenössische Sachen für deine Fotostrecken.«
»Ja, vielleicht hast du recht. Aber ich muss für die nächste Ausgabe noch etwas Interessantes finden.«
»Am Samstag gibt’s bei Tante Lani ein Luau. Du bist herzlich eingeladen und kannst auch ruhig Freunde mitbringen.«
»Irgendein besonderer Anlass?«, erkundigte sich Catherine.
Kiann’e lächelte. »Eigentlich nicht. Onkel Henry schlachtet ein Schwein. Und er hat einen alten Freund aus Las Vegas zu Besuch, einen Musiker. Vor Jahren haben sie zusammen in einer Kapelle
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