Der Duft der Mondblume
gespielt. Das ist Grund genug.«
»Ich komme gerne.«
»Sollen wir Lester dazubitten? Es ist bestimmt Ewigkeiten her, dass er bei einem Luau war«, überlegte Kiann’e.
»Es würde ihm bestimmt gefallen. Aber wird das nicht zu viel für ihn?«
»Nicht, wenn er nur kurz dabei ist. Wir können ja dafür sorgen, dass ihn jemand zwischendrin nach Hause bringt. Das Schwein wird schon morgens in den Imu gelegt, die Leute kommen ab Mittag, zu essen gibt’s also ab dem frühen Nachmittag. Aber das Fest wird sich bis tief in die Nacht hinziehen, mit einem ständigen Kommen und Gehen der Gäste.«
»Fragen wir ihn doch einfach.«
Catherine hatte den ganzen Tag keine freie Minute. Ihr fielen so viele Dinge ein, die sie erledigen musste, dass es schon ziemlich spät war, als sie endlich Zeit fand, an den hellen Lichtern und den cocktailtrinkenden Menschen vorbei in die kleine dunkle Straße zu fahren, wo PJ arbeitete. Beim Einparken sah sie vor der hell erleuchteten, vollgepfropften Werkstatt die Silhouetten mehrerer Menschen. Mit Lesters Fotoalbum unter dem Arm ging sie in den Garten, wo sie auf Damien stieß.
»He, Cath! Schön, dich zu sehen. Was steht an?« Sein australischer Akzent wärmte Catherine das Herz.
»Ich bring PJ Lesters Album, damit er mal einen Blick reinwerfen kann. Lester wollte unbedingt, dass er es sieht. Aber wenn ihr gerade zu beschäftigt seid …« Sie blickte zu PJ , der sie strahlend anlächelte.
»Eine Dame, die Wort hält. Gut zu wissen. Wir sind fast fertig und wollten dann Pizza holen. Setz dich zu uns, dann können wir uns alle zusammen die Entwürfe des alten Herrn ansehen.«
»Er war nie so berühmt wie Duke, oder?«, fragte Damien.
»Lester war viel zurückhaltender, fast ein Eigenbrötler. Immerhin war er ein Haole vom Festland. Duke hingegen war immer vorneweg, stand gern im Scheinwerferlicht, war Botschafter von Hawaii, der Vater des modernen Surfsports und all das. Lester war ein cooler Typ, aber er hielt sich gern im Hintergrund«, erläuterte PJ . »Siehst du das auch so, Catherine?«
»Es ist toll, dass es ihn immer noch gibt. Ich würde gern mehr Zeit mit ihm verbringen«, meinte Damien.
»Er findet es prima, dass die Bronzed Aussies hier sind und die hiesige Szene aufmischen«, sagte Catherine.
»Na ja, heute haben sie versucht, mich fertig zu machen. Die Scheißkerle sind mir da draußen immer wieder vors Brett gesprungen, damit ich endlich abhaue. Hat auch sonst ein paar unschöne Dinge gegeben. Aufgeschlitzte Reifen, Schlägereien, kaputte Boards«, sagte Damien zu PJ .
»Die meisten Einheimischen mögen die Australier«, sagte PJ an Catherine gewandt. »Du solltest hören, wie sie ihren Akzent imitieren, doch manchmal wird’s halt etwas heftig. Da erwacht die Rivalität. Nur dass du keinen falschen Eindruck von den Surfern kriegst.«
»Wieso sollte ich?«, sagte sie leichthin, und PJ sah sie nachdenklich an.
»Die Hawaiianer mögen Menschen mit einem großen Herzen. Doch wenn du sie übers Ohr haust, werden sie es dir nie verzeihen. Dann nehmen sie auch deinen Bruder in Sippenhaft, werden euch und euren Familien zu schaden versuchen«, sagte er. »Aber ich schlage vor, wir gehen jetzt rein. Hier, Bruder, hol Pizza.« Er gab Damien ein paar Dollar und führte Catherine ins Haus.
»Hier wohnst du also?« Ihr Blick glitt durch das unaufgeräumte Haus voller Surfplakate, Bodyboards, Flossen, Schnorchel, Bücher, Zeitschriften, Schallplatten und Kissen. Im Hauptraum stand ein großes Sofa. Überall im Haus sah man behelfsmäßige Lager zum Übernachten.
»Ich penn hier nur, wenn ich arbeite. In dem Haus ist ein ständiges Kommen und Gehen. Nicht so gut organisiert wie im
Nirvana.
«
Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, das alte Strandhaus auf Kauai als gut organisierte Unterkunft zu sehen, aber tatsächlich war es dort vergleichsweise gemütlich. Nie würde sie verstehen, wie Menschen so leben konnten. Aber eigentlich wollte sie sich nicht an das
Nirvana
erinnern. Wenn sie an ihre Zeit mit PJ dort dachte, wurde ihr nur flau im Magen.
»Wo sind deine Sachen? Hast du gar kein Hab und Gut? Lebst wie ein Zigeuner?«, fragte sie.
Er räumte eine Ecke des Küchentischs frei. »Ach, Sachen. Das hält einen nur fest. Meine Klamotten passen ins Handgepäck. Bei einem Flug gebe ich nur die Boards auf. Oder ich verkaufe sie vorher, wenn’s sein muss. Bis auf ein paar Klassiker. Ich hab ein Dick Brewer … das sind phantastische Bretter. Wenn ich es nicht mitnehmen kann,
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