Der Duft der Mondblume
ziemlich radikal.«
»Ja, ich war wohl meiner Zeit voraus«, meinte Lester. »Aber setz dich doch zu uns und trink etwas.«
»Danke, Lester, aber ich muss weiter. Bin auch nicht richtig gekleidet für ein Kaffeestündchen mit einer Dame.« Dabei lächelte er Catherine zu und sah sie zum ersten Mal richtig an.
Bei ihrem Blickkontakt wurde Catherine plötzlich so verlegen, dass sie wegschauen musste.
»Aber besuch mich, Lester. Bitte bring ihn mal bei mir vorbei, Catherine.« PJ machte kehrt, schnappte sich sein Board, winkte noch einmal und trabte dann den Strand entlang.
Nun galt Lesters Aufmerksamkeit wieder Catherine. »Das wäre schön«, meinte er und trank seinen Saft aus. »Ich möchte zu gern wissen, was er da macht. Er hat das richtige Händchen dafür.«
Catherine fragte nicht nach, was Lester damit meinte. Zu verwirrt war sie darüber, dass sie Lester nun zu PJ fahren sollte. Warum eigentlich? Konnte PJ denn Lester nicht selbst abholen? Kurz überlegte sie, ob PJ im Grunde sie sehen wollte und Lester nur ein Vorwand dafür war. Nein, entschied sie. Es war einfacher für alle, wenn sie Lester zur Werkstatt brachte. Aber dennoch war sie ziemlich durcheinander. Sie stand auf.
»Lester, ich glaube, wir sollten jetzt gehen. Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch ein paar Besorgungen machen muss.«
»Wie du meinst, Catherine.« Wieder hakte er sich bei ihr unter. Für Passanten sahen sie aus wie Vater und Tochter bei einem Morgenspaziergang.
Allerdings zögerte Catherine ihr nächstes Treffen mit Lester hinaus, denn sie war sich nicht sicher, ob sie PJ gelassen genug gegenübertreten konnte. Kiann’e erzählte sie, ihr sei gerade nicht nach morgendlichen Schwimmausflügen zumute, und sie wolle Bradleys Abwesenheit dazu nutzen, sich mal gründlich auszuschlafen.
»Bist du sicher, dass dir nichts fehlt? Das klingt so gar nicht nach dir«, meinte Kiann’e. »Soll ich mal vorbeikommen? Dir irgendetwas bringen?«
»Nein danke, mir geht es gut, ehrlich. Wir sehen uns Donnerstag, ja?«
»Na schön.« Kiann’e schien nicht überzeugt. »Es bedrückt dich wirklich nichts?«
Zwei Tage ging Catherine kaum aus dem Haus und schwamm nur mittags kurz in dem Schwimmbad, das zum Stützpunkt gehörte. Am zweiten Tag erhielt sie überraschend einen Anruf von ihrem Mann.
»Bradley! Oh, ich vermisse dich so sehr. Es ist toll, deine Stimme zu hören.«
»Du fehlst mir auch, Schatz. Was tust du gerade?«
»Ich bin zu Hause und miste die Schränke aus. Und im Bad hab ich die Regale gestrichen. Ich bin zurzeit eine richtige Stubenhockerin«, bekannte sie.
»Schön. Hast du in letzter Zeit mal Mrs.Goodwin gesehen oder eins von den Mädels?«
»O ja. Der 4 . Juli war ganz prima. Ich war den ganzen Tag beschäftigt, als offizielle Fotografin des Frauenclubs.«
Das schien Bradley zu freuen. Zumindest klang er erleichtert. »Sehr schön. Prima, Schatz. Und wie läuft’s sonst, keine Probleme?«
»Nein, nichts.«
Catherine rief sich die Broschüre ins Gedächtnis. Darin hatte sie gelesen, wie man als Offiziersgattin bestmöglich seinen Mann unterstützte und dass man keine trivialen häuslichen Schwierigkeiten ausbreiten sollte, wenn man mit dem im Ausland dienenden Gatten Kontakt hatte. Am besten sei es, zuversichtlich und fröhlich zu klingen. »Und bei dir? Wo bist du? Wann kommst du wieder?«
Bradley gluckste leise. »Wir werden die Antwort darauf wohl bald erfahren. Aber alles ist glattgegangen und steht bestens. Ich kann allerdings nicht lange sprechen, denn hier wollen noch mehr Leute telefonieren. Bitte ruf meine Familie an oder schreib ihnen kurz, dass du mit mir gesprochen hast und alles in Ordnung ist.«
»Klar, mache ich.«
»Ich liebe dich, Catherine. Bis bald.« Noch ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er schon aufgelegt.
Catherine wusste, dass Lester darauf brannte, PJ zu besuchen und sich anzusehen, was er tat. Deshalb rechnete sie damit, dass er sich bald bei ihr melden würde. Als das Telefon am späten Vormittag klingelte, lächelte sie daher still in sich hinein.
»Hallo, Lester.«
»Nein, nicht Lester. PJ .«
Sie schnappte nach Luft. »Oh, hallo. Ich hab einen Anruf von Lester erwartet.«
»Wegen ihm rufe ich an. Könntest du ihn demnächst mal bei mir vorbeibringen? Ich hab zu viel um die Ohren, um ihn abzuholen, und er ist ja offenbar gern mit dir unterwegs.«
»Er ist ein angenehmer Begleiter. So ein interessanter Mann. Schade, dass er mir nicht mehr aus seinem Leben
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